„Dürfen wir auch mitkommen?“, kann man Eltern oft sagen hören, wenn sie ihre Kinder am Beginn eines Jungschar- oder Minilagers zum Bahnhof bringen und deren Vorfreude erleben. In unserer Pfarre Baumgarten haben wir diesen Wunsch vor einigen Jahren ganz wörtlich genommen und das erste Lager nur für Eltern ausgeschrieben.
Ungeachtet unserer Unsicherheit, ob sich überhaupt jemand anmelden würde, wurde ein Kinderinfoabend angesetzt; Anmeldung, Gepäcksliste und Co unterschieden sich nur in einem Detail von der üblichen Vorlage: diesmal waren es die Kinder, die die Formulare für ihre Mamas und Papas ausfüllten und unterschrieben.
Wenige Wochen danach staunten wir nicht schlecht, als tatsächlich zahlreiche Kinder ihre Eltern zum ersten „Maxilager“ angemeldet hatten. Am ersten Ferienwochenende war es dann so weit: Ein Dutzend Erwachsene machten sich gemeinsam mit ein paar Leitern auf den Weg zum Lagerquartier. Bereits im Zug wurde uns bewusst, wie unglaublich ähnlich diese Eltern ihren jeweiligen Kindern waren. Das große Kudern ließ nicht lange auf sich warten und spätestens beim ersten Spiel ließen sich alle Eltern voll aufeinander und das Programm ein und entdeckten bei viel Gelächter ihre kindliche Seite wieder.
Unser Ziel war es, das Maxilager in möglichst vielen Details einem Kinderlager anzunähern, schließlich war es dieses spezielle Flair, das die Mütter und Väter kennenlernen wollten. Die Anreise erfolgte für alle gemeinsam mittels öffentlichem Verkehr, zu trinken gab es Dicksaft, „Mädchen“ und „Burschen“ schliefen in getrennten Zimmern und selbstverständlich waren erwachsene Gegenstände wie Krawatten, Laptops, Stöckelschuhe oder gar Nachnamen und Titel streng verboten.
Auch unser Programm orientierte sich 100%ig an dem, was alle Kinder der Pfarre längst kannten und liebten: Kennenlernspiele, Postenlauf, Geländespiel und Lagerfeuer durften ebenso wenig fehlen wie die gemeinsame Messvorbereitung, ein spannendes Taschenlampenspiel, kindische Spiele, Workshops und das Werwowaswiewarium samt Kinderrunde und Schreispiel. Schließlich stellten wir Leiter fest, dass all unsere Ängste völlig unbegründet waren: Die „großen Kinder“ machten bei jedem Blödsinn mit und hatten dabei sichtlich jede Menge Spaß. Unter den Lagerteilnehmern entstand außerdem eine enge Gemeinschaft.
Seit dem ersten Maxilager wird es vehement jährlich aufs Neue von den Eltern erwartet und gefordert und immer wieder stoßen weitere Eltern dazu. Aus den Rückmeldungen wissen wir, dass manche von ihnen als Kind nie auf Lager fahren konnten und sich nun diesen Traum erfüllen. Andere genießen es sichtlich einfach nur, gemeinsam mit Gleichgesinnten ein Wochenende lang wieder einmal so richtig kindisch sein zu dürfen. Damit die Kinder dieser Eltern betreut sind, findet unser Maxilager immer zur gleichen Zeit wie das Jungscharlager der Pfarre statt. Wir können nur jede Pfarre ermutigen, das Experiment eines Elternlagers zu wagen – die Eltern erkennen und schätzen dabei, was Gruppenleiter eigentlich alles für ihre Kinder tun, und können sich danach viel mehr unter Jungschar-/Miniarbeit vorstellen. Und es ist ganz sicher für Eltern und Leiter eine unvergessliche, schöne Erfahrung.
Übrigens: Die Teilnehmer unseres Maxilagers treffen sich auch unter dem Jahr miteinander und ein Höhepunkt für sie und ihre Kinder ist natürlich stets die Premiere des Lagerfilms, auf dem für immer festgehalten ist, wie gut es tut, manchmal auch als Erwachsener Kind zu sein.
Rafael Riedler, Minileiter in der Pfarre Baumgarten
[aus dem context "Öffentlichkeitsarbeit"]