Stehen, Knien, Sitzen

Die Körperhaltungen der Heiligen Messe

Seit über 2000 Jahren feiern Menschen gemeinsam die Heilige Messe (in vielen verschiedenen Varianten). Seit dem zweiten vatikanischen Konzil (1962-1965) wird die Messe bei uns in deutscher Sprache zelebriert und der Priester feiert mit dem Volk gemeinsam - zu ihm hingewandt. Unsere Körperhaltung in der Messe drückt eine innere Haltung aus und das Stehen, Sitzen und Knien ist genau geregelt. So können Christ/innen überall auf der Welt gemeinsam Messe feiern und wissen, „was sie zu tun haben“.

Stehen vor Gott - Beten
Wenn wir mit Gott „im Gespräch“ sind, dann stellen wir uns hin. Wir lümmeln nicht irgendwie bequem in einem Sessel, aber wir brauchen uns auch nicht zu ducken oder klein zu machen - „aufrecht stehen“ ist gefragt. Diese Körperhaltung erinnert an die Berufung des Propheten Ezechiel in der Bibel: Als ihm Gott erschien, fiel er „auf sein Gesicht nieder“ - Gott aber sagt zu ihm: „Steh auf, ich will mit dir reden!“ (Ezechiel 1,28cd; 2,1). Die äußere Haltung des aufrecht Stehens drückt aus, dass wir zu Gott stehen, so wie er zu uns steht. Wir müssen uns nicht erniedrigen, sondern dürfen aufgerichtet und aufrichtig mit ihm reden. Da das Evangelium nicht nur das Hören des Wort Gottes bedeutet, sondern wir dazu aufgefordert sind in unserem Leben auch auf das Gehörte zu antworten, stehen wir auch hier.

Knien vor Gott - Ehre erweisen
In Momenten der besonderen Verehrung Gottes knien wir im Gottesdienst. Bei der Wandlung und manchmal auch kurz vor der Kommunion. Das Knien mit aufrechtem Rücken ist eigentlich eine „Sonderform“ des Stehens - Stehen mit „verminderter Größe“.  Es ist eine Geste, die Gott gegenüber Ehrfurcht erweist und seine Größe anerkennt, indem ich mich „zurücknehme“.

Sitzen vor Gott - Hören auf das Wort
Wenn wir sitzen, kommen wir zur Ruhe - und aus der Ruhe heraus, kann man zuhören. Um gut hören zu können, sitzen wir bei der Lesung aus der Bibel und der Predigt. Man setzt sich hin, wenn man etwas bedenken und in sich nachschwingen lassen will (auch nach der Kommunion). Und auch dann, wenn andere „beschäftigt“ sind - z.B. beim „herrichten“ des Altars für die Wandlung. Das Sitzen im liturgischen Sinn meint eine gespannte Aufmerksamkeit ausdrücken. Eine Haltung des Erwartens.

Nika Fürhapter

[aus dem kumquat "platsch!" 2011]