Mit Vollgas in den Hunger

Im aktuellen Disney-Film „Cars 2“, in dem Superstar „Lightning McQueen“ mit alternativem Treibstoff durch einen Agenten-Zeichentrickfilm rast, wird zu Beginn ein neues Riesen-Ölfeld gefunden. Die Realität sieht aber ganz anders aus: Die kostengünstig nutzbaren Erdölvorräte neigen sich dem Ende zu. Durch diese Verknappung des Angebots steht ein starker Anstieg von Treibstoffpreisen bevor. Deshalb fordert der Verkehrs-Club VCÖ: „Es braucht eine Trendwende in Richtung Gehen, Radfahren und Öffentlichen Verkehr.“ Doch die Politik geht in eine andere Richtung: Erdöl soll durch Treibstoffe aus Energiepflanzen ersetzt werden. Doch dadurch steigen die Lebensmittelpreise, was vor allem die ärmste Bevölkerung trifft – in allen Ländern!

In Österreich plant die Regierung ab Herbst 2012 dem Benzin an den Tankstellen zehn Prozent Ethanol beizumischen*. Ethanol, das ist fast purer Alkohol – hergestellt aus Mais, Weizen oder Zuckerrüben. In Deutschland sorgte diese Beimischung im Superbenzin („E10“) im letzten Jahr für große Aufregung. Auch bei uns, wo seit Jahren bereits fünf Prozent beigemischt werden, zeigt sich immer mehr Widerstand – auch von Künstlern: Hubert von Goisern hielt im Herbst wochenlang mit „Brenna tuats guat“ die Spitze der Ö3-Charts. Der Anlass, das Lied zu schreiben, war die Verarbeitung von Lebensmittel zu Treibstoff gewesen, erklärte er. „Ich finde das ungeheuerlich, vor allem wenn so viele Menschen auf der Welt unter Mangelernährung leiden. Jeder weiß, dass das ein großer Blödsinn ist, dennoch wird es gemacht. Aber wir haben als mündige Bürger die Möglichkeit, uns gewissen Dingen zu verweigern. Mein Beitrag ist es, das Bewusstsein auf diese Sachen zu lenken.“

Daten zum Agrar-Sprit:

  • In Pischelsdorf bei Tulln/NÖ werden im Ethanol-Werk jährlich rund 500 Mio. Kilo Getreide und Mais zu Sprit verarbeitet.
  • In den USA landet bereits fast die Hälfte der Ernte im Tank.
  • China hat im Jänner 2010 in der Demokratischen Republik Kongo 2,8 Mio. Hektar Land (28.000km²) für die größte Ölpalmenplantage der Welt erworben. Das ist ein Drittel der Fläche von Österreich
  • 2009 pachtete der südkoreanische Konzern Daewoo für 99 Jahre (!) in Madagaskar 1,3 Millionen Hektar Land für Mais und Ölpalmplantagen. Das ist etwa die Hälfte der fruchtbaren Fläche der afrikanischen Insel (und größer als Oberösterreich).

Es gibt aber auch positive Zeichen:

  • Südafrika gibt der Ernährung Vorrang und hat die Ethanolerzeugung aus Mais bis 2013 verboten.
  • Menschenrechtsorganisationen fordern, dass Energiepflanzen nur dann in die EU importiert werden dürfen, wenn ökologische und soziale Nachhaltigkeit nachgewiesen werden kann. Kleinbäuerliche Produktion ist zu bevorzugen.
  • Die kirchlichen Umweltbüros animieren immer mehr Menschen alljährlich 40 Tage lang zum Autofasten.

Weitere Informationen zu „Agrotreibstoffen“ findest du auf http://schools.welthaus.at

* Anmerkung: Diese Initiative der Bundesregierung konnte vorläufig gestoppt werden.