Ein Hintergrundartikel
Seit einiger Zeit geistert viel über das Phänomen des „Klimawandels“ durch die Medien. Gibt man in einer Internetsuchmaschine „Klimawandel“ ein, findet man sehr viele unterschiedliche aktuelle Artikel dazu. Oft geht es darum, ob sich das Klima wirklich drastisch verändert, was die Menschen damit zu tun haben, welche alternativen Formen für unseren Lebensstil es gibt, wie wir sparsamer mit Ressourcen umgehen können, welche Versuche auf staatlichen Ebenen gemacht werden, um das Problem in den Griff zu bekommen. Das Thema „Klimawandel“ (be)trifft uns somit auf sehr unterschiedlichen Ebenen. Dieser Artikel will die unterschiedlichen Ebenen beleuchten und etwas greifbarer machen.
Natürlicher Klimawandel
Das Klima der Erde ist immer schon im Wandel. Mit Hilfe von Eisbohrungen im ewigen Eis von Grönland, Grönland ist die größte Insel der Welt, konnten Wissenschaftler/innen die Klimageschichte der Erde 400.000 Jahre zurück verfolgen. Regelmäßige Wechsel von Kälteperioden, diese dauern ungefähr 90.000 Jahre an, und Wärmeperioden, diese dauern 10.000 Jahre an, gelten als natürlich. Momentan befinden wir uns gerade in einer Wärmeperiode. Diese Wechsel finden statt, weil sich die Intensität der Sonnenstrahlen im Lauf der Zeit verändert und weil sich die Erdoberfläche immer wieder verändert: Eis, Schnee und helle Oberflächen reflektieren die Sonnenstrahlen, Wasser, dunkle Flächen und Vegetation hingegen nehmen Strahlen auf. Neben diesen Änderungen von Sonne und Erdoberfläche spielt auch der Treibhauseffekt eine entscheidende Rolle.
Wie in einem Glashaus
Der Treibhaueffekt ermöglicht Leben auf der Erde. Im Weltall beträgt die Temperatur nämlich circa minus 273 Grad Celsius. Die Atmosphäre der Erde besteht aus ganz unterschiedlichen Gasen, einige werden Treibhausgase genannt. Die Atmosphäre schützt die Erde vor der Kälte des Weltalls. Man kann sich vorstellen, dass die Atmosphäre wie ein umgestürztes Glas wirkt: die Strahlung der Sonne kann durch aber nicht mehr zurück. Unter dem Glas wird es wärmer. (Wie ihr den Treibhauseffekt mit Hilfe eines kleinen Experimentes greifbar macht, findet ihr auf Seite 5.) Es ist so, als befände sich die Erde in einem Treibhaus. Ohne den Treibhauseffekt betrüge die durchschnittliche Temperatur der Erde minus 18 Grad Celsius, Leben wäre nicht möglich. Mit Treibhauseffekt hat es durchschnittlich 15 Grad Celsius auf der Erde und wir können hier gut leben.
Erderwärmung
Problematisch wird es dann, wenn der Mensch Treibhausgase - wichtig sind hier vor allem Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O)– in die Atmosphäre bläst und die Temperatur dadurch ansteigt, weil dann der natürliche Kreislauf aus dem Gleichgewicht fällt. Forschungen haben ergeben, dass sich in den letzen 150 Jahren, also seit dem Beginn der industriellen Revolution, der Anteil des CO2 in der Atmosphäre stark erhöht hat. CO2 wird auf ganz unterschiedliche Arten freigesetzt, zum Beispiel wenn Erdöl, Erdgas oder Kohle (sogenannte fossile Energieträger) verbrannt werden, um Energie zu gewinnen. Sehr viel CO2 wird auch dann frei, wenn Wälder gerodet werden, weil in Wäldern CO2 gespeichert ist. Methan und Lachgas, die einen sehr großen Einfluss auf den Treibhauseffekt haben, werden vor allem durch Rinderhaltung, Reisfelder, Benützung von Kunstdünger,… (Landwirtschaft) frei.
Seit der industriellen Revolution ist in Folge die globale Temperatur um 0,8 Grad Celsius angestiegen. Das klingt nicht nach sehr viel. Dieser Temperaturanstieg wirkt sich jedoch in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich stark aus und ist teilweise sehr problematisch: das Eis an den Polen schmilzt, die Wüsten werden größer, Niederschlag ändert sich, tropische Wirbelstürme häufen sich, es kommt vermehrt zu Überflutungen.
Wenn die Emissionen, also das, was der Mensch mit seinem Lebensstil in die Atmosphäre bläst, weiterhin im selben Ausmaß, wie in den letzten Jahren ansteigen, werden die Auswirkungen immer größer und problematischer. Manche wissenschaftliche Schätzungen gehen von einem Anstieg auf 2 Grad Celsius aus. Neben vermehrter Wüstenbildung, Dürren, Überschwemmungen könnten auch Inselstaaten untergehen, weil der Meeresspiegel steigt. Am afrikanischen Kontinent würde die Temperatur um 3 Grad Celsius ansteigen.
Auswirkungen
Milo Tanchuling, ein Projektpartner der Dreikönigsaktion von den Philippinen hat erzählt, dass im September 2009 in der Hauptstadt, Manila, während eines Taifuns (ein tropischer Wirbelsturm) es innerhalb von ein paar Stunden so viel geregnet hat, wie es normalerweise in einem Monat während der Regenzeit regnet. Innerhalb kürzester Zeit kam es zu Überschwemmungen, Verkehrschaos, Menschen mussten aus ihren Häusern flüchten. Vor allem für die Bewohner/innen der Slums hatte diese Flut eine sehr große Auswirkung. Taifune sind auf den Philippinen etwas natürliches. Doch in den letzten Jahren haben die Schäden, die durch Taifune verursacht werden, zugenommen.
Klimaungerechtigkeit!
In den Ländern des Südens wirkt der Klimawandel sehr problematisch: Wetterkatastrophen und ihre schädlichen Folgen treten gehäuft auf. Diese Schäden wie zerstörte Häuser oder Straßen können nicht schnell repariert werden, weil Geld fehlt. Länder des Südens haben keine ausreichenden finanziellen Mittel, um sich gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen.
In den Ländern des Nordens hingegen, wo der höchste Pro-Kopf-Verbrauch an CO2 Emissionen besteht, steigt sogar die Fruchtbarkeit des Bodens. So zum Beispiel in einer Region in Deutschland im letzten Jahr zum zweiten Mal eine Weizenernte eingefahren werden.
Somit sind die Verursacher/innen des Klimawandels weit weniger von den Auswirkungen betroffen.
Hier findest du eine Methode, wie ihr sehen könnt, auf welchen Kontinenten wieviel CO2 ausgestoßen wird.
Von Kyoto bis Kopenhagen
Auch auf politischer Ebene wurde die Problematik des vom Menschen verursachten Klimawandels erkannt. 1997 haben alle Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention, das ist das internationale Umweltabkommen der Vereinten Nationen, UNFCCC, das sogenannte Kyoto-Protokoll beschlossen. Eine der wichtigsten Bestimmungen war die Senkung der Treibhausgasemissionen der Industrienationen im Zeitraum von 2008 bis 2012 um durchschnittlich fünf Prozent. Im Jahr 2005 ist dieses Kyoto-Protokoll in Kraft getreten. Staaten war es auch erlaubt, die Emissionen zu kürzen, indem sie in anderen Ländern Projekte finanziell unterstützten und initiierten. Dieser sogenannte Emissionshandel stellt ein großes Problem dar. Staaten, die viel verursachen, müssen Emissionen reduzieren und sie nicht woanders hinverlagern.
Da das Kyoto Protokoll lediglich eine Willensbekundung war - für das Nicht Erreichen der Ziele gibt es keine Konsequenzen - wurde im Dezember 2010 bei der Klimakonferenz in Kopenhagen versucht, eine verbindliche Vereinbarung mit allen Vertragspartner/innen der Vereinten Nationen zu erzielen. Im Vorfeld haben ganz viele unterschiedliche Aktionen von Aktivist/innen stattgefunden, um die Politiker/innen auf die Notwendigkeit der Vereinbarungen von Kopenhagen aufmerksam zu machen. Die Jungschar hat bei der Kampagne „Klimafairbessern“ mitgemacht, Unterschriften und Fußabdrücke gesammelt, um die Wichtigkeit des Klimathemas den österreichischen Politiker/innen nach Kopenhagen mitzugeben.
Leider war die Konferenz in Kopenhagen nicht erfolgreich. Die Vertreter/innen der einzelnen Regierungen konnten sich nicht einigen. Zu groß sind die Interessen von Vertreter/innen der Länder des Nordens das eigene, „effiziente“ wirtschaftliche und politische System beizubehalten, um weiterhin denselben Lebensstil zu leben, denselben Profit zu erwerben…
Alternativen andenken und fordern
Da auf der Konferenz in Kopenhagen keine verbindlichen Reduktionsziele vereinbart wurden, fand im April 2010 die alternative Weltkonferenz über den Klimawandel und die Rechte der Mutter Erde statt. Rund 35 000 Teilnehmer/innen aus 142 Ländern nahmen in Bolivien teil. In der Abschlusserklärung der Weltkonferenz wird gefordert, ein neues alternatives System aufzubauen, das die natürlichen Grenzen respektiert, nicht von unbegrenztem Wachstum und Profitstreben ausgeht, ein System, das die Harmonie zwischen Natur und Menschen wieder herstellt. Weiters wird von den Ländern des Nordens gefordert, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die Emissionen zu verringern, sowie die Länder des Südens beim Umgang mit den verursachten Folgen des Klimawandels zu unterstützen, ohne neue Abhängigkeiten zu schaffen. Konkrete Forderungen sind hier zum Beispiel den CO2 Ausstoß bis 2020 zu halbieren und sechs Prozent des Bruttoinlandproduktes in einen Weltklimafond einzuzahlen. Weitergedacht wird an der Forderung einer Umwidmung von Rüstungs- und Verteidigungsausgaben zu Gunsten des Klimaschutzes sowie einer Gründung eines Weltklimagerichtshof. Die nächste alternative Weltkonferenz wird im Jahr 2011 stattfinden.
Und was hat die Jungschar damit zu tun?
In der Jungschar versuchen wir unseren eigenen Horizont zu weiten, den Blick in die Welt zu richten, uns mit problematischen Strukturen auseinanderzusetzen und gemeinsam kreative, lustvolle Lösungsstrategien und Alternativen auszuprobieren. Die Jungschar kann Raum sein, um auf Ungerechtigkeit hinzuweisen und sich für mehr Gerechtigkeit einzusetzen.
Das Klima unserer Erde geht uns alle an. Wir leben auf der Erde. Wir sollten sie behüten. Für uns. Für die, die wir nicht sehen. Und für alle, die nach uns kommen.
Betti Zelenak
kumquat "klima(un)gerecht?!" 1a/2010