"Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit" (Koh 3, 1)
Das mit der Zeit ist so eine Sache…
„Nie hast du Zeit für mich, immer redest du nur über deine Probleme!“ hat mir eine Freundin erst kürzlich an den Kopf geworfen. Das war schon ein harter Schlag ins Gesicht, weil ich mir eigentlich keiner Schuld bewusst war. Ich hatte zwar in den letzten Monaten wenig Zeit für irgendwelche privaten Dinge, weil mich meine Arbeit und meine Ausbildung sehr in Anspruch nehmen, aber da wir uns einige Male zum Kaffeetrinken, Spazierengehen oder zum Lokalbummel getroffen hatten, empfand ich mich nicht als schlechte Freundin. Sie mich allerdings schon. Sie war wirklich sehr aufgebracht und ich hatte Mühe, sie wieder zu besänftigen und ihr zu versichern, dass ich meine Zeit in Zukunft so planen würde, dass auch sie wieder mehr Platz in meinem Leben hat.
Hundert Dinge finde ich interessant, Tausend Dinge möchte ich ausprobieren, Millionen Dinge besetzen meine Zeit und nicht alle finde ich gut! Doch wie löst man sich von ungeliebten Zeitbesetzern? Wie kann ich mit meinen zeitlichen Ressourcen so umgehen, dass ich am Ende des Tages weiß, warum ich müde bin und wer mir was erzählt hat?
Ich glaube in unserer schnelllebigen, schier dahinrasenden Zeit ist es wichtig, ganz persönliche und individuelle Stopper ein zu bauen. Phasen im Tag, in denen man sich zurückzieht in sein Innerstes und nur mit sich selbst kommuniziert. In der U-Bahn, mit den Ohrstöpseln meines MP3-Players in meinen Ohren, gelingt mir das manchmal ganz gut. Da höre ich dann meine Lieblingsmusik und kann über Dinge, Menschen, Geschehnisse nachdenken, die mich den ganzen (Arbeits-)Tag über so beschäftigt haben. In diesen paar Minuten habe ich dann ZEIT für MICH!
Kohelet schreibt, dass es eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden gibt, eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, Umarmungen zu lösen, eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen.
Vielleicht sollte ich mich öfter darauf besinnen, dass es für alles im Leben eine bestimmte Zeit gibt. Ich kann nicht immer alles auf einmal machen und überall gleichzeitig sein. Manchmal muss man sich halt für etwas entscheiden. Manchmal muss ich mich ganz bewusst auch gegen etwas entscheiden.
Letzten Endes geht es doch darum, die Zeit die uns auf dieser Erde geschenkt ist gut und erfüllend für uns zu nutzen. Und eigentlich gibt es doch nichts erfüllenderes und schöneres als Zeit mit den Menschen zu verbringen, die man lieb hat und die einem wichtig sind.
Nika Fürhapter