Was ist wichtig für die Gestaltung des Alltags?
Vielleicht scheint es für Gruppenleiter/innen wichtiger, Programmpunkte vorzubereiten, als sich über die Organisation des Abwaschens Gedanken zu machen. Doch gerade der Alltag ist ein wichtiger Rahmen für alles weitere Geschehen am Lager. Wird diesem Rahmen genügend Aufmerksamkeit geschenkt, so kann vielen Konflikten, die sich aus Missverständnissen oder Informationsmangel ergeben, aber z.B. auch Langeweile oder Heimweh entgegengewirkt werden.
Bei der Gestaltung einzelner Programmpunkte liegt der Schwerpunkt auf dem Bemühen, neue Erfahrungen und Erlebnisse zu ermöglichen. Umso mehr soll der Alltag klare und verlässliche Orientierungspunkte bieten, damit sich die Kinder auskennen und geborgen fühlen. Zu viel Neues kann im Alltag überfordern und so Angst, Aggression oder Heimweh erzeugen.
Kinder brauchen Fixpunkte innerhalb des Alltags, sie müssen wissen, was auf sie zukommt, was wann und wo passiert. Das gilt insbesondere für jüngere Kinder, die vielleicht zum ersten Mal ohne ihre Eltern weg sind. Daher bedarf es einer gut vorbereiteten Infrastruktur, eines geregelten Tagesablaufes, der sich nicht permanent ändert, einer bewussten Gestaltung der Räume und besonders der Art der Kommunikation.
Ein geregelter Alltag bedeutet aber nicht, dass den Kindern vorgeschrieben wird, wie sie was wann zu tun haben. Gerade ein Lager bietet für Kinder die Möglichkeit, Dinge individuell und selbstverantwortlich zu gestalten. Zu Hause müssen Kinder z.B. zu einem bestimmten Zeitpunkt aufstehen, um rechtzeitig in die Schule zu kommen. Am Lager kann jedes Kind selbst entscheiden, wie lange es bis zum Beginn des Programms im Bett bleiben will.
Die Gestaltung der alltäglichen Dinge durch die Gruppenleiter/innen soll diese selbstständigen Entscheidungen ermöglichen und unterstützen. So lässt z.B. ein Buffettisch zu, dass jedes Kind zwischendurch Nahrung zu sich nehmen kann, wenn es Hunger hat. Oder: Die Kinder können selbst auswählen, mit wem sie ein Zimmer teilen wollen.
Gerade im Alltag werden grundsätzliche Werte und Verhaltensweisen des Zusammenlebens vermittelt. Wenn Kinder erleben, wie es möglich ist, bei einem Lagerparlament gemeinsame Entscheidungen zu treffen, bei denen auch Wünsche von Minderheiten berücksichtigt werden, lernen sie oft mehr als z.B. bei einer Aktion zu diesem Thema. Ein Abendgebet unter freiem Himmel, während es langsam dunkel wird, oder der selbstverständliche, ungezwungene Dank für verschiedenste Aspekte des gemeinsamen Lebens vor dem Essen kann bei den Kindern mehr Eindruck hinterlassen als eine Gruppenstunde über das Beten.
Außerdem haben wir noch Tipps zu folgenden Alltagsstichworten: