Ich und mein Smartphone!

Oder warum ich Bandar Seri Begawan nicht mehr kenne.

Wer ist heute denn nicht mehr fast daueronline? Ständig haben wir unsere Smartphones, Netbooks oder Tabletts dabei, können permanent ins Internet, Emails checken oder mal kurz ins Facebook schauen. Dauernd sind wir erreichbar, fast immer haben wir Zugriff auf Millionen von Daten und Informationen.

Eigentlich wird einem durch z.B. ein Smartphone ja versprochen, dass man mehr Zeit hätte. Aber wir haben nur mehr Zeit für das Internet, die Schule, die Uni, die Arbeit, aber keineswegs mehr Zeit für uns. Und auch wenn ich mein Smartphone für wirklich smart halte und ich es super finde, raubt es mir doch meine Zeit und sogar ein Stück weit mein eigenes Denken.

Mein eigenes Denken?!? Oh ja! Ich kann mich noch gut erinnern, wenn ich früher mit Freunden  zusammengesessen bin und geplaudert habe. Plötzlich sind wir auf ein Thema gekommen, z.B. was ist die Hauptstadt von Brunei? Und ich weiß, dass ich das eigentlich wissen könnte, denn in der Schule haben wir alle asiatischen Länder und ihre Hauptstädte gelernt (und wie wir uns damit gequält haben). Aber trotz der Plackerei in der 4. Klasse AHS fällt mir nicht mehr ein, was die Hauptstadt von Brunei sein könnte. Ich kann mich nur erinnern, dass ich den Namen damals unheimlich cool fand. Was würde ich heute machen?  Ich würde mein Smartphone zücken, und schneller als einen Flügelschlag weiß ich, dass es Bandar Seri Begawan ist. Nachdem ich es gelesen habe, bin ich mir sicher, dass ich mit ein wenig Nachdenken, auch selbst draufgekommen wäre.

Generell habe ich ein wenig das Gefühl, dass durch diesen leichten Zugriff auf Informationen die Kritikfähigkeit und das eigene Nachdenken leiden. Man macht es sich leicht. Anstatt das eigene Hirn anzustrengen, nützen wir unser mobiles Datenvolumen aus. Dass viele Informationen im Internet aber so nicht immer stimmen müssen, blenden wir einfachheits- halber aus. Wer schaut schon mehrere Quellen an, um eine kurze Information zu sichern. Kaum jemand macht sich im Alltag dafür die Mühe. Und den meisten reicht ja auch die Antwort „Wikipedia sagt das aber!“ als Legitimation.

Das eigenständige Denken ist ein Geschenk, ein Talent, eine Fähigkeit, die nur dem Menschen eigen ist. Wir können sie nutzen oder verkümmern lassen. Aber wäre es nicht schade drum, ein Geschenk wie dieses links liegen zu lassen?!? Die folgende Geschichte erzählt genau von diesem Thema.

In dem Gleichnis der anvertrauten Talente (Matthäus 25,14-30 und Lukas 19,12-27) geht es darum, dass ein Mann auf Reisen geht und seinen Dienern jeweils einige Taler gibt und sie diese verwalten lässt bis er wieder kommt. Einige seiner Diener nutzen ihr Können und machen aus den ihnen anvertrauten Talern mehr Taler. Ein anderer vergräbt sie und hat am Ende genauso viel wie am Anfang.

Warum wähle ich aber nun dieses Gleichnis um damit mein Handyproblem zu erörtern? Es geht mir nicht ums wirtschaften, und dass es toll wäre aus einigen Talern mehr Taler zu machen. Es geht mir darum, dass wir unsere Talente nützen müssen. Wir dürfen sie nicht einfach aus Faulheit verkümmern lassen. Wir wissen viel, viel mehr als unsere Handys. Mein Handy kann nur stupide Informationen ausspucken, aber was ich mit diesen tue und wie ich sie bewerte, ob ich ihnen glaube oder nicht, kann nur ich. Das kann mir mein Handy noch lange nicht abnehmen. Gott sei Dank! J

Kathi Bereis