Das Wort Konflikt hat seinen Ursprung im Lateinischen und meint übersetzt „Zusammenstoß, Kampf“. Wen wundert es also, dass wir es in erster Linie mit einem negativen Gefühl in Zusammenhang bringen. Konflikte sind seit jeher unsere stetigen Begleiter, ob bewusst oder unbewusst. Sie helfen uns, einer Gruppe oder einer Organisation bei der Weiterentwicklung in jeglicher Hinsicht.
Erst durch Auseinandersetzungen mit sich selbst oder mit anderen ist oftmals eine Erweiterung der eigenen Perspektiven möglich. So gesehen ist es eher ungerechtfertigt, Konflikte als etwas rein Negatives zu betrachten, im Gegenteil, meist haben sie, wenn es die Möglichkeit einer Lösung gibt, auf lange Sicht eine positive Wirkung.
Wie entstehen Konflikte?
Für Konflikte zwischen zwei oder mehreren Personen können viele Ursachen genannt werden wie zum Beispiel: Unterschiedliche Ansichten, Wertvorstellungen, Arbeitsweisen, Zielsetzungen oder Arbeitsaufteilungen. Zwangsläufig kommt es in einer Gruppe von mehreren Menschen, die zusammen arbeiten zu Konflikten und das ist auch gut so, denn nur so kann jede/r gehört werden, sich jede/r einbringen und sich weiterentwickeln. Wäre dem nicht so, würde die Gruppe in ihrer Entwicklung steckenbleiben.
Aber nicht nur auf dieser Ebene, also zwischen zwei oder mehreren Menschen tragen wir Konflikte aus, auch mit uns selbst. Meist liegt die Ursache hier in der eigenen Erwartungshaltung. Man steht beispielsweise unter ständigem Leistungsdruck aufgrund der Anforderungen, die man an sich selbst stellt und die wenn sie zu hoch gesetzt sind, oft nicht erfüllbar sind und man somit ständig unter den eigenen Erwartungen leidet. So trägt man Tag für Tag einen innerseelischen Konflikt mit sich selbst aus.
Auf diese Art und Weise kann sich ein solcher Konflikt irgendwann auf die Gruppe oder andere übertragen, denn wir neigen dazu, an uns selbst gestellte Ansprüche auf andere zu projizieren. Wenn diese die Erwartungen nicht erfüllen können oder wollen bietet auch das ein hohes Konfliktpotential.
Dynamik eines Konflikts
Grundsätzlich sind Konflikte wichtig. Für den Verlauf und die Lösung eines Problems sind die Betroffenen und ihre Handlungsweise ausschlaggebend. Zuallererst müssen sich alle Beteiligten des Konflikts der Tatsache, dass es einen solchen gibt, bewusst werden. Verdrängung ist hier eine uneffektive Variante, denn sie endet oft in Frust und gelöst werden kann dann schlussendlich gar nichts.
Denn auch hier ist es so, dass das Problem zwar erkannt, es aber nicht thematisiert wird. Somit kann es nicht nur nicht behandelt und gelöst werden, sondern wird „runtergeschluckt“, was durchaus dazu führen kann, dass sich der Ärger über diese Problem, innerlich noch vergrößert, da man eben nie die Möglichkeit hatte, sich zu äußern und sich ein bisschen Luft zu machen.
Oft ist es nämlich wesentlich hilfreicher zu wissen, wie die anderen Beteiligten zu diesem Konflikt stehen, damit er dann auch schneller gelöst werden kann. Möglicherweise stellt sich heraus, das alles nur auf einem Missverständnis basiert und wenn man nicht darüber spricht, kennt man selbstverständlich nur seinen eigenen Standpunkt. So wird aus einem anfänglich eher kleinen Problem irgendwann ein großes.
Es gibt allerdings mehrere Möglichkeiten eines Konfliktverlaufs sowie Grundmuster, die immer wieder in Konfliktsituationen zu finden sind.
- Eine/r der Beteiligten entzieht sich der Situation und verweigert somit jegliche weitere Kommunikation, was nicht heißt, dass der Konflikt gelöst oder ausgetragen ist, sondern mehr dazu führt, dass er totgeschwiegen wird. Es kann dann in weiterer Folge dazu kommen, dass das Problem erneut und vielleicht noch viel heftiger aufflammt, da nicht alle Beteiligten mit der Ursache abschließen konnten.
- Es kann natürlich passieren, dass der/die Eine dem/der Anderen seinen/ihren Willen aufzwingt, beziehungsweise in die andere Richtung, der/die Eine sich dem/der Anderen unterordnet. Auch hier ist nicht dafür gesorgt, dass die Beteiligten den Konflikt positiv beilegen, sondern hier gilt eher das Prinzip: Der/die Stärkere gewinnt.
- Kompromiss ist das nächste Stichwort, bei dieser Variante bemühen sich die „Streitparteien“, eine gemeinsame Lösung zu finden, mit der zumindest alle halbwegs zufrieden sind, was aber bedeutet, dass alle Beteiligten einen Teil ihres ursprünglichen Anliegens aufgeben.
- Der Konsens, also die Übereinstimmung, ist wahrscheinlich die wünschenswerteste Strategie. Hier bestreben also X und Y gegebenenfalls mit Z eine Lösung, die alle zufrieden stellt, möglicherweise auch einen Denkansatz zu finden, der in der Runde noch gar nicht aufgekommen ist, auf jeden Fall so gewählt, dass es dann weder verdeckten noch offenen Widerspruch gibt, sondern dass alle gut mit diesem Vorschlag leben können.
Oft kann es aber auch geschehen, dass Konflikte eskalieren, dass Themen angeschnitten werden, die in der Diskussion beispielsweise überhaupt nichts verloren haben, dass verbale Angriffe ausgesprochen werden, die andere verletzen und Kritik nicht mehr konstruktiv sondern boshaft wird. Ratsam ist in so einer Situation, eine/n Außenstehende/n hinzuzuziehen, der/die klare Grenzen im Gesprächsverhalten festlegen und so manche explosive Diskussion entschärfen kann.
Jeder Mensch muss sich mit anderen auseinandersetzen, wichtig ist, einen Konflikt zu erkennen, ihn zu thematisieren und dann eine passende Lösung zu finden und wenn man dabei Hilfe braucht, auch danach zu fragen, denn so ein richtiges Donnerwetter, auch wenn es im ersten Moment unangenehm erscheint, ist wesentlich besser als ein Magengeschwür.
Johanna Fuchshuber
[aus dem context "Konflikte"]
Außerdem findest du hier noch Infos zu:
Für Beratungen bei Konflikten kannst du dich ans Jungscharbüro wenden. Bei Konflikten in der GL-Runde gibt es auch die Möglichkeit das Pfarrjungscharservice in Anspruch zu nehmen.