Manchmal kommt Dankbarkeit in meinem Alltag eindeutig zu kurz. Zum Beispiel bei Dingen, von denen ich immer wieder vergesse, dass sie eigentlich nicht selbstverständlich sind: Die Wohnung, in der ich wohnen darf; die Familie, in der ich mich so aufgehoben fühle; das Studium das mir wirklich Freude macht.
All das sind Geschenke die ich bekomme, und für die ich viel zu selten Danke sage. Es gibt aber noch etwas viel Größeres, für das wir alle dankbar sein dürfen. In der Bibel wird über dieses Geschenk das ich meine durch ein Gleichnis erzählt:
In der Geschichte vom verlorenen Sohn (Lk 15, 11-32) bekommt der Sohn gleich am Anfang ein Geschenk: Sein Vater gibt dem Sohn seinen Teil des Erbes schon vor seinem Tod. Der Sohn nimmt dieses Geld, verschwindet und verspielt alles was er hatte. Er geht so – verarmt – seinen Weg, nimmt Gelegenheitsjobs an und hat irgendwann weniger zu essen als die Tiere, die er hütet. Da beschließt er, seinem Vater anzubieten, dass er doch für ihn arbeiten könnte, weil er weiß, dass sein Vater ein guter Arbeitgeber ist.
Und jetzt kommt das wirklich große Geschenk: Was macht der Vater? Anstatt seinem Sohn nachzutragen, dass er alles verspielt hat, nimmt er ihn wieder zu Hause auf und freut sich vor allem, dass er ihn wieder zurück hat. Ich finde, das ist ein ziemlich cooler Vater, der seinem Sohn so ganz selbstsicher ein Zuhause, ein Vertrauen und seine Liebe schenkt, ohne irgendwelche Gegenleistungen zu verlangen.
Aber was hat das jetzt mit mir und meiner Dankbarkeit zu tun?
Nun ja, vor allem, dass ich – und wir alle – auch so einen coolen „Vater“ hab, nämlich Gott. Dass ich meinen Weg gehen kann, so wie der verlorene Sohn, und vielleicht auch zwischendurch mal alles verspielen und so richtig Mist bauen. Am Ende kann ich mir immer sicher sein, dass ich zu Gott zurückkommen darf, und von ihm lieb gehabt werde, genau so wie ich bin.
Danke!
Nani Ferstl
kumquat "lol" 4/2013