Eine Chance für die Jungschararbeit

Die neuen Pfarrstrukturen in der Erzdiözese

Schon seit einigen Jahren gibt es den APGProzess in der Erzdiözese Wien. Unter dem Rahmen der Apostelgeschichte (APG) wird versucht, einen neuen Aufbruch zu wagen und das Christentum wieder mehr zu den Menschen zu bringen. Ein konkretes Ergebnis dieses Prozesses sind die Veränderungen der Pfarrstrukturen in der Erzdiözese Wien. In Zukunft soll es – verkürzt gesagt – Zentralpfarren geben mit mehreren Priestern und dazu mehrere Teilgemeinden, die von ehrenamtlichen Lai/innen geleitet werden.

Grundsätzlich, aber natürlich auch für die Jungschar, bietet das neue Möglichkeiten der Vernetzung, der Zusammenarbeit aber auch der Schwerpunktsetzung. Nachstehend wollen wir einige mögliche Modelle vorstellen, wie sich die Struktur der Jungschararbeit verändern kann. Grundsätzlich gehen wir natürlich auch weiterhin von einer gruppenzentrierten Struktur aus, die den Kern der Jungschararbeit bildet. Außerdem gehen wir davon aus, dass im Idealfall ehrenamtliche – meist jugendliche – Gruppenleiter/innen aktiv sind,  ohne hauptamtliche Unterstützung.

Modell 1: Die Jungscharpfarrgemeinde

In einer Gemeinde, in der Jungschar sehr stark ist (oder werden soll) gibt es die Möglichkeit, die gesamte Gemeinde sehr stark am Leben der Kinder auszurichten und Jungschar & Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Das beginnt bei einem Kleinkindertreff, geht über den Pfarrgemeindekindergarten bis zu einem Pfarrgemeindehort. Alle diese Einrichtungen können sehr stark vom ganzheitlichen, kooperativen Zugang der Jungschar geprägt sein (siehe auch das „Jungscharmanifest“).

Zusätzlich kann es Angebote wie Lerngruppen (auch interreligiös), Kinderfeste aber auch pädagogische Weiterbildungsveranstaltungen für Eltern geben. Gottesdienste in denen auf die Kinder eingegangen wird und wo sie im Mittelpunkt stehen finden natürlich selbstverständlich jeden Sonntag statt.

Eine „Kinderlobbygruppe“ kann gemeinsam mit den Kindern ihre Anliegen versuchen zu vertreten und umzusetzen. Und eine DKA-Gruppe kann sich mit dem großen Bereich der Entwicklungszusammenarbeit beschäftigen. Dazu kommen natürlich die „klassischen“ Jungscharaktivitäten wie Gruppenstunden für alle Altersgruppen, Lager, Sternsingeraktion usw. Die Räume für Kinder sind kindgerecht ausgestattet und entsprechend groß bemessen.

Wichtig ist es natürlich auch, dass gerade die Jungschargruppenleiter/innen gut in die Gemeindeleitung eingebunden sind, ältere Gruppenleiter/innen sich vielleicht sogar trauen die Gemeindeleitung für ein paar Jahre zu übernehmen. Durch die jahrelange Leitung  von Jungschargruppen (oder auch Jungscharlagern) haben Gruppenleiter/innen schon wichtige Leitungsgrundlagen gelernt und Erfahrung bei Konfliktlösung, Organisationsmanagement usw..

Vorteil: Sehr anziehend für Kinder, Eltern und Menschen die Kinder lieben

Nachteil: Wer mit Kindern wenig am Hut hat, muss sich eine Nische oder andere eine Pfarrgemeinde suchen Zentralpfarre bemessen. Wichtig ist es natürlich auch, dass gerade die Jungschargruppenleiter/innen gut in die Gemeindeleitung eingebunden sind, ältere Gruppenleiter/innen sich vielleicht sogar trauen die Gemeindeleitung für ein paar Jahre zu übernehmen.

Modell 2: Eine starke Jungschar in einer Pfarrgemeinde

Wenn es in einer Gemeinde viele Jungschargruppen gibt, so besteht die Möglichkeit die Jungschararbeit innerhalb einer Zentralpfarre und ihrer Teilgemeinden auf diese Gemeinde zu zentrieren. Das hat den Vorteil, dass man in einer Gemeinde kindgerechte Räume einrichten kann, dass viele Aktivitäten der Jungschar (inkl. Gottesdiensten etc.) hier konzentriert sind und die Kinder (und ihre Eltern) einen sehr positiven Zugang zur Pfarre finden und eingebunden werden.

Die Kindergruppen sind groß genug, um attraktive Dinge gemeinsam zu machen und das Lager eine Selbstverständlichkeit. Die Gruppenleiter/innen sind alle an einem Ort aktiv, können sich gut vernetzen und sind ein eingespieltes Team. Es ist das abgeschwächte Modell der „Jungschargemeinde“, wo das Gemeindeleben nicht hauptsächlich an den Kindern ausgerichtet ist, aber trotzdem die Jungschar eine wichtige Rolle spielt.

In den anderen Gemeinden kann man sich dafür auf andere Schwerpunkte konzentrieren und die Kindern groß wird) kann man mit einem Teil der Kinder und Gruppenleiter/innen auch in der Nachbarpfarrgemeinde einen Ableger gründen.

Vorteil: Attraktiv für Kinder und Gruppenleiter/innen

Nachteil: Kinder werden aus anderen Pfarrgemeinden „abgezogen“

Modell 3: Vernetze Jungschargruppen in mehreren Pfarrgemeinden

Es geht natürlich auch ohne eine Pfarrgemeinde mit einem Jungscharschwerpunkt. Dafür werden in den einzelnen Teilgemeinden eine oder mehrere Jungschargruppen angeboten. Dies machen im Idealfall mehrere Gruppenleiter/innen, wenn es nicht anders geht, kann natürlich auch eine Person in mehreren Pfarren Jungschargruppen leiten. Um Synergien gut zu nützen, kann man eine gemeinsame Gruppenleiter/innenrunde organisieren, ebenso ein gemeinsames Lager.

Trotz der Vernetzung kann es natürlich sein, dass sich die einzelnen Jungscharen in den Gemeinden aufgrund ihrer Größe oft schwer tun wahrgenommen zu werden und Gruppenleiter/innen oft Einzelkämpfer/innen bleiben.

Vorteil: Jungschar nahe vor Ort, besser als gar keine Jungschar

Nachteil: Kleine Jungschar, manchmal Einzelkämpfer/innen in der Pfarre

Modell 4, 5, 6 …

Natürlich steht es allen Pfarrgemeinden frei, noch andere Modelle auszuprobieren. Eines, wo jede zweite Gemeinde eine Jungschargemeinde ist oder eines wo in allen Gemeinden Jungschar sehr stark ist etc. Wir stehen erst am Anfang eines Prozesses und hoff en auf viele weitere anregende Ideen und Modelle!