Sein und Nicht-Sein

Neben all dem was wichtig ist im Bezug auf die Elternarbeit und unsere Verantwortung als Gruppenleiter/innen,  gibt es auch Grenzen unserer Pflichten, die es zu ziehen gilt.
Sowohl in unseren Köpfen, als auch in den Köpfen der Eltern muss ein klares Bewusstsein geschaffen werden, für das, was wir sind und machen, und das, was wir nicht sind und nicht machen.  Die Gefahr uns in einer Situation wieder zu finden in der unsere Bereitschaft und unsere Arbeit mit den Kindern ausgenützt wird, ist nicht ungewöhnlich, aber dennoch zu vermeiden.  Je früher ihr ganz konkret euren Aufgabenbereich absteckt und diesen auch kundtut, desto eher könnt ihr also so eine Zwickmühle vermeiden.

Mir kam in meiner Laufbahn als Gruppenleiterin schon ein paar Mal zu Ohren, dass Eltern gemeint hätten über uns frei verfügen zu können.  Solche Situationen geschehen meist ohne Vorsatz, sie schleichen sich einfach ein. Dennoch müssen wir uns vor Augen halten, dass wir zum Beispiel keine Lehrer/Innen sind, also keinen Bildungsauftrag haben und auch kein Wissen vermitteln MÜSSEN. Freilich ist es schön, wenn wir mit den Kindern in den Gruppenstunden diverse Themen aufarbeiten können und ihr Interesse für unterschiedliche Bereiche fördern können, wir sind aber nicht dazu da um ihre schulischen Leistungen zu überprüfen oder zu steigern.  Wir sind kein Lerninstitut und auch keine Nachhilfestätte, sondern die Jungschar, in der wir den Kindern, neben ihrer schulischen Bildung, Werte und soziale Kompetenz vermitteln wollen. Natürlich lernen unsere Kinder auch viel von uns, und das ist auch gut so, aber wir sind nun mal keine Schule mit Lehrplan. Auch sind wird nicht dazu da, einen erweiterten Religionsunterricht zu absolvieren. Einer unserer Grundsätze ist „Kirche mit Kindern“, etwas was wir mit den Kindern leben und nicht einer Überprüfung aussetzen müssen.

Wir sind auch keine Babysitter. Den Eltern sollte also auch klar sein, dass wir, nur weil wir ihre Kinder in den Gruppenstunden, auf Lagern und bei Aktion betreuen, nicht dazu da sind, um einzelne Kinder zu hüten, wenn sie uns eben mal benötigen. Natürlich ist es in Ordnung, wenn du als Privatperson auf Kinder aufpassen möchtest und das mit den Eltern dann auch so organisierst, aber die Erwartungshaltung, dass die Jungschar das „eh“ selbstverständlich macht, darf dabei nicht entstehen. Denn auch dies ist nicht unsere Aufgabe, als Gruppe.

Erwartungshaltung ist das Stichwort. Indem ihr bewusst euren Arbeitsbereich absteckt und ihn dann auch so kommuniziert beziehungsweise praktiziert, könnt  ihr die oben genannten Situationen vermeiden.  
Es ist wichtig, dass ihr euch als GruppenleiterInnen-Runde damit auseinandersetzt, was ihr als Gruppe repräsentiert und euch eurer Prinzipien bewusst seid und hinter diesen steht. Vergesst aber nicht, dass ihr nebst dem Teil, den ihr in eurer Gruppe formt, auch Privatpersonen seid. Warum das so wichtig ist? Weil es natürlich in Ordnung ist, wenn ihr als Jungschar sagt: Wir sind keine Babysitter und auch kein Lerninstitut. Aber das darf nicht heißen, dass niemand der in der Jungschar tätig ist, nicht auch privat auf Kinder aufpassen oder ihnen Nachhilfe geben dürfte. Das ist völlig in Ordnung und eine gute Sache, wichtig ist hier nur klar zu transportieren, ob ich das als „Ich-Privat“ oder als „Wir-Jungschar“ mache.
Eben um Missverständnissen und falschen Erwartungen vorzubeugen, ist von eurer Seite wichtig zu wissen und zu kommunizieren, wie euer Arbeitsspektrum aussieht und was nicht dazu gehört.

[aus dem context "Elternarbeit"]