Kindgerechte Messgestaltung

Für Kinder ist es von besonderer Bedeutung zu erfahren, dass sie Teil der Gemeinde sind. Dazu ist es notwendig, dass in den Messen auf die Kinder eingegangen wird und sie sich angesprochen fühlen, dass in der Gestaltung auf sie Rücksicht genommen wird und sie sich aktiv einbringen können. Hier findest du einige Ideen, die dir helfen können, die Messen für Kinder in der Gemeinde oder auch am Lager abwechslungsreicher und interessanter zu gestalten.

Eine Messe vorzubereiten, kann manchmal zu einer Herausforderung werden. Bei der Vorbereitung geht es einerseits darum, gewisse liturgische Richtlinien einzuhalten, andererseits etwas Besonderes, Interessantes zu gestalten, um Kirche für Kinder erlebbar zu machen. Das heißt, dass Messe für Kinder nicht "ruhig sitzen, brav beten, nicht reden,..." bedeuten soll, sondern, dass sie hier christliche Werte erfahren und mitnehmen können, indem sie diese im Gottesdienst erleben und mit-feiern können.

In einer Gemeindemesse, in der es unterschiedliche Bedürfnisse vieler Altersgruppen gibt, ist es nicht so einfach, den ganzen Ablauf kindgerecht zu gestalten. Deshalb bieten viele Pfarren auch extra Kinderwortgottesdienste an. Besondere Gestaltungsmöglichkeiten bieten natürlich spezielle Jungscharmessen oder Messen am Lager, die ganz auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet sein können.

Vorbereitung der Messe am Lager

In manchen Pfarren ist es üblich, dass gemeinsam mit dem Pfarrer am Lager eine Messe gefeiert wird. Wenn ihr die Möglichkeit dazu nicht habt, könnt ihr auch während des Lagers gemeinsam Wortgottesdienst feiern.

Gerade am Lager gibt es unzählige Möglichkeiten, die Kinder in die Vorbereitung einzubinden. In Gruppen können Lieder ausgesucht, Fürbitten geschrieben, ein Altartuch bemalt, Blumen gepflückt und der Raum hergerichtet werden. Ihr könnt auch gemeinsam Brot backen oder ein Altarkreuz bauen. Wenn das Wetter mitspielt, ist auch eine Feld- oder Waldmesse ein spannendes Erlebnis.

Szenische Darstellung des Evangeliums/ der Lesung

Kindern wird in einer Gemeindemesse oft viel Konzentration und Aufmerksamkeit abverlangt, um dem Evangelium zu folgen. Zur besseren Verständlichkeit habt ihr die Möglichkeit, das Evangelium szenisch darzustellen.

Ihr könnt mit einer Gruppe von Kindern das Evangelium z.B. in der Gruppenstunde durchbesprechen und überlegen, wie ihr die einzelnen Szenen darstellen wollt. So hören die anderen Kinder nicht nur die Worte des Evangeliums, sondern können sich die Geschichte gleich viel besser vorstellen und in Erinnerung behalten.
Weitere Möglichkeiten, das Evangelium zu verkünden, wären:

  • als Geschichte (aus einer Kinderbibel) erzählen
  • mit Bildern (selbst gemalte, Fotos,...) illustrieren
  • mit Handpuppen nachspielen

Diese Methoden eignen sich natürlich auch besonders für das Lager.

Nach dem Evangelium/ nach der Lesung

Gerade in Jungscharmessen oder am Lager gibt es viele Möglichkeiten, sich mit den Texten des Evangeliums/ der Lesung zu beschäftigen, um sie den Kindern näher zu bringen:

Ein Rollenspiel

Es kann z.B. ein kleines Rollenspiel geben, das sich auf die Geschichte des Evangeliums bezieht und versucht, den Sinn der Geschichte auf die heutige Zeit umzulegen. Dadurch fühlen sich Kinder eher angesprochen und können sich leichter darauf einlassen.

Schreiben und Zeichnen auf Plakaten

Ihr könnt vor Beginn der Messe Fragen auf mehrere Plakate schreiben, die ihr auf den Boden legt oder an die Wand klebt. Die Fragen sollen natürlich das Evangelium/ die Lesung betreffen und zum Nachdenken anregen. Die Fragen können eine Verbindung zum Alltag der Kinder herstellen und sie dadurch anregen, aus ihrem Leben zu erzählen. Diese Dinge können dann entweder während der Predigt oder nach dem Evangelium auf Zettel geschrieben oder gezeichnet und dann auf die Plakate geklebt werden.

Nachdem sich die Kinder mit den Fragen beschäftigt haben, kann der Priester oder ein/e Gruppenleiter/in als Moderator/in den Kindern Fragen zu den Plakaten stellen und die entstehende Diskussion moderieren.

Die oben genannten Methoden könnt ihr natürlich auch auf Lager verwenden, um Kinder aktiv einzubinden. Am Lager habt ihr noch zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten zum Evangelium/ zur Lesung, um die Kinder besser einzubeziehen.

Ihr könnt euch in Kleingruppen teilen. Die Gruppen beschäftigen sich mit einer Fragestellung oder es werden unterschiedliche Aufgaben zum Text gestellt, die die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen beleuchten:

Nehmen wir z.B. das Gleichnis vom "verlorenen Sohn" (Lk 15,11-32). Hier könnte sich eine Gruppe mit der Rolle des "verlorenen Sohnes", eine Gruppe mit der Rolle des Vaters und eine Gruppe mit der Rolle des eifersüchtigen zweiten Sohnes befassen. Ihr könnt darüber diskutieren, wo es solche Situationen in eurem Leben schon einmal gegeben hat und wie man sich fühlt, wenn man die eine oder andere Rolle innehat.
Dadurch, dass am Lager kein Zeitdruck herrscht, kann am Ende jede Gruppe erzählen, zu welchen Erkenntnissen sie gekommen ist. Vielleicht gibt es auch Kinder, die gerne ein Plakat dazu gestalten und das nachher vorstellen möchten.

Der Friedensgruß

Zum Friedensgruß habt ihr die Möglichkeit, ein Plakat oder andere Dinge, die ihr vorher in einer Gruppenstunde oder während der Predigt mit den Kindern gestaltet habt, aufzuhängen und dabei noch einmal kurz zu erklären, was ihr euch dabei gedacht habt.

Wenn ihr z.B. in einer Messe zum Fest der Hl. Drei Könige Papiersterne als Zeichen gebastelt habt, damit das Licht auch für andere Menschen leuchtet, könnt ihr diese zum Friedensgruß als Geschenk an die Mitfeiernden austeilen.

Am Lager steht der Frieden untereinander besonders im Mittelpunkt und so könnt ihr beim Friedensgruß diesen Moment nutzen: Ihr seid alle gemeinsam auf Lager und habt schon wunderschöne Tage hinter oder noch vor euch und deshalb bietet sich hier die Möglichkeit, den anderen einmal zu sagen, warum ihr überhaupt auf Lager fahrt und was euch denn so wichtig dabei ist.

Das kann z.B. nach dem Evangelium jede/r für sich auf kleine, bunte Zettel schreiben und dann zum Friedensgruß dem/r Nachbar/in schenken, um zu zeigen, dass es euch wichtig ist, nicht alleine zu sein und das Lager gemeinsam, friedlich zu erleben.

Fürbitten und Kyrierufe

In vielen Pfarren ist es üblich, dass Lektor/innen die Fürbitten und Kyrierufe vortragen, aber das können Kinder genauso. Wenn ihr Kinder habt, die sich trauen, vor der Gemeinde zu sprechen, zahlt es sich aus, das einmal zu probieren. Für die Kinder ist es sicher schön, wenn sie ihre Anliegen und Bitten selbst vorlesen können.

Nach der Kommunion

An dieser Stelle kommt üblicherweise das Danklied, aber davor kann es auch noch einen Gedanken zur Kommunion geben. Das kann ein Gedicht, eine Textstelle oder es können einige für sich sprechende Bilder sein, die von den Kindern vorgelesen bzw. hergezeigt werden. Die Menschen, die gerade die Kommunion empfangen haben, sollen zum Nachdenken angeregt werden - vielleicht über das, was zur Predigt gesagt wurde, über die kurzen Zeilen, die ein Kind gerade vorgelesen hat, oder über die Bilder (zum Thema passend), die während der Kommunion aufgehängt wurden. Danach kann das Danklied gesungen und z.B. dazu getanzt werden.

Am Lager könnt ihr an dieser Stelle vielleicht auch einen kurzen Moment der Stille einbauen, an dem alles einmal zur Ruhe kommt und jede/r die Möglichkeit hat, in sich zu gehen, um von dem Trubel am Lager einmal Abstand zu gewinnen.

Weniger ist oft mehr

Damit eine Messe den Menschen in Erinnerung bleibt oder sich die Kinder und Erwachsenen etwas davon mitnehmen können, ist es nicht wichtig, dass besonders viele kreative und aufwändige Dinge gleichzeitig passieren. Oft ist es besser, wenn man sich auf wenige Dinge konzentriert und diese dafür gut durchdacht sind. So erweckt immerhin ein Teil der Messe besonderes Erstaunen oder Interesse und das ist es, worauf es ankommt.

Wichtig ist es, Messen kindgerecht zu gestalten, sodass sich Kinder auch beteiligen können - das ist in Gemeindemessen möglich, aber vor allem auch in Jungscharmessen oder am Lager. Hier fühlen sich die Kinder besonders angesprochen und ernst genommen.

Hanni Traxler

[aus dem kumquat "Himmel" 2007]