Der Kreis der Gruppenleiterinnen und der Kreis der Freundinnen sind zwei Kreise, deren Koexistenz sich ständig ändert. Sie können sich decken, sie könne sich überlappen aber sie könne auch nebeneinander liegen. In diesem Artikel möchte ich nicht werten, wie diese Kreise in Berührung stehen sollten - jede dieser Variationen hat seine Vor- und seine Nachteile (die Vorteile eines Freundeskreis wären zum Beispiel, dass er die Gruppen zusammenschweißen würde. Ein Nachteil wiederum ist es, dass es schwierig ist für neue Gruppenleiterinnen dazu zu gehören). Ich möchte im Folgenden lediglich einige Situationen skizzieren um ein Bewusstsein dafür zu schaffen.
Gemeinsames Erleben
Gemeinsame Interessen und Erlebnisse sind gute Voraussetzungen für eine Freundschaft und genau solche Gemeinsamkeiten bietet die Jungschararbeit zu Genüge. Die Begeisterung für Kinder, gemeinsame Aktionen, das gemeinsame Lösen von Problemen und Schwierigkeiten und natürlich das Lager, wo nicht nur zwischen den Kindern sondern auch zwischen den Gruppenleiterinnen ein Wir-Gefühl entsteht, ist ein idealer Nährboden für eine funktionierende Gemeinschaft. Und genau diese Gemeinschaft ist mitunter einer der Gründe, warum die Gruppenleiterinnen so viel Zeit und Energie in die Jungschararbeit stecken.
Soziale Verknüpfungen
Oft setzt sich die Gruppenleiterinnen-Runde aus Personen zusammen, die außerhalb der Jungschar noch die eine oder andere gemeinsame Schnittstelle haben. Einige waren/sind in der selben Schule, ein paar sogar in der selben Klasse, viele waren früher selber Jungscharkinder. Das heißt,, dass sich (fast) alle auch in anderen Gruppenstrukturen begegnen und genau darin liegen Schwierigkeiten begraben.
Gemeinsam arbeiten - gemeinsam weggehen
Wenn man in einem Team arbeitet ist es durchaus normal, dass man mit dem einen besser und mit dem anderen weniger gut kann. Dadurch ergibt sich einerseits die große Chance, dass sich neue zwischenmenschliche Beziehungen ergeben oder sogar neue Freundschaften gebildet werden. Auf der anderen Seite kann auch genau das Gegenteil eintreten. Es ist nicht unbedingt gesagt, dass man mit Leuten, die man zu seinen Freundinnen zählt, auch gut zusammenarbeiten kann. Das bedeutet, dass so sehr ich die eine oder andere auch persönlich schätze und mag, ich aber vielleicht nur schwer mit ihr zusammen arbeiten kann.
In einer Gruppenleiterinnen-Runde wie ich sie oben skizziert habe, kann es in der Besprechung zu einem offenen Schlagabtausch oder auch nur zu (konstruktiver) Kritik kommen. Nun ist es aber so, dass aufgrund der oben angesprochenen Vernetzung solche Besprechungen auch Einfluss außerhalb der Jungschar haben - es kann schwierig sein, mit jemandem etwas trinken zu gehen mit der man am Vortag eine Auseinandersetzung gehabt hat.
Gemeinsame Aktionen
Für viele Gruppenleiterinnen ist es ein Ziel, dass sich aus dieser Runde auch ein (oder sogar der) Freundeskreis herauskristallisiert. Eine Möglichkeit, diesem Ziel ein wenig nach zu helfen wären gemeinsame Aktionen; z.B.: Kino, essen gehen, Bowling, ein Spiele-Abend, .... oder eventuell sogar ein gemeinsames Wochenende zusammen verbringen - einfach so zum Spaß, um sich besser kennen zu lernen.
Ein wichtiger Punkt bei solchen Aktionen ist, dass die Jungschararbeit zuhause gelassen wird, dass etwaige Konflikte nicht mit hineingetragen werden und dass man so auch mit Gruppenleiterinnen ins Gespräch kommt, mit denen man sonst nicht so eng zusammen arbeitet.
Generationen
Dass Generationenwechsel oft Schwierigkeiten mit sich bringen können, ist hinlänglich bekannt. In solchen Situationen muss man überlegen, was die neue Gruppenleiterinnen-Runde will. Was möchte sie ändern oder was möchte sie beibehalten im Vergleich zu früher? Die wenigsten denken in solchen Situationen allerdings an zwischenmenschliche Beziehungen, aber für diese gilt genau das gleiche: Früher war die Gruppenleiterinnen-Runde auch DER Freundeskreis - wollen wir das auch? Oder ist es uns lieber wenn sich diese zwei Kreise nur überlappen?
Eine andere Situation, die bei einem Generationenwechsel auftreten kann ist, dass eine ältere Gruppenleiterin auf einmal die letzte ihrer Generation ist. Aber auch der umgekehrte Fall kann eintreten: eine neue Gruppenleiterin findet nur schwer Anschluss. Und egal ob alt oder jung: beide werden irgendwie in eine Außenseiterinnenrolle gedrängt.
Junge Gruppenleiterinnen
Für junge Gruppenleiterinnen ist es oft reizvoll, die Gruppenleiterinnen-Runde auch zum Freundeskreis zu machen. Zum einen kennen sie sich eh aus der Schule, zum anderen ist es cool, dazuzugehören und zu guter Letzt drücken die Eltern gerne mal ein Auge zu, wenn man mal mit der Jungschar länger weg ist oder für ein Wochenende irgend wohin fährt.
Recht auf ein Privatleben
Was, du gehst nicht mehr mit was trinken? Mit wem triffst du dich denn? Solche Fragen - eventuell auch noch mit einem vorwurfsvollen Unterton - können durchaus Schwierigkeiten hervorrufen. Dadurch kann sich Vergnügen in Pflicht verwandeln. Damit verschwindet allerdings nicht nur der Spaß mit den anderen Gruppenleiterinnen fort zu gehen, sondern auch der Spaß an der Jungschararbeit kann dadurch geschmälert werden. Auf der anderen Seite stehen die Gruppenleiterinnen, die den Freundeskreis zerbröckeln sehen, die keine anderen haben um fort zu gehen, die vielleicht sogar eifersüchtig sind. Auch hier kann der Spaß an der Jungschararbeit schwinden.
Verpflichtung
Ein Freundeskreis entsteht, weil sich die Leute gerne treffen und gerne die Zeit miteinander verbringen. Eine Grundvoraussetzung ist, dass sich keine verpflichtet fühlt, mit wem was trinken zu gehen - wer Lust hat, soll kommen; es soll ja schließlich allen Spaß manchen. Das heißt, wenn jemand nicht kommen will, ist das auch in Ordnung. "Hey ich geh morgen ins Kino, will wer mitkommen?" Ja - na super; Nein - vielleicht ein andermal.
Solange ihr offen für Veränderungen seid, euch einfach überlegt, was denn die Gruppenleiterinnen wollen und das dann umsetzt, werden die Kreise immer genau so zueinander liegen, wie sie gerade zu euch passen. Viel Spaß noch.