"In der Jungschar wird doch immer nur gespielt!"

... ein Satz wie ihn viele Gruppenleiter/innen zu hören bekommen. Sollte man sich dadurch verunsichern lassen? Nein, ganz sicher nicht. Im Gegenteil, es gibt gute Gründe dafür, dass Spielen oft der Höhepunkt der Gruppenstunde ist.

Kinder lernen durch ausprobieren, durch spielerisches Umgehen mit Gegenständen und Situationen. Das lässt sich immer wieder beobachten. Ein Kind, das eine Taschenlampe entdeckt, wird nicht warten, bis es dunkel ist und die Taschenlampe erst dann einschalten, wenn sie wirklich notwendig ist - um keinen Strom zu verschwenden. Im Gegenteil, dieses Kind wird die Taschenlampe ein- und ausschalten, aber auch ausprobieren, wozu sie sich sonst noch eignet, also z.B: Ist das Licht der Taschenlampe stark genug, um durch meine Bettdecke zu leuchten? oder: Wie schaut das aus, wenn ich meinen Mund von innen her beleuchte? Das Kind wird die Taschenlampe also nicht von Beginn an "richtig" benützen, sondern es wird damit spielen.

Kinder können sich in solche Spiele stark vertiefen. Ihre Kreativität und Fantasie lässt Stofftiere lebendig, Monster allzu echt und das Testen der Taschenlampe äußerst wichtig wirken. Und Spielen ist auch äußerst wichtig. Denn in dieser intensiven Beschäftigung können sich Kinder in einem geschützten Rahmen mit verschiedenen Dingen auseinander setzen und dadurch lernen. Fragt man allerdings ein Kind danach, warum es gern spielt, wird es sicherlich etwas anderes antworten: Spielen macht Spaß, es ist lustig.

Gruppenspiele

Bei den Spielen, die in der Jungschar und in Mini-Gruppen gespielt werden, spielt die Gruppe miteinander. Das Ziel von Gruppenspielen ist, dass alle gemeinsam Spaß haben. Das bedeutet aber nicht, dass die Kinder dabei nichts lernen würden. Denn genau das ist ja der Clou am Spielen: Kinder können durch Spielen lernen "obwohl" es Spaß macht! Es gibt eine Vielzahl an Dingen, die in Spielen gelernt werden können.

Kinder können im Spiel verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren und dadurch testen, was ihnen Spaß macht (z.B. "Bin ich lieber Fängerin oder steh ich lieber im Leo oder lauf ich lieber davon?"). Das Durchspielen verschiedener realitätsnaher Situationen im Rollenspiel kann eine Hilfe sein, wenn sich die Kinder in einer ähnlichen, "wirklichen" Situation wiederfinden (z.B. "Was sage ich, wenn mir etwas nicht recht ist?" ). Spielen trägt auch dazu bei, dass Kinder Eindrücke und Dinge, die sie beschäftigen, verarbeiten können (z.B. wenn Figuren aktueller Fernsehserien ins Spiel integriert werden).

Spiele, in denen es darum geht, sich originelle Dinge einfallen zu lassen (z.B. "Wie können wir zu dritt das Wort Schnurrbarthaar möglichst ungewöhnlich darstellen?"), phantastische Gebilde zu bauen, ungewöhnliche Zusammenhänge herzustellen (z.B. "Wie kann ich dir drei Esslöffel Traurigkeit aufschwatzen?) o.Ä. fordern die Phantasie der Kinder heraus und tragen so zur Entfaltung ihrer Kreativität bei.

Gute Spiele führen die Gruppe zusammen

Das Spiel in der Gruppe ist die beste und wichtigste Form, die Kontaktaufnahme zwischen den Kindern zu erleichtern: Denn Spiele liefern den Anlass, miteinander zu rätseln, einander nachzulaufen, nur durch Gesten miteinander zu kommunizieren, einander zu berühren, miteinander zu reden, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, Rollen zu spielen... Dadurch, dass Spiele einen Rahmen vorgeben, was gemeinsam zu tun ist, und dadurch, dass die Kinder sich darauf einlassen, entstehen Beziehungen der Kinder untereinander viel leichter, als wenn es keinen äußeren Anlass gäbe, miteinander Kontakt aufzunehmen. Natürlich verlieren Spiele diese wichtige Bedeutung nie - auch dann nicht, wenn sich die Gruppe schon gut kennt. Dann dienen Spiele dazu, die Beziehungen in der Gruppe aufrecht zu erhalten und zu vertiefen.

Als Spielleiter/in ist es hier wichtig, solche Spiele auszuwählen, die die Beziehungen der Kinder positiv beeinflussen. Werden in einem Spiel - vielleicht sogar auf Grund der Spielregeln - Aggressionen untereinander geschürt, so verletzt dieses Spiel die wichtigste Voraussetzung: Die Kinder spielen nicht miteinander, sondern gegen einander. Dadurch werden die Beziehungen der Kinder untereinander belastet. Ein solches Spiel sollte daher unbedingt vermieden werden! 

Das Allerwichtigste: Gemeinsam Spaß haben!

Spielen ist lustig, es macht Spaß, und das bedeutet Kindern sehr viel. Damit das Spielen in der Gruppe wirklich allen Kindern Spaß macht, musst du als Gruppenleiter/in unbedingt darauf achten, dass der Spaß nicht auf Kosten Einzelner geht. Wird ein Kind verspottet, blamiert sich ein Kind immer dann, wenn es etwas tun muss, was es nicht gut kann (z.B. schnell laufen, komplizierte Wörter schnell sprechen,...), dann macht diesem Kind dieses Gruppenspiel keinen Spaß. Dieses Spiel tut weder dem Kind noch dem Rest der Gruppe gut - es sollte abgebrochen oder gar nicht erst gespielt werden.

Weil Kindern Verschiedenes verschieden viel Spaß macht und weil sie unterschiedliche Fähigkeiten haben, ist es gut, ein großes Spielerepertoire zu haben und für Abwechslung zu sorgen.

Und so ist die manchmal vorgebrachte Kritik, dass in der Jungschar doch immer nur gespielt werde, als Lob zu verstehen. Denn Spiele, die die Gruppe zusammenführen und die allen Spaß machen, sind keinesfalls überflüssig: sie sind sowohl für die Gruppe als auch für die Entwicklung der einzelnen Kinder wichtig.

Lisi Paulovics