Rückblickend auf diesen Winter mit bis zu -20°C stellt sich mir die Frage, ob ein Ort der ewig lodernden Feuer, in der Bibel beschrieben als: “...See, der mit brennendem Schwefel gefüllt ist...” (Off 20;10) nicht durchaus als Utopie zu bezeichnen ist – wobei hier natürlich mit “Dort werden sie für immer und ewig Tag und Nacht schreckliche Qualen erleiden.” (Off 20;10) die Aussichten nicht gerade die angenehmsten sind.
Eine Sichtweise, die mir hingegen heutzutage gar nicht mehr so selten unterkommt, ist diese: Das ehemalige Schreckensbild der Qualen und Folter, die Hölle, ist für viele in ihrer Vorstellung der Ort, an dem man zusammen mit einem roten menschenähnlichen Wesen, geschmückt durch Hörner und einen Schwanz, gemütlich an den Feuern der Verdammnis sitzt, sich vielleicht ein Würstel darüber brät und über die ChristInnen lacht, die dort oben im Himmel sitzen und beten.
Aus einem pädagogischen Blickwinkel ist das durchaus Positive an dieser Sichtweise natürlich das Wegfallen von Himmel und Hölle als Teil der schwarzen Pädagogik. Die erschreckende Nutzung dieser Begriffe, nur um Kinder sowie Erwachsene in Furcht und Schrecken zu versetzen und sie so zu erziehen, fällt für mich durchaus unter seelische Misshandlung, die auch in keinem Kontext zu den Lehren der Bibel steht.
Und doch stellt sich für mich als modernen Christen, der seinen Glauben ernst nimmt, die Frage, wie diese Hölle zu unserem heutigen Gottesbild passt. Viel mehr kann ich mich da mit den Vorstellungen des Himmels/Paradieses anfreunden, die in ihrer biblischen Beschreibung eine noch immer nachvollziehbare Schönheit und Trost haben.
Doch wenn ich mich dann wieder mehr mit meinem Glauben beschäftige, kommt in mir die Vorstellung eines Gottes auf, der mir und allen Menschen zwar eines Tages jede Sünde wie auch jede gute Tat vorrechnen wird, dessen Ziel es allerdings ist, uns alle in den Himmel zu schicken. Dass wir also nach der Textstelle “Wenn also jemand nicht im Buch des Lebens eingetragen war, wurde er in den Feuersee geworfen.” (Off 20;15) doch alle im Buch des Lebes stehen. Hier setzt für mich auch eine sehr schöne Interpretation der Hölle an, die ich während meiner Firmung von unserem damaligen Kaplan gehört habe, nämlich die Idee der Hölle als letzte Bastion des freien Willens, als letzte Entscheidung unsererseits, ob wir uns für oder gegen Gott entscheiden.
Was natürlich nicht bedeutet das jede Entscheidung davor wertlos ist, denn in den Himmel können wir nicht nur kommen, wir können ihn uns auch hier schaffen, davon bin ich zumindest überzeugt.
Marco Skodak