In den meisten Pfarren beginnt Jungschar erst nach der Erstkommunion, es gibt aber auch einige Pfarren, in denen Gruppen für 6- bis 8-Jährige viel Anklang finden.
In vielen Punkten gestaltet sich die Jungschararbeit mit dieser Altersgruppe natürlich nicht wesentlich anders als mit Älteren, ein paar Aspekte gilt es aber sicher zu überlegen, damit sich alle Beteiligten wohl fühlen - die Kinder, die Gruppenleiter/innen und auch die Eltern.
Gruppenbildung
Wenn die Kommunionvorbereitung quasi als „Jungschar-Sprungbrett“ fehlt, stellt sich die Frage, wie man Kontakt zu der Zielgruppe herstellen kann – wo und wie man am besten Kinder einladen kann. Geschwisterkinder aus der Pfarre erreicht man relativ einfach über die schon bestehenden Kontakte, „neue“ Kinder erreicht man hingegen gut über eine Zusammenarbeit mit umliegenden Volksschulen, mit dem Hort oder dem Pfarrkindergarten, bei deren Elternabenden man sich zum Beispiel vorstellen kann, oder wo man Infofolder in den entsprechenden Klassen und Gruppen austeilen kann.
Elternarbeit
Für jüngere Kinder ist es oft noch nicht so einfach, sich von ihren Eltern für eine Zeit lang zu trennen und alleine in einer Gruppe zu bleiben, bzw. auch umgekehrt – für die Eltern ist es manchmal nicht leicht, ihre Kinder in „fremder Umgebung“ zu lassen. Bei einer ersten Gruppenstunde ist zu überlegen, ob die Eltern die ganze Zeit dabei bleiben dürfen bzw. sollen. Hier ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse vor allem der Kinder zu berücksichtigen. In den weiteren Stunden ist es für den bevorstehenden „Gruppenalltag“ sicher leichter, wenn Eltern nach z.B. Vorstellung der Gruppenleiter/innen und einer kurzen Besichtigung der Räumlichkeiten erst wieder zum Abholen kommen.
Der Elternarbeit kommt sicher eine stärkere Rolle zu, denn auch für Eltern muss Jungschar noch nicht unbedingt ein Begriff sein. Ein guter Kontakt zu den Eltern ist also besonders am Anfang wichtig - über Gespräche beim Hinbringen und Abholen, sowie genügend Information (Elternabende, Infozettel etc) - vorrangig ist aber sicher der Draht zu den Kindern und deren Erwartungen und Bedürfnisse!
Spezielle Bedürfnisse?
Kinder in dem Alter bringen meist viel Neugier und eine große Begeisterungsfähigkeit mit, haben aber eine relativ kurze Aufmerksamkeitsspanne und umso größeren Bewegungsdrang.
Für die Gruppenstunde bedeutet das also – noch mehr als für ältere Kinder - Jungschar im wahrsten Sinn des Wortes spielerisch erfahrbar und begreifbar zu machen und das am besten auf eine nicht „schulische“ Weise. Das bedeutet auch eine relativ genaue und intensive Vorbereitung der Gruppenstunden, anders als für ältere Kinder sind „Leerlaufphasen“ oder „selbstständiges Beschäftigen“ langweilig und können unangenehme Unruhe und sogar Unsicherheit bewirken.
Spielen
Gemeinsames Spielen ist daher von großer Bedeutung und sollte Teil jeder Gruppenstunde sein. Besonders wichtig ist dabei, den Spaß absolut in den Vordergrund zu stellen und absehbare, unangenehme Situationen zu vermeiden, sprich, z.B. unter keinen Umständen Spiele im Dunkeln zu spielen, die sehr schnell Angstsituationen erzeugen. Auch von Konkurrenzspielen bzw. Spielen mit Ausscheiden ist auf jeden Fall abzuraten! Viel besser eignen sich Spiele, bei denen sich alle Kinder möglichst viel bewegen und möglichst viel am Spielgeschehen teilhaben können, z.B. Laufspiele, Kreisspiele, Tanzspiele, Schwungtuchspiele etc.
Spielen ist aber nicht nur zum Austoben sinnvoll, sondern auch als Methode gut einsetzbar. Denn Lesen und Schreiben können nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden, somit sind sämtliche Plakatmethoden nur sehr beschränkt einsetzbar, dafür aber alle Methoden, die mit Bildmaterial arbeiten.
Bei Spielgeschichten, Mitmachgeschichten, Spielen mit Handpuppen und Rollenspielen hingegen können sich Kinder gut einbringen, je mehr Material, desto mehr Neugierde und Begeisterung wird geweckt - Materialanimation funktioniert bei dieser Altersgruppe sicherlich am besten.
Rituale
Wichtig für den Gruppenalltag ist, ein gesundes Maß an Neuem, Spannendem, Regelmäßigem und Gewohntem zu finden. Ein gemeinsames Gruppenstundenanfangs- bzw. –endritual strukturiert die Gruppenstunde und dient den Kindern als Einstiegs- und Ausstiegsphase – sei es ein Lied, ein Tanz, eine Geschichte, das Auftreten eines Gruppenmaskottchens, etc.
Das Wiederholen von Spielen, bzw. Einbauen von gleichen Spielen in unterschiedlichen Spielgeschichten wird in diesem Alter keinesfalls als langweilig empfunden – zu viel Neues kann mitunter sogar einfach zu viel sein.
Neue Spiele zu erklären, funktioniert auf jeden Fall besser, wenn die Gruppenleiter/innen Kinder nicht „überschreien“ müssen, sondern sich z.B. alle kurz dafür hinsetzen, auch die Gruppenleiter/innen – so ist auch einfach geklärt, wann das Spiel anfängt, nämlich erst wenn alle aufgestanden sind.
Unterforderung ? Überforderung ?
6- bis 8-Jährige sind meist noch sehr unterschiedlich hinsichtlich ihrer motorischen Entwicklung. Es ist gut, sich das bewusst zu machen und darauf zu schauen, dass Kinder sich möglichst wenig über- oder unterfordert fühlen. Prinzipiell gilt hier auf jeden Fall, Konkurrenzsituationen zu vermeiden und den Spaß an der Sache, nicht die Perfektion als Ziel zu haben.
Das gilt z.B. beim Basteln - nicht alle Kinder basteln gerne bzw. können eben unterschiedliche Sachen besser oder schlechter. Es empfiehlt sich also, Dinge zu basteln, die individuell gestaltet werden können und nicht als „einheitlicher“ Prototyp enden sollen, bzw. Dinge zu basteln, die danach auch spielerisch einsetzbar sind, wie Musikinstrumente, Verkleidungen und Spielgeräte – so kann unterschiedliche Bastellust und auch „Bastelfähigkeit“ gut überbrückt werden.
Gruppenleiter/innenrolle ?
Kinder in dem Alter werden gewisse Dinge mehr einfordern und brauchen als ältere Kinder - ein besonderes Bedürfnis nach Nähe zum Beispiel, das sich vielleicht dadurch bemerkbar macht, dass Kinder am Schoß sitzen wollen, getröstet werden wollen oder im wahrsten Sinn des Wortes „an einem hängen“. Wichtig ist dabei, sich an den Bedürfnissen der Kinder zu orientieren, aber auch die eigenen Grenzen wahrzunehmen.
Das subjektive Empfinden, wie „süß“ ein Kind ist, sollte - wie auch bei älteren Kindern - dabei keine Rolle spielen, auch nicht bei gruppenalltäglichen Situationen, wenn Kleingruppen eingeteilt oder Aufgaben verteilt werden, Gruppenleiter/innen sich helfen lassen oder Konsequenzen setzen!
Als Gruppenleiter/in einer Gruppe dieses Alters muss man auch mit nicht ganz alltäglichen Situationen rechnen. Es kann schon vorkommen, dass ein Kind in die Hose macht, unbedingt nach Hause will, beim Spielen stolpert oder einen Weinkrampf bekommt, weil ein Patschen verloren gegangen ist – ein liebevoller Umgang und Ernstnehmen der Probleme ist dabei auf jeden Fall angesagt. Oft hilft es in solchen Situationen, schnell die Neugierde für etwas anderes zu wecken und das Spannende und den Spaß, nicht das „Leid“ in den Vordergrund zu stellen.
Vielleicht öfters als bei älteren Gruppen wird man sich auch mit Schließen und Auflösen von „Freundschaften“ konfrontiert sehen, wobei der Ausdruck „Spielgemeinschaft“ wohl besser passt und kaum damit zu vergleichen ist, was man als Gruppenleiter/in selbst zu Gleichaltrigen pflegt.
Gruppen für 6- bis 8-Jährige stellen sicher eine besondere Art der Beziehungsarbeit dar. „Besonders“, weil vielleicht die Gestaltung dieser Beziehung sehr intensiv ist und viel Vorbereitung braucht, „besonders“ aber auch, weil es sehr bereichernd ist. Denn in keinem Alter zeigen die Kinder offener ihre Begeisterung und es ist einfach sehr schön, als Gruppenleiter/in schon so früh zu den Kindern eine Beziehung aufbauen zu können und sie heranwachsen zu sehen.
Babsi Maly, Lisi Straßmayr
Tipps:
Spiele und Methoden für jüngere Kinder findest du z.B. in den Behelfen „Es denkt die Hand“ oder in der Spielemappe, erhältlich im JS-Büro.
[aus dem kumquat "feiern" 2007]