Immer wieder taucht in Diskussionen mit Pfarrverantwortlichen und Gruppenleiter/innen die Frage auf, wie man denn den Eltern, dem PGR, der Pfarre,… den Wert der Jungschar näher bringen kann. Nachdem es darauf keine einfache Antwort gibt, will der folgende Artikel einerseits einige persönliche Aspekte einer Antwort bieten und andererseits versuchen zu erklären, warum die Frage so schwer zu beantworten ist.
Wert?!
Unter dem Wert einer Sache, einer Dienstleistung oder einer Information versteht man die Bedeutung oder Wichtigkeit oder den Nutzen, welche(r) der Sache, Dienstleistung oder der Information für einen Betrachter oder Besitzer anhaftet. Meistens wird der Begriff im Sinne einer menschlichen Bewertung (als Werturteil) oder einer Werterfahrung gebraucht und ist nicht so neutral gehalten wie der Begriff Bedeutung. (Quelle: http://de.wikipedia.org)
Alleine aus dieser einfachen Definition von Wert ist erkennbar, warum es schwierig ist, den Wert von Dinge zu definieren. Damit steht die Jungschar nicht alleine da. Z.B. im Bereich des Umweltschutzes stößt man auf ähnliche Probleme: Was ist ein schöner Ausblick oder eine blühende Blumenwiese oder der Erhalt eines Biotops „wert“? Auch hier sind sowohl persönliche Einschätzungen gefragt, aber auch eine ganze Gesellschaft müsste sich gemeinsam dieser Frage widmen.
In ökonomischen Theorien gibt es einige Ansätze mit diesen Fragen umgehen. Meist wird hierbei versucht, den Wert in Geld auszudrücken z.B. indem man versucht herauszufinden, was Menschen bereit wären dafür zu bezahlen, wenn z.B. eine Ausblick nicht verbaut wird.
Diese Herangehensweise legt aber auch nahe, dass alles mit Geld zu bewerten ist. So gibt es einige Wirtschaftstheorien, die davon ausgehen, dass verschiedene Bereiche der Wirtschaft einer unterschiedlichen Logik folgen – und eine davon eine Bewertung mit Geld darstellt. Es ist allerdings zu beobachten, dass die marktmäßige Bewertung auf immer mehr Bereiche des Lebens ausgedehnt wird.
Was heißt das nun für die Jungschararbeit?
Was nichts kostet, ist auch nichts wert?
Oft wird dieses Argument gebraucht, um zu erklären, warum z.B. Eltern der Jungschar so wenig Wert zumessen. Weil der Besuch einer Jungscharstunde nichts kostet, Klavierunterricht, Karate oder Ballett aber durchaus teuer sind, ist es in den Augen vieler Eltern sinnvoller die Jungschar ausfallen zu lassen, weil das keinen finanziellen Verlust zur Folge hat. Das ist für Gruppenleiter/innen schwer zu akzeptieren.
Was ist es mir wert?
Wichtig scheint mir, für sich selbst den Wert, den Jungschar hat, auch in Worte fassen zu können und so auch das Bild zu prägen, das man selbst von Jungschar vermittelt.
Ich würde sagen, dass Jungschar wertvoll ist, weil sie Kindern Erlebnisse und Erfahrungen bietet, die bei anderen Freizeitangeboten nicht möglich sind. Dazu gehören für mich vor allem die Beziehungen und Freundschaften innerhalb der Gruppe, zu einzelnen Gruppenmitgliedern und zum/zur Gruppenleiter/in.
Gemeinsam auf Lager zu fahren, sich beim Sternsingen für eine gerechtere Welt einzusetzen, sich den Fragen des Lebens zu stellen, Mitbestimmung auszuprobieren, eine Gruppe zu erleben, die anders funktioniert als die Schule,… - all das kann Kindern helfen, ihren Platz in der Welt und in der Kirche zu finden.
Jungschar kann auch ein Ort sein an dem konstante Beziehungen gepflegt werden und Kinder können erleben, dass sie willkommen sind und keine Leistung dafür erbringen müssen.
Als Gruppenleiter/in ist Jungschar wertvoll, weil Jugendliche die Möglichkeit haben, Verantwortung zu übernehmen und Erfahrungen sammeln können z.B. wie Gruppen funktionieren, Ausflüge zu organisieren, Spiele zu erklären,…
Das sollen nur einige Anregungen sein. Für jede/n ist es wohl ein wenig etwas anderes – aber Jungschar ist wertvoll und darauf dürfen wir sowohl stolz sein, also auch darüber sprechen, damit es sich herumspricht.
Christina Schneider