Was ist das eigentlich?
Jegliche Form von Kontaktaufnahme zu den Eltern fällt in den Bereich der Elternarbeit. Ganz gleich ob diese direkt oder indirekt geschieht. Konkret heißt das, dass ihr mit jeder Lageranmeldung, jedem Flyer für eine Aktion oder jedem Gespräch, das ihr mit einem oder mehreren Elternteilen führt, im Rahmen der Elternarbeit handelt. Sie haben ein Recht darauf zu erfahren, was ihre Kinder, wo und mit wem unternehmen.
Indirekt findet ebendiese fast immer statt. Da all unsere Kinder minderjährig sind, müssen wir uns an ihre Erziehungsberechtigten wenden. Sei es, wenn ihr einen Flyer für eine Aktion ausgebt, mit dem ihr die Eltern über das Wo, Wann und Wie einer Aktion informieren wollt, damit diese auch wissen, wo ihre Kinder sich aufhalten und was passiert; das hat nicht nur rechtliche, sondern auch kommunikative Hintergründe. Auch die Lageranmeldungen sind im diesem Sinne der Elternarbeit zu unterstellen, denn auch diese dienen dazu die Eltern über den Ablauf der Lagertage und der Organisation selbiger zu informieren.
Es ist also gut daran getan, den Grundstein für eine funktionierende Kommunikation so früh wie möglich zu legen, um den Eltern Einblick in unsere Arbeit zu verschaffen und Vertrauen aufzubauen. Je früher ihr also mit gezielter und bewusster Arbeit beginnen könnt, desto besser.
Da wir eine Organisation sind, die sich auch außerhalb der Gruppenstunden, Lager und Aktionen für die Kinder interessiert, muss die Kommunikation mit den Eltern besonders groß geschrieben werden. Außerdem haben wir mit ihnen eine Grundvoraussetzung gemeinsam; wir handeln im Interesse der Kinder und wollen nur das Beste für sie.
Wir brauchen sie, sie brauchen uns.
Vertrauen ist hierbei ein gutes Stichwort. Ihr müsst euch im Klaren darüber sein, dass die Eltern euch, ihre Kinder anvertrauen, sie übertragen euch die Aufsicht. Selbstredend wollen sie so viele Informationen wie möglich über euch, eure Tätigkeit und die konkrete Arbeit mit ihren Kinder haben, um die Gewissheit zu erlangen, dass ihre Kleinen bei euch gut aufgehoben und in den besten Händen sind.
Das mag nun so klingen, als wäre die Elternarbeit nur dazu da, um den Eltern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, das ist aber nicht ganz richtig, denn wir brauchen sie auch.
Vielleicht hab ihr auch mal Kinder in eurer Gruppe, die ein schwieriges Verhalten an den Tag legen, oft ist es ganz hilfreich den Hintergrund zu kennen, den ihr dann am Besten erfassen könnt, wenn ihr euch an die Eltern wendet, mit ihnen besprecht, was vorgefallen ist und sie euch weiteren Aufschluss geben können über ihr Kind. Je stärker hier das Vertrauen der Eltern in euch ist, desto mehr werden sie euch berichten und euch die Möglichkeit geben das Kind zu verstehen.
Vielleicht gibt es aber auch den einen oder anderen Elternteil, der /die euch gerne aktiv bei eure Arbeit unterstützen würde und wenn ihr das wollt, kann dies auch von großem Vorteil für euch sein, beispielsweise, wenn euch bei der DKA eine Begleitperson fehlt, ist es gut zu wissen, wen der Eltern ihr eventuell ansprechen und bitten könntet.
Vielleicht habt ihr auch zu einem Zeitpunkt, den Eindruck es kämen zu wenige Kinder, oder ihr wollt ganz einfach, dass noch mehr Familien vom Angebot der Jungschar erfahren, dann macht euch das Elternnetzwerk zu Nutze. Die meisten Eltern in eurem Pfarrgebiet kennen sich untereinander, bittet sie den anderen Eltern, deren Kinder nicht bei der Jungschar sind, von eurer Arbeit zu erzählen und sie zu animieren auch zu euch zu kommen.
Es ist also ein Verhältnis, das auf Gegenseitigkeit beruht und das gepflegt gehört.
Bewusst ist besser
Elternarbeit findet früher oder später statt. Wenn diese allerdings unbeachtet nebenher geführt wird, meist in einem eher unangenehmen Kontext, nämlich dann besonders, wenn es zu Konflikten mit den Eltern kommt und auf Grund fehlender vorangegangener Kommunikationsbasis, entstehen diese Konflikte oft auf Basis von Missverständnissen. Bewusstes, strukturiertes Arbeiten und Wirken ist hier klar vorzuziehen.
Summa sumarum kann man sagen, die Elternarbeit ist ein wichtiger Teil unserer eigenen Tätigkeit innerhalb der Jungschar und unumgänglich.
Sinnvolle Elternarbeit beginnt schon mit der gut überlegten Kontaktaufnahme mit Eltern, deren Kinder noch nicht in der Jungschar sind. So wird sich jede Pfarrgemeinde fragen, in welchem Zusammenhang Eltern die Jungschar kennenlernen sollen.
Werden die GruppenleiterInnen und ihre Arbeit bei einem Elternabend der Erstkommunion-Vorbereitung vorgestellt? Gibt es als Abschluss der Erstkommunion-Feiern in der Pfarre ein Spielfest der Jungschar, bei dem Kinder und Eltern diese Organisation selbst erleben können? Werden gar schon Kinder in der ersten Klasse Volksschule zu Spielgruppen eingeladen, die nach der Erstkommunion-Vorbereitung als Jungschargruppen weitergeführt werden?
Werden alle im Pfarrgebiet wohnenden Eltern nach dem Wechsel von der Volksschule in die Hauptschule bzw. in das Gymnasium von der Einrichtung der Jungschar informiert? Es gibt viele Möglichkeiten, Kontakt aufzunehmen; schriftlich per Brief, Flyer oder Email, über Publikationen eurer Pfarre, selbst beim Gespräch im Supermarkt oder auf einer Pfarrveranstaltung, schlicht unzählige Möglichkeiten. Mit Überblick und Dokumentation, also dem Festhalten der Kontaktdaten der Eltern, lässt sich das Ganze freilich viel besser planen und einsetzen.
Information
Ob Eltern der Jungschar gegenüber positiv eingestellt sind, hängt meistens auch damit zusammen, welche Informationen sie auf welche Weise bekommen. Je weniger die Eltern informiert werden desto mehr sind sie auf ihre eigene Phantasie angewiesen, und die stimmt mit der Wirklichkeit oft nicht überein. Informationsfaltblätter (die über das diözesane Jungscharbüro erhältlich sind), Plakate, Hinweistafeln für Organisatorisches oder sogar eine eigene Pfarr-Jungschar-Zeitung sind wertvolle Hilfen, Eltern über die eigene Arbeit zu informieren und sie dafür zu interessieren. Auch hier gilt: persönliche Kontakte sind die beste Informationsschiene.
Auch zu erwähnen ist, dass nicht jeder Elternteil ein gleiches Maß an Interesse an unserer Arbeit zeigt. Das heißt nicht, dass sich die Eltern, die sich weniger dafür interessieren auch weniger an ihren Kindern interessiert sind, ganz und gar nicht, aber es gibt, wie in jedem Lebensbereich in dem man mit Menschen zu tun hat, Unterschiede. Manch Eltern sind ausschließlich an den prägnanten Informationen interessiert und andere wiederum daran, aktiv an eurer Arbeit teilzunehmen.
Auch hier ist es wichtig auf die diversen Bedürfnisse der Eltern eingehen zu können. Je besser ihr die Eltern eurer Kinder ‚kennenlernt‘, umso einfacher könnt ihr gezielt eure Arbeit mit den einzelnen Elternteilen setzen.
Welche Ziele auch immer durch die Elternarbeit der Jungschar einer Pfarre angestrebt werden, eines muss in jedem Fall im Mittelpunkt stehen: Elternarbeit der Jungschar ist immer ein Dialog-Geschehen zwischen Menschen, denen dieselben Kinder ein großes Anliegen sind.
Johanna Fuchshuber
[aus dem context "Elternarbeit"]
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