„Du schaust die Sterne an, mein Stern, wenn ich doch der Himmel wäre, dann könnte ich dich mit 1000 Augen ansehen.“ (altgriechisches Sprichwort)
Alles, was sich rund um das Thema „anhimmeln“ dreht, kann sowohl positive als auch negative Seiten haben:
Viele von uns haben das Gefühl vielleicht schon einmal erlebt: sei es, dass man eine andere Person angehimmelt hat oder dass man selber von jemandem angehimmelt wurde. Einerseits kann es ein wunderschönes Gefühl sein, auf der anderen Seite kann es auch unangenehm sein, wenn man das Gefühl hat, dass man dadurch von einer anderen Person eingeengt wird oder in eine überhöhte Position gehoben wird
Auch im Gruppenstundenalltag und auf Lager können solche Situationen auftreten. In diesem Artikel geht es darum, was zu beachten ist, wenn Kinder andere Kinder oder Gruppenleiter/innen „anhimmeln“.
Unter den Kindern
Prinzipiell kann es etwas Schönes sein, wenn ein Kind in ein anderes verliebt ist – solange das auf Gegenseitigkeit beruht oder aber das andere Kind sich dadurch nicht eingeengt fühlt. Wenn die Gefühle aber einseitig sind oder wenn andere Kinder das „Anhimmeln“ bemerken und daraufhin das Kind bloßstellen, ärgern, etc., dann ist es deine Aufgabe als Gruppenleiter/in, hilfreich einzugreifen:
Es ist wichtig, hier klar Stellung zu beziehen (so wie auch in anderen Konfliktsituationen) und zu sagen, dass du nicht möchtest, dass Kinder geärgert werden. Ein weiterer Punkt ist, dass du darauf schauen solltest, dass es beiden Kindern in dieser Situation gut geht. Auch dem Kind, das angehimmelt wird, kann es „zu viel“ werden und es kann mit so einer Situation überfordert sein.
In einer solchen Situation gilt, wie auch in vielen anderen, die Kinder ernst zu nehmen und für sie da zu sein.
Kind und Gruppenleiter/in
Eine Situation, die im Leben eines Gruppenleiters oder einer Gruppenleiterin passieren kann, ist, dass ein Kind sich in ihn/sie verliebt. Wenn es dir bei dir selber oder bei deinem/r Co-Gruppenleiter/in auffällt, dann ist es wichtig, dieses Thema gemeinsam zu besprechen und darauf zu schauen, dass das Kind einerseits mit seinen Gefühlen ernst genommen wird, aber dennoch klare Grenzen gezogen werden:
Der wichtigste Punkt in einer solchen Situation ist, dem Kind gegenüber keine Erwartungen zu wecken. Gerade in so einer Situation ist es wichtig, darauf zu achten, keinen zu engen Kontakt mit dem Kind zu haben, d.h. es sollten Körperkontakt (z.B. auf dem Schoß sitzen) und exklusive Gespräche eher vermieden werden, um beim Kind keine „falschen Hoffnungen“ zu schüren. Manchmal kann es auch hilfreich sein, diese Wahrnehmung auch mit dem Kind anzusprechen und zu sagen, dass man es gerne hat, aber dass darüber hinaus keine Liebesbeziehung entstehen kann.
Auch wenn die Kinder bereits älter sind und der Altersabstand zwischen Kind und Gruppenleiter/in nicht sehr groß ist, ist eine Beziehung zwischen Kindern und Gruppenleiter/innen ausgeschlossen, da in jedem Fall eine ungleiche Ausgangsposition besteht: Als Gruppenleiter/innen sind wir Autoritätspersonen für die Kinder, wir tragen die Verantwortung für sie.
Falls du merken solltest, dass auch du Gefühle für ein Kind entwickelst, oder dir das bei einem/r andere/n Gruppenleiter/in auffallen sollte, so ist es wichtig, dich mit dem/der Pfarrverantwortlichen und evtl. Gruppenleiter/innen aus deiner Pfarre zu beraten und weitere Schritte gemeinsam mit einer Person deines Vertrauens zu überlegen. Weiters kann es hilfreich sein, sich darüber hinaus Beratung zu holen (bei dem/der PASS, im JS-Büro…).
Situationen auf Lager
Auf einem Lager gilt natürlich auch alles, was bereits vorher zu dem Thema geschrieben wurde. Eine spezielle Situation besteht dadurch, dass hier Kinder und Gruppenleiter/innen viel Zeit miteinander verbringen. Kinder, die sich in eine/n Gruppenleiter/in verlieben, neigen dann dazu, die ganze Zeit bei der Person verbringen und sie exklusiv für sich haben zu wollen. Gerade hier ist es wiederum wichtig, das Kind ernst zu nehmen, aber auch Grenzen aufzuzeigen. Es ist gut, wenn sich ein/e andere/r Gruppenleiter/in findet, der/die sich etwas mehr um das Kind kümmert und mit ihm auch über die Situation reden kann. Der/die Gruppenleiter/in, in den/die das Kind verliebt ist, sollte sich hingegen eher „zurückziehen“, um keine „falschen Hoffnungen“ zu schüren.
Ena Vichytil
[aus dem kumquat "Himmel" 2007]