„Kind sein“

Interviews mit Menschen unterschiedlichen Alters

Erinnerungen an die Kindheit tragen viele von uns mit – bis ins hohe Alter hinein denken wir zurück an das, was uns damals beschäftigt hat, worüber wir uns gefreut haben und an die Zeiten, wo es uns vielleicht nicht so gut gegangen ist. Wir haben vier Menschen zu ihren Kindheitserinnerungen befragt und wollten von ihnen wissen, was sie damals, als sie selbst Kind gewesen sind, gerne verändert hätten und was ihnen damals besonders wichtig war.

Axi Eibner, Student, 23
Wie würdest du deine Kindheit in einem Satz beschreiben?
Schön. In einem gesicherten Umfeld aufwachsen können und viel Spaß mit seinen Brüdern haben.

Was wäre dir damals wichtig gewesen?
Dass manche Lehrer/innen in der Schule mehr auf Schüler/innen eingegangen wären, die schlechter waren. Es wurde einfach über sie hinweg gesehen und man hat sich mit diesen Problemen nicht weiter beschäftigt.

Was ist heute besser, wie war das früher?
Früher wurde man nicht so leicht abgestempelt. Das Schubladendenken war auch nicht so sehr bei den Kindern ausgeprägt. Es wundert mich manchmal schon, welche Vorurteile von meinen Kindern kommen. Auch ich war sicher manchmal ein schlimmes Kind, aber ich wurde nicht gleich als Rowdy abgestempelt. Heute finde ich gut, dass es Schüler/innen durch den SGA (Schulgemeinschaftsausschuss) besser gelingt, ihre Vorschläge in das Schulwesesn mit einzubringen. Sie können sich dadurch wirklich Gehör verschaffen und in gewissen Bereichen auch Dinge verändern.

Amalia Schörkhuber, Floristin, 87
Wie würdest du deine Kindheit in einem Satz beschreiben?
Wir haben damals als Kinder viel mitgeholfen und mitgearbeitet – das war damals sehr wichtig.

Was ist/wäre dir wichtig gewesen?
Manchmal war es wegen der vielen Arbeit oder des vielen Schnees für mich nicht möglich in die Schule zu gehen. Aber die Dinge, die ich getan habe waren wichtig und gut. Ich war stolz, die Älteste zu sein.

Was ist heute besser, wie war das früher?
Ich glaube, dass Kinder viel mehr unterschiedliche Möglichkeiten haben. Wenn ich da an früher denke… auch als Mädchen kann man heute schon ganz andere Dinge einfach so tun – ganz anders als damals. Manchmal glaub ich aber auch, dass die Kinder heut die Familie und den Glauben nicht mehr ernst nehmen brauchen. Das find ich dann schade.

Gerald Gump, Pfarrer in Schwechat ,47
Wie würdest du deine Kindheit in einem Satz beschreiben?
Alles zusammengenommen eine sehr schöne Kindheit!

Was ist/wäre dir wichtig gewesen?
Ich als Kind hätte mir damals gerne mehr Mitbestimmung in der Familie und mehr Mitbestimmung in der Pfarre gewünscht, das wäre mir wichtig gewesen, weil das auch die Bereiche waren, die mir besonders am Herzen gelegen sind.

Was ist heute besser, wie war das früher?
Ich denke, dass heute die Grundrechte des Kindes viel aktiver gelebt werden. Es können nicht mehr so viele Dinge „unter der Decke“ passieren wie früher. Das ist nicht mehr möglich, hier wird Gott sei Dank vieles aufgedeckt. Wenn heute mehr über solche Dinge in der Zeitung steht heißt das nicht, dass sie mehr passieren, sondern dass mehr darüber gesprochen wird.

Mag. Iris Bereis, Pharmazeutin, 60
Wie würdest du deine Kindheit in einem Satz beschreiben?
Ich hatte an sich eine fröhliche Kindheit, trotzdem habe ich mich oft unterdrückt gefühlt.

Was wäre/ist dir wichtig gewesen?
Ich hätte gerne mehr Freiheiten, aber auch mehr Zuwendung von meinen Eltern gehabt. Ich habe mich sehr von meinem Vater eingeengt gefühlt. Außerdem hätte ich mir mehr Frieden in der Familie gewünscht, als Kind fand ich das sehr schlimm, dass sich meine Eltern oft gestritten haben.

Was ist heute besser, wie war das früher?
Ich denke auf Kinder wird heute mehr Rücksicht genommen. Ihre Anliegen werden, glaube ich, ernster genommen. Vor allem glaube ich, dass mehr Wert auf Eigenverantwortung und Selbstständigkeit gelegt wird. Außerdem finde ich es gut, dass sich viele alte Erziehungsmethoden geändert haben, und dass man heut mehr auf ihre persönliche Entwicklung achtet als früher.


Die Interviews wurden geführt von Kathi Bereis und Sara Dallinger.

[aus dem kumquat "Kinderrechte" 2009]