Wie Jungschar Lobby für Kinder sein kann
Lobby bedeutet, dass man sich für etwas einsetzt. Wenn wir als Jungschar sagen, wir wollen Lobby im Interesse der Kinder sein, betrifft das viele verschieden Bereiche und auch die Art und Weise, wie wir uns als Gruppenleiter/innen einsetzen, kann sehr unterschiedlich sein.
Lobby ist…
- eine bestimmte Grundhaltung gegenüber Kindern im Jungschar-Alltag
- Politik mit Kindern (z.B. Kindern zu helfen, ihre Anliegen vertreten) und
- Politik für Kinder (z.B. sich als Vertreter/in für Anliegen der Kinder einsetzen)
Grundhaltung gegenüber Kindern im Jungschar-Alltag
Das klingt jetzt vielleicht kompliziert oder abstrakt – aber wahrscheinlich machst du in der Jungschar oder auch in deiner Pfarre schon sehr viel Lobbying für Kinder. Hier einige Ideen, wie Lobby-Sein im Jungscharalltag als Grundhaltung verwirklicht werden kann:
- Höre deinen Kindern gut zu, wenn sie dir etwas erzählen. Sie haben viele Anliegen und Ideen, die sie einfach so mal kundtun. Versuche, Ideen der Kinder aufzugreifen und die Kinder zur weiteren Auseinandersetzung anzuregen.
- Lass die Kinder spüren, dass du sie und ihre Meinungen ernst nimmst! Bestärke und unterstütze sie darin, eine eigene Meinung zu vertreten – auch wenn das für dich als Gruppenleiter/in manchmal eine Herausforderung sein kann.
- Es ist wichtig, dass die Kinder wirklich mitreden und mitgestalten dürfen, d.h., dass es Entscheidungen in der Jungschar gibt, die von den Kindern (mit-)getroffen werden. Indem du nicht immer für die Kinder Entscheidungen triffst, sondern sie mitbestimmen lässt, werden sie auch in ihrer Meinung gestärkt und erfahren auf diese Art und Weise, dass sie dir wichtig sind und dass es dir nicht egal ist, was sie unternehmen wollen.
Politik mit Kindern
Dort, wo deine Kinder etwas ärgert, wo sie etwas stört, wo sie Unmut kundtun, dort besteht Möglichkeit, sich für Kinder einzusetzen und mit ihnen ihre Anliegen zu vertreten. Gemeinsam überlegen, wie die Situation verbessert werden könnte, wie man selbst aktiv werden kann, bringt einem dem Ziel oft näher und zeigt auf jeden Fall, dass du die Kinder mit ihren Wünschen erst nimmst.
Eine Möglichkeit, mit den Kindern gemeinsam zu schauen, wie kinderfreundlich eure Umgebung ist, ist ein Kindertauglichkeitstest. Ihr sucht euch ein Testobjekt aus, z.B. euer Pfarrgebiet als Ganzes, ein Schwimmbad, einen Park, einen Supermarkt, eure Pfarrkirche usw., die ihr daraufhin untersucht, ob sie kinderfreundlich sind. D.h. ihr erstellt Kriterien, die z.B. ein Park erfüllen soll, um kinderfreundlich zu sein (viele verschiedene Spielgeräte, ein Ballspielfeld, einen Wassertrinkbrunnen, viel Schatten, ein Zuckerlgeschäft in der Nähe, saubere WCs, ein Hundeverbot o.a.), macht euch mit eurer Liste auf in den Park, benotet (z.B. in Kleingruppen) die verschiedenen Kategorien und zurück im Gruppenraum könnt ihr alles auswerten.
Lobby bedeutet, dass du das Megaphon für die Anliegen deiner Gruppenkinder bist. Bei manchen Anliegen wird es notwendig sein, eure Ergebnisse an eine zuständige Person zu übermitteln, sich an den Pfarrer, den/die Filialleiter/in im Supermarkt, Bezirks- oder Gemeinderäte zu wenden bzw. etwa im Pfarrschaukasten eure Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren. Du kannst gemeinsam mit den Kindern einen Brief formulieren oder einen Bericht an Medien schicken, die Kinderseiten haben oder in denen Leserbriefe von Kindern abgedruckt werden. Wir glauben, dass es ganz wichtig ist, an Themen dran zu bleiben.
Politik für Kinder
Lobby im Interesse der Kinder kann auch heißen, dass wir als Gruppenleiter/innen für Kinder Anliegen vertreten und uns in verschiedenen Bereichen bzw. gegenüber verschiedenen Personen „auf die Seite der Kinder stellen“.
Lobby im Alltag sein
In der Jungschar/Pfarre oder sonst irgendwo kommen wir immer wieder in Situationen, in denen Kindern unrecht getan wird. Egal, ob das in der Straßenbahn ist, wo geschimpft wird, dass die Kinder so laut sind, sich jemand darüber aufregt, dass Kinder am Kirchenplatz Fußball spielen oder, oder, oder… Wenn du meinst, dass die Kinder im Recht sind, kannst du dich „auf die Seite der Kinder stellen“ und diese gegenüber den Erwachsenen „verteidigen“ bzw. „erklären“, warum du das so siehst.
Dich für Kinderanliegen in der Pfarre einsetzen!
z.B. im Pfarrgemeinderat, Liturgiearbeitskreis… Es ist wichtig, dass eine Jungscharperson im PGR sitzt und dort die Anliegen der Kinder vertritt. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, um den Anliegen der Kinder Platz zu verschaffen. (Wenn es keine gewählte Person dafür gibt, kann man auch abseits der PGR-Wahl „bestellt“ werden.)
Kinder mitbedenken...
…d.h. bei Wahlen im Bezirk, bei Umfragen, u. a. immer wieder die Sicht der Kinder einbringen bzw. bei eigenen Entscheidungen mitberücksichtigen.
Wenn man sich für die Anliegen von Kindern einsetzt, braucht man nicht immer eine aufwändige Kampagne starten. Es bedarf nicht sofort einer Unterschriftenaktion oder Demonstration, um auf die Anliegen aufmerksam zu machen. Lobby im Interesse der Kinder kann und soll unserer Meinung nach auch im Kleinen anfangen. In den „kleinen Aufmerksamkeiten“, die ich Kindern schenke, indem ich ihnen zuhöre, sie ernst nehme, sie nach ihrer Meinung befrage, darin liegt der Beginn des Lobby-Seins für Kinder!
Sandra Fiedler nach Artikeln von Julia Klaban, Ena Vichytil, Bernhard Binder
kumquat "lol" 4/2013