Kinderstimme als Stimme der Kinder
Am 19.03.2017 wird in den Pfarren der Erzdiözese Wien ein neuer Pfarrgemeinderat gewählt. Laut Wahlordnung steht auch jedem noch nicht volljährigen Kind eine Stimme zu, die durch einen der Erziehungsberechtigten abgegeben werden kann. Wir haben hier die wichtigsten Informationen rund um das Kinderstimmrecht zusammengefasst.
Was heißt “Kinderstimmrecht”?
Kinderstimmrecht heißt, dass auch Kindern die Möglichkeit gegeben wird, mitzubestimmen, wer in den nächsten fünf Jahren die Anliegen der Gemeinde im Pfarrgemeinderat bzw. Gemeindeausschuss vertritt. Leider darf diese Stimme nicht von den Kindern direkt abgegeben werden, das muss stellvertretend einer der Erziehungsberechtigten mit einem separaten Stimmzettel tun. Wichtig dabei ist, dass es sich wirklich um eine Stimme im Namen der Kinder handeln soll und nicht eine Zusatzstimme für Erwachsene mit Kindern.
Warum ist es wichtig, dass Kinder in die Wahl miteinbezogen werden?
Jedes Kind und jeder Erwachsene, alle tragen etwas zum Leben in der Pfarrgemeinde bei, alle sind selbst ein Stück dieser Gemeinde. Und daher sollen auch alle – Kinder wie Erwachsene – mitbestimmen dürfen, wie sich die Pfarrgemeinde in den nächsten Jahren entwickeln wird und wer ihre Vertretung im PGR ist. Demokratische Wahlen bilden einen der Grundpfeiler unserer Gesellschaft.
Kinder sollen möglichst früh lernen, wie diese Art von Mitbestimmung funktioniert und warum sie wichtig ist. Kinder in Entscheidung, wem die ihnen zugesprochene Stimme gegeben wird, einzubeziehen heißt auch, Kinder ernst zu nehmen und ihnen zu signalisieren, dass ihre Meinung zählt. Zwei wichtige Schritte der Präventionsarbeit. Auch aus diesem Blickwinkel heraus ist es wichtig, dass Kinder selbst mitentscheiden dürfen, wer ihre Anliegen im PGR einbringt.
Wie kann die Stimme abgegeben werden?
Der oder die Erziehungsberechtigte kann bei der Abgabe seiner/ihrer eigenen Stimme einen zweiten Stimmzettel anfordern und diesen dann gemäß den Wünschen und Interessen des Kindes ausfüllen. Er oder sie kann aber auch – falls schon gewählt wurde oder nicht selbst gewählt wird – ausschließlich den Stimmzettel für die Stimme des Kindes anfordern und danach so wählen, wie es dem Kind entspricht. Wichtig ist, dass sich Erziehungsberechtigte absprechen, wer die Stimme abgibt, falls es mehrere gibt.
Mit Kindern über die PGR Wahl sprechen
Grundlegend für jegliche demokratische Wahl ist Information. Wenn Kinder eine Entscheidung treffen sollen, wer in ihrem Namen gewählt werden soll, müssen sie über ausreichend Information verfügen. Das betrifft einerseits die zur Wahl stehenden Menschen, – wer kandidiert denn überhaupt? – und andererseits auch die Wahl selbst – was ist eine Wahl und was tut der PGR?
Wie kann man die Aufgaben des PGRs Kindern erklären?
Für Kinder wie Erwachsene gilt – Beispiele helfen beim Verstehen. Die Aufgaben des PGR werden sich in der nächsten Wahlperiode ändern. Im Fokus steht nun die pastorale Arbeit. Grob gesagt soll also der PGR entscheiden und koordinieren, welche pastoralen Angebote gesetzt werden. Für Kinder und Jugendliche sind wahrscheinlich Antworten auf Fragen wie “Welche Kindergruppen soll es geben? Wer betreut sie? Wie sind sie im PGR vertreten?” und “Gibt es auch liturgische Angebote für Kinder? Welcher Art? Gibt es Möglichkeiten mitzuplanen und mitzugestalten?” spannend und können anhand von Beispielen erklärt werden.
Wie kann man Kinder die Kandidat/innen vorstellen?
Damit Kinder eine Aussage tätigen können, für wen in ihrem Namen eine Stimme abgegeben werden soll, muss die Information, wer zur Wahl steht, auch kindgerecht aufbereitet werden und Kindern zur Verfügung stehen. Ein möglicher Schritt dazu ist es, Plakate, auf denen Namen und Fotos der Kandidat/innen zu finden sind, auch in Augenhöhe von Kindern und an Plätzen, an denen Kinder vorbeikommen (bspw. vor dem Jungscharraum oder neben dem Hort der Pfarre) aufzuhängen. In pfarrlichen Kindergruppen (bspw. Jungschargruppen) kann auch mit Hilfe dieses Gruppenstundenmodells die PGR Wahl thematisiert werden und ein Fragebogen für alle Kandidat/innen erarbeitet werden, in dem speziell auf Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen, eingegangen wird.