FEM wie Feminismus

So feministisch wie es klingt, ist es auch - die "Fundación entre mujeres", kurz FEM - unsere Partnerorganisation in Nicaragua, die durch ihre starken Frauen beeindruckt.

Nach einer langen Fahrt durch Wald, Dörfer, Gegend und auf recht holprigen Wegen gelangt man in ein kleines Dorf namens Los Llanos, nicht allzu weit entfernt von Estelí im Norden Nicaraguas. Das Klima ist angenehm, kühle Luft schlägt einem ins Gesicht. In einem recht dürftig beleuchteten Raum, der aber auch Feuchtigkeit und Hitze draußen lässt, erwarten uns (wir, das ist die Delegation der Jungschar/DKA Österreichs) eine große Runde von Frauen. Ganz besonders auffallend ist es, dass alle Altersgruppen vertreten sind.

In diesem Land, dessen Geschlechterbilder von Machismo geprägt sind, sitzen nun Bäuerinnen in einem Raum, die für ihre Rechte kämpfen, starke Feministinnen sind und durch Empowerment die Welt verändern wollen - und nicht nur wollen, sie tun es auch! Die Frauen haben angefangen sich zusammenzuschließen und endlich miteinander zu reden - über die Gewalt, die in der Familie passiert, über die ungerechte wirtschaftliche Situation im Dorf, über den Zugang zu Ressourcen und vieles mehr.

Das war nur möglich, weil sie einen geschützten Raum hatten, ohne Männer. Dann haben die Frauen angefangen sich zu organisieren, sich zu bilden, die Zügel in die Hand zu nehmen. Anfang erschien es ihnen unmöglich, dass sie wirklich viel erreichen, dann haben sie gemerkt, dass sie stark sind, dass sie viele sind. Anfang war es vor allem das Thema Gewalt, das die Frauen beschäftigt hat. Viele wollten weggehen, allein leben, doch das war nicht möglich - sie hatten weder Land, noch Geld, noch eine Ausbildung. Also haben sie angefangen, sich auszubilden, viele schafften es bis auf die Universität.

Dann gingen sie noch einen Schritt weiter und sprachen über ihre Rechte, über den Zugang zu Ressourcen, über die ungleichen Verteilungen von Pflichten, von Land, von Geld, von Macht. Heute sind diese Frauen selbst Landbesitzerinnen, sie bauen ihren eigenen Boden an, sie ernten gemeinsam und haben sich in einer Kooperative zusammengeschlossen, die landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee, Malve oder Honig vertreibt. So sind die Bäuerinnen nun auch finanziell unabhängig. Die Frauen sprechen von drei Komponenten der Ermächtigung: die ideologische Komponente (durch Bildung, durch das Wissen über ihre Rechte, durch die Einsicht der Schieflage), die ökonomische und die organisatorische. 

Inzwischen ist nun schon die zweite Generation dazugekommen. Junge Frauen, die zu ihren Müttern, Tanten oder Nachbarinnen aufblicken - sie sehen sie als große Vorbilder, die ihnen ein anderes Leben ermöglicht haben. Dieser beidseitige Respekt prägt den Raum, in dem Frauen miteinander tun, sich bestärken, füreinander da sind. Die jungen Frauen haben schon einen sehr anderen Blick auf ihr Leben, sehr viel mehr Perspektiven und doch ist der Kämpferinnengeist noch kein bisschen abgeflacht. Die Wertschätzung und der gegenseitige Respekt, den sich die Frauen bei FEM entgegenbringen, ist ansteckend, das Feuer des Feminismus lodert.


Als wir bei FEM zu Gast waren durften wir gemeinsam auch einen sehr tollen Abend verbringen, wo  unter anderem eine Autorin dabei war, die uns zwei ihrer Gedichte vorgetragen hat. Diese Gedichte waren so berührend, daher möchte ich sie auch mit euch teilen:


Zwei Gedichte der FEM-Vertreterin Paula Ordoñez:

Eclipse Feminista

Esta media noche
la luna brilla como nunca más lo había
hecho.
Veo ese reflejo en el rostro de una sonrisa
tan linda
que susurra mi oido.
 
Veo como el aire pasa sobre su cabello
haciéndolo mover.
Veo ese brillo en sus ojos
llenos de libertad.
 
Veo como sus mismas manos tan suaves
pasándose por su cuerpo
gritando tan fuerte al viento.
Yo misma me puedo querer,
me puedo amar,
me puedo tocar,
me puedo sentir.
 
Siento el sonido de sus pasos
cuando está bailando,
llena de felicidad,
placer y en su rostro refleja
que se sabe querer

Eclipse Feminista

Der Mond zu dieser Mitternacht
leuchtet heller als jemals zuvor.
Ich sehe den Widerschein eines wunder-
schönen Lächelns im Gesicht,
es flüstert mir ins Ohr.

Ich sehe, wie ein Lufthauch
streifend ihr Haar bewegt.
Sehe diesen Glanz in ihren Augen
voller Freiheit.

Sehe, wie sanfte Hände, ihre eigenen,
über ihren Körper gleiten
und sie laut in den Wind schreit.
Ich selbst kann mich mögen,
kann mich lieben,
mich berühren,
mich spüren.

Ich fühle den Klang ihrer Schritte
wenn sie tanzt.
Voll Freiheit, Lust, heiß,
und ihr Ausdruck zeigt,
dass sie sich zu lieben weiß.


Celda Oscura

Sentía que mi vida se sentía fracasada.
Me sentía sola y angustiada,
sentía que mi cuerpo
se desgarraba en mil pedazos
y al sentir esos hombres sobre mi
me da asco.
 
Sentía el sabor de mis lágrimas saladas
y que mi vida ya no valía nada.
Sus puños atravesaban mi garganta.
Le pedía a gritos que me soltara
y él solo se burlaba a carcajadas.
 
Dejando mi cara toda cicatrizada
y, después, hacer como si no ha pasado nada.
Estar en una celda oscura con el mismo miedo
como cuando desgarraron
cada parte de mi.

Dunkle Kammer

Ich fühlte, dass mein Leben sich gescheitert sah.
Einsam fühlte ich mich und voller Angst,
fühlte, dass mein Körper
in tausend Teile zerriss,
und diese Männer auf mir zu spüren
erfüllte mich mit Ekel.

Ich spürte den Geschmack meiner salzigen Tränen
und dass mein Leben nichts mehr wert wäre.
Seine Fäuste drückten meine Kehle zu.
Laut schreiend flehte ich, er möge mich loslassen –
er lachte mich nur schallend aus.

Voller Narben hinterließen sie mein Gesicht
um danach zu tun, als wäre nichts geschehen.
Gefangen bin ich, in einer dunklen Kammer,
mit der gleichen Angst wie damals
als sie meinen Körper in Stücke rissen.


 

FEM ist eine Partnerorganisation der KJSÖ/Dreikönigsaktion und der Kath. Frauenbewegung.

In einer Kooperative werden Produkte wie Kaffe, Malve und Honig erzeugt.

Auf dem eigenen Boden säen und ernten die Frauen gemeinsam.

Paula Ordoñez, die Autorin der Gedichte "Celda Oscura" und "Eclipse Feminista"