Interview zur Dechantenklausur mit Georg Fröschl

Was ist die Dechantenkonferenz genau?

Bei der Dechantenkonferenz kommen Dechanten (z.B. der Stadt Wien) zu einer Sitzung zusammen und beraten über verschiedene Dinge der Pastoral. Ein Dechant trägt in seinem Bezirk vor allem Sorge für seine Mitbrüder, die anderen Priester im Dekanat, für eine gute Kommunikation zwischen den Pfarren und zwischen Bischof und Pfarren.

Im Jänner hatten wir eine gemeinsame Beratungs-Woche in Passau (Dechanten-Klausur). Hier waren auch die Dechanten der anderen beiden Vikariate (Norden und Süden der Erzdiözese) anwesend. Teilgenommen haben über 50 Dechanten, der Bischof, die Weihbischöfe, der Generalvikar, die Bischofsvikare und die Steuerungsgruppe des Entwicklungsprozesses.

Wie war dort die Stimmung zum Thema „Pfarre neu“?

Die Stimmung auf dieser gemeinsamen Woche war insgesamt sehr gut.
Zum Thema „Pfarre neu“ wurde viel diskutiert: Es wurden unterschiedliche Meinungen und Sorgen dazu geäußert. Eine Frage war z.B., ob nur das Modell „Pfarre neu“  in Zukunft möglich sei, oder ob es auch alternative Strukturen geben könne. Gefragt wurde auch, in welchem Zeithorizont diese Strukturreform verwirklicht werden muss. Der Bischof hat auch ein klares Statement abgegeben: keine Pfarre soll eine einsame Insel bleiben; die Priester sollen nicht vereinsamen, sondern untereinander Gemeinschaft pflegen; die Mission (lebendige Pastoral) steht an erster Stelle. Die „Pfarre neu“ soll eine Gemeinde von lebendigen christlichen Gemeinschaften sein.

Die Entwicklung dorthin wird wahrscheinlich in den unterschiedlichen Gebieten der Erzdiözese auch unterschiedlich lange dauern und unterschiedliche Zwischenschritte und Lösungen benötigen.

Was wurde auf dieser Dechantenkonferenz beschlossen?

Es wurde beschlossen, dass zB. im Vikariat Wien bis Sommer 2015 größere Einheiten (mehrere Pfarren) als sogenannte Entwicklungsräume auf dem Weg zur Pfarre neu definiert werden. 2019 soll dann bei einer Dechantenklausur der Stand der Entwicklung festgestellt und der weitere Weg definiert werden.

Über welche Fragen wurde am kontroversiellsten diskuiert?

Es wurde diskutiert, ob die Leitlinien für den Entwicklungsprozess in Stein gemeißelt sind oder ob sie auch an neue Situationen adaptiert werden können.  Über mögliche Zwischenschritte und über den Zeithorizont des Prozesses hat man auch viel gesprochen.

Wie glaubst du, dass sich der Prozess in der Diözese weiterentwickeln wird?

Ich finde, es ist gut, dass wir als Kirche für Entwicklungen offen bleiben. Andererseits muss ich auch betonen, dass nicht alles schlecht ist, was bisher an Pastoral geschehen ist. Wir müssen eine gute Balance finden: Bewährtes zu pflegen und Neues zu wagen, Vorgaben des Bischofs zu berücksichtigen und die Eigenständigkeit nicht abzulegen.

Das wird in verschiedenen Gebieten der Erzdiözese sicher auch unterschiedlich ausschauen. Als Christen/innen aber sind wir immer aufgerufen, über den eigenen Kirchturm hinaus zuschauen, einander zu helfen und voneinander zu lernen.

Was sind die nächsten Schritte, die in den Dekanaten passieren werden?

Jedes Dekanat muss sich mit den Vorgaben des Bischofs auseinandersetzen und überlegen, welche Weichen in die Zukunft gestellt werden können. Der nächste Schritt in den Wiener Dekanaten ist die Benennung größerer Einheiten. Dann werden höchstwahrscheinlich neue Aufträge kommen, worauf wir in diesen größeren Einheiten achten sollen. Die Pastoral darf aber auch während dieses Strukturprozesses nicht vernachlässigt werden.

Hast du einen Tipp für JS- und Mini-Leiter/innen, wie sie im Prozess gut dabei sein können?

Mein Tipp an Gruppenleiter/innen ist: haltet am Guten eurer bisherigen Arbeit fest, seid mutig, euch auch mit anderen Pfarren zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und Gemeinsames zu unternehmen.

Georg Fröschl ist Pfarrer und Dechant im 14. Bezirk in Wien und war als solcher bei der Dechantenkonferenz dabei.

Das Interview führte Heidi Lang.

kumquat "zu wenig?" 2/2015