Was soll ich heute anziehen? Eine Hose? Einen Rock? Meine gepunktete Bluse?
Vielleicht kennst du Fragen dieser Art? Jeden Tag ziehen wir uns an und um. Kleidung begleitet uns täglich. Trotzdem denken wir wahrscheinlich nicht oft darüber nach, wo unsere Kleidung herkommt, wer sie unter welchen Umständen produziert hat, usw. Die Clean Clothes Kampagne, kurz CCK, will uns auf diese Fragen aufmerksam machen und versucht, uns Konsument/innen über die herrschenden Arbeitsbedingungen in den Produktionshallen unserer Bekleidungs- und Sportartikel zu informieren.
Ein Großteil der Kleidung, die wir in Österreich kaufen können, wurde bzw. wird in Ländern aus Asien, Lateinamerika, Nordafrika oder Osteuropa produziert. In diesen Ländern ist es möglich, die Kleidung sehr billig herzustellen: Die Arbeiter/innen bekommen wenig Geld, meist weniger als gesetzlich festgeschrieben ist. Oft sind die Arbeitsbedingungen sehr schlecht. Zum Beispiel wird teilweise mit schädlichen Farbstoffen gearbeitet, ohne Schutzhandschuhe zu Verfügung zu stellen. Oder manchmal haben Arbeiter/innen nur einen Tag im Monat frei, Krankenstand oder Mutterschutz existieren meistens nicht. Die CCK deckt Bedingungen in Betrieben auf, veröffentlicht diese und ruft somit uns Konsument/innen auf, entsprechend zu handeln.
Lobbbyarbeit
Neben dieser Informationsarbeit, die sich an Konsument/innen richtet, versucht die Kampagne auch, Firmen dazu zu bewegen, die Arbeitsbedingungen in ihren Zulieferfabriken zu verbessern. In einem Verhaltenskodex hat die CCK festgeschrieben, welche sozialen Mindeststandards Unternehmen einhalten sollen. Zum Beispiel sollen die Arbeiter/innen gerecht bezahlt werden, sie sollen fest angestellt sein, sich zu Kollektivverhandlungen treffen dürfen, um gemeinsam bessere Entlohnung zu fordern. Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Diskriminierung und zu lange Arbeitszeiten dürfen in Betrieben nicht vorkommen. Die einzelnen Punkte des Verhaltenskodex stützen sich auf sieben grundlegende Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen.
Um sicherzustellen, dass diese sozialen Mindestanforderungen in Betrieben auch wirklich angewandt werden, fordert die CCK Kontrollen durch unabhängige Instanzen. Momentan gibt es drei solcher Instanzen – Fair Wear Foundation (FWF), Fair Labor Association (FLA), Ethical Trading Initiative (ETI) – die mit Hilfe von Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Unternehmen überprüfen. Das Ziel des Verhaltenskodex ist es, die Arbeiter/innen vor Ausbeutung zu schützen. Sie verfügen somit über ein Mittel, ihre Rechte wahrzunehmen, einzufordern und zu verteidigen. Bei konkreten Aktionen – wie das Verfassen von Protestbriefen an die Unternehmen und Regierungen – werden die Arbeiter/innen von der CCK unterstützt.
Die Kampagne ist als Plattform in zwölf europäischen Ländern organisiert. Ausgegangen ist sie 1990 von den Niederlanden. In Österreich existiert die CCK seit 1996, wird heute von 13 Organisationen getragen und von der Südwind Agentur koordiniert. Neben der Organisierung der Kampagne als Plattform gibt es in einigen anderen europäischen Ländern Projektgruppen oder Initiativen. Ein internationales Netzwerk, in dem auch Gewerkschaften und gewerkschaftliche Verbände aus allen Kontinenten vertreten sind, unterstützt die europäische CCK.
Wirkung
Die unterschiedlichen Aktionen der Clean Clothes Kampagne haben bereits einiges bewirkt: Viele Unternehmen lassen Verhaltenskodizes und Kontrollen zu, es wurden Entschädigungsfonds für Arbeiter/innen, die aufgrund einer Betriebsschließung entlassen wurden, eingerichtet. Trotz dieser Erfolge sind noch lange nicht alle Bedingungen verbessert. Immer wieder gibt es Meldungen über schwerwiegende Vergehen. In Österreich hat noch kein Unternehmen den Verhaltenskodex unterschrieben. Es liegt auch an uns Konsument/innen, unsere Macht beim Einkaufen zu nützen, auf Hintergründe aufmerksam zu machen, Druck auszuüben und hier unseren Teil zu gerechten Arbeitsbedingungen beizutragen.
Mehr Informationen zur Clean Clothes Kampagne, Ideen zum Aktiv werden, Firmenprofile, Tipps, wie man einkaufen kann, ohne ausbeuterische Arbeitsverhältnisse zu unterstützen und wo man Informationen dazu findet, sowie einiges mehr findest du unter http://www.cleanclothes.at.
Alle Infos stammen aus dem Clean Clothes Aktionshandbuch „Mein Style. Meine Verantwortung.“ Das Aktionshandbuch ist auf der oben genannten Homepage bestell- bzw. downloadbar.
Betti Zelenak
aus dem kumquat "grün" 1/2010