In der Jungschar wird viel gespielt. Meistens spielen Kinder gemeinsam mit Gruppenleiter/innen. Funktioniert das aber auch, wenn andere Erwachsene dabei sind, die die Spielkultur der Jungschar gar nicht kennen – und vor allem, welchen Sinn hätte das überhaupt?
Das Spiel als Präsentation
Bei der Elternarbeit geht es unter anderem darum, zu vermitteln, wie Jungschar funktioniert. Das kann mitunter nicht ganz einfach sein, insbesondere weil den Eltern manche der pädagogischen Ansätze, wie sie in der Jungschar verwendet werden, fremd, ungewohnt oder scheinbar nicht zielführend vorkommen. In den meisten Fällen werden sich Eltern unter „Wir haben heute in der Jungschar ein Geländespiel gespielt!“ wenig bis nichts vorstellen können. Das heißt, man hat es einerseits mit Unwissen über die Jungschararbeit an sich und andererseits mit dadurch entstehenden Vorurteilen zu tun.
Weil aber Spiele einen guten Teil der Jungschararbeit ausmachen und weil selbst gemachte Erfahrungen immer mehr aussagen als ewige erklärende Ausführungen, bietet es sich an hin und wieder Eltern bei Jungscharspielen mitmachen zu lassen. Natürlich – die Anlässe müssen mit Bedacht ausgewählt werden. Das hat mehrere Gründe: Erstens dient die Jungschar nicht dem Zeitvertreib der Eltern. Es geht immer noch darum, den Kindern einen eigenen Raum zu bieten. Eltern zu erlauben, jedes Mal bei der Gruppenstunde mitzumachen, arbeitet dem entgegen und wird die Jungschararbeit wohl eher stören.
Spiele und Spenden
Zweitens lassen sich Veranstaltungen, die zum Beispiel ein oder zweimal im Jahr stattfinden und zu denen die Eltern explizit eingeladen werden, wunderbar zum Sammeln von Spenden verwenden. Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass solche Spendensammelaktionen gleichzeitig auch Veranstaltungen der Jungschar sind und dass dadurch ihre Grundlagen und Richtlinien nicht ausgehebelt werden: Wenn es in Spielen am Junscharlager keinen Mörder gibt, dann gilt das auch für Spiele mit Eltern. Es handelt sich ja um Jungscharaktionen als solche und man will den Eltern deren Besonderheiten vermitteln.
Erwachsene sind keine Kinder
Drittens ist es nicht ganz einfach, passende Spiele zu finden, was schon alleine daran liegt, dass sich die Teilnehmeranzahl bei angekündigten Aktionen wahrscheinlich verdoppeln wird. Natürlich lässt sich so etwas nicht im Rahmen einer normalen Jungscharstunde durchführen. Spiele mit sehr vielen Figuren (=GLs) scheiden damit schon aus. Man hat aber rein organisatorisch noch mit weiteren Schwierigkeiten zu kämpfen: Sind möglicherweise ältere Leute, also Großeltern, auch noch dabei, kommen reine Fangspiele oder ähnliches auch nicht in Frage. Zuletzt, und das mag jetzt ein bisschen paradox wirken, darf der gesamte Spielaufbau nicht zu kompliziert sein; und zwar nicht wegen der Kinder (die kommen erfahrungsgemäß sehr gut mit schnellen Spielabläufen und Szenenwechseln zurecht) sondern wegen der Eltern. Die sind es oft nicht gewohnt, sich in eine Spielewelt hineinzuleben oder bei Spielerklärungen zuzuhören (vielleicht weil sie glauben, ohnehin schon alles zu verstehen?), wodurch Rollenspiele und kompliziertere Spiele auch ausscheiden.
Zwei erprobte Modelle
Die Erfahrung zeigt, dass Theaterstücke und Stationengänge am besten funktionieren. Zu Theaterstücken muss man wohl wenig sagen. Stationengänge funktionieren deswegen gut, weil man die einzelnen Stationen variabel gestalten kann: Genauso wie man eine Station für jüngere und ältere Kinder aufbauen kann, kann man sie für Gruppen mit vielen Erwachsenen, älteren Menschen usw. auslegen, so dass für jeden etwas dabei ist und die Stationen nie langweilig werden. Das Niveau jeder einzelnen Station sollte also variabel gestaltet werden, wobei „niedriges/hohes Niveau“ gemäß den obigen Überlegungen nicht „für Kinder/Erwachsene“ meint.
Am wichtigsten ist zuletzt, dass alle Beteiligten ihren Spaß an der Sache haben, was man am ehesten durch variable Stationen erreicht. Dass die Eltern dadurch einen kleinen – wenn auch eingeschränkten – Einblick in die Jungscharpraxis erhalten und so Jungschar hautnah erleben, ist dann noch ein positiver Nebeneffekt.
Andreas Baumann
[aus dem context "Elternarbeit"]