Genug für alle!

Zur Kinderarmut in Österreich.

„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“
Mohandas Karamchand Gandhi

Armut oder gar Kinderarmut, gibt es das in Österreich überhaupt noch? Leider ja! „Armut ist für viele Kinder in Österreich nach wie vor alltägliche Realität.

Obwohl Österreich eines der reichsten Länder der Welt ist, waren im Vorjahr noch immer 18% der österreichischen Wohnbevölkerung - das sind 1.542.000 Menschen - von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Wir finden das ist in einem der reichsten Länder der Welt, wo die reichsten 5% der österreichischen Haushalte 45% des gesamten Bruttovermögens besitzen, ein Skandal. Denn Armut grenzt Erwachsene und Kinder aus und verschlechtert ihre Zukunftschancen.[1]

Gerechte Verteilung statt treten nach unten

Doch anstatt die wohlhabenden Bevölkerungsschichten in die Pflicht zu nehmen und durch Vermögens- oder Erbschaftssteuer zur gerechteren Verteilung des Wohlstands in unserem Land beizutragen überbieten sich viele politische Verantwortungsträger/innen nicht nur im gerade vergangenen Wahlkampf daran, wer am besten nach unten tritt.

Die Mindestsicherung

Die bedarfsorientierte Mindestsicherung wird nicht erst seitdem Neuwahlen ausgerufen wurden in vielen Bundesländern fleißig gekürzt oder gedeckelt.

Die Katholische Jungschar lehnt die Deckelung der bedarfsorientierten Mindestsicherung entschieden ab. Diese betrifft nämlich vor allem Mehr-Kind-Familien und verstärkt damit die Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen in betroffenen Haushalten/Familien. Die Sicherung des Kindeswohls, das bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, beachtet werden muss, ist so nicht mehr gegeben. Die Lebenserhaltungskosten steigen mit der Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder. Daran muss sich auch die Auszahlung der Mindestsicherung orientieren. 

Artikel 2 der UN-Kinderrechtskonvention schreibt vor, dass kein Kind aufgrund von ‚Rasse‘, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischen oder sonstigen Anschauung, nationaler, ethnischer oder sozialer Herkunft, des Vermögens, einer Behinderung, der Geburt oder sonstigen Status des Kindes, seiner Eltern  oder seines Vormunds diskriminiert werden darf. Der Staat muss sicherstellen, dass Kinder vor allen Formen der Diskriminierung aufgrund seines Status oder des Status der Eltern geschützt wird.

Ebenso ist der Staat nach Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention zur Wahrung des Kindeswohls verpflichtet. Die Katholische Jungschar Österreichs spricht sich daher klar gegen die Kürzung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte aus. 

Wie nehmen Kinder Armut wahr?

Ingrid Kromer und Gudrun Horvat haben sich in ihrer Studie „Arm dran sein & arm drauf sein“ mit dem Armutsverständnis von Kindern auseinandergesetzt und zeigen, dass Kinder Armut anders wahrnehmen als Erwachsene: Armut heißt für Kinder „Mutterseelenallein sein“, „Ausgeliefert sein“, „Anders sein“ und „Verletzbar sein“. „Fast ausnahmslos sehen Mädchen und Buben das Kinderarmutsrisiko außerhalb ihrer Gestaltungsmöglichkeiten. Aus Kindersicht sind Armutslagen von Kindern geprägt durch Abhängigkeiten von Bezugspersonen, von wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen und von je individuellen Umfeldfaktoren des Kindes.“ (Kromer, Horvart 2012: 65)

Menschen nicht gegeneinander ausspielen

In der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen steht im Artikel 27, dass alle Kinder und Jugendlichen das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard haben. Deshalb macht die Katholische Jungschar heuer zum Tag der Kinderrechte eine Aktion zum Thema Kinderarmut und setzt sich dafür ein, dass Kinder mit Armutserfahrungen wieder mehr in den Fokus gesellschaftlicher Debatten gerückt werden. Arme und sozial benachteiligte Menschen in unserer Gesellschaft dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir fordern, dass politische Entscheidungsträger/innen sich in die Lage von armutsgefährdeten Kindern versetzen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus und keine Entscheidungen zu treffen, die Kindern Chancen verbauen und soziale Ungerechtigkeiten in Österreich verstärken.

In Zeiten von Deckelungen, Kürzungen und anderen Einsparungen bei Sozialleistungen muss der Blick endlich wieder auf die gerichtet werden, die davon am stärksten betroffen sind: Kinder und Jugendliche.  Die Katholische Jungschar sagt deshalb klar: Es gibt genug für alle, und fordert eine Kindergrundsicherung für alle Kinder in Österreich unabhängig von Sozialem Status, Familienform oder Herkunft der Eltern, denn die finanzielle Situation der Eltern darf nicht darüber entscheiden, welche Chancen Kinder haben und wie sie sich entwickeln können.

Hannah Angerbauer, Referentin für Gesellschaftspolitik der Katholischen Jungschar Österreichs

[1] Armutskonferenz: http://www.armutskonferenz.at/armut-in-oesterreich/aktuelle-armuts-und-verteilungszahlen.html

Wenn du mehr über Armut wissen möchtest…

Auf der Homepage der Armutskonferenz Österreich, bei der auch die KJSÖ Mitglied ist findest du viele Informationen zum Thema Armut: www.armutskonferenz.at

Die Studie von Ingrid Kormer und Grudrun Horvat (2012): „Arm Dran sein& arm drauf sein“ Wie Mädchen und Buben in Österreich Armut erleben und erfahren. Bericht zur Lage der Kinder 2012, Schriftreihe der KJSÖ; beleuchtet Armut aus der Sicht von Kindern.

Was arm sein in Österreich heißen kann:

  • Die Wohnung nicht ausreichend heizen können.
  • Sich die ganze Zeit Sorgen machen wie man finanziell über die Runden kommen kann und wo man noch sparen könnte.
  • Kein Taschengeld bekommen
  • Nicht auf Urlaub fahren können.
  • Nicht genug Geld für Nahrungsmittel haben.
  • Sich schämen.
  • Keine neue und der Jahreszeitentsprechende Kleidung kaufen können.
  • Nicht auf Schulausflug mitfahren können.
  • In einer zu kleinen Wohnung leben.
  • Nicht zu Geburtstagsfeiern gehen, weil kein Geld für ein Geschenk da ist.
  • Was fällt dir noch ein?