Wo Menschen miteinander leben, befinden sie sich in Kommunikation. Bei einer so intensiven Form des Zusammenlebens wie einem Lager wird die Gestaltung der Kommunikation einen ganz wesentlichen Beitrag zum Lagerstil leisten und dazu, ob dieser positiv erlebt wird. Deshalb solltet ihr Überlegungen anstellen, ob und wie es neben den vielen Gesprächen und Kontakten, die ungeplant und informell auf einem Lager stattfinden, auch andere Formen der Kommunikation geben soll, die bewusster gestaltet werden.
Wandzeitung
Hier geht es um einen Bereich an einem zentralen Ort, an dem sowohl Informationen über das Programm, Hinweise für den Alltag als auch nette Kleinigkeiten zu finden sind. Die Wandzeitung kann z.B. eine Pressspanplatte sein, die aufgestellt wird, oder ein großes Stück Stoff, das an die Wand gehängt wird.
Mögliche Inhalte der Wandzeitung:
- „Jö-Pfui-Plakat“: Auf einem täglich neuen Plakat ist Platz, den anderen mitzuteilen, welche Dinge mir sehr gut oder gar nicht gefallen. Diese Punkte sollten beim Lagerparlament behandelt werden (siehe Seite 16). (Es ist klar, dass auf dieses Plakat keine Namen geschrieben werden. Etwaige Konflikte zwischen Kindern sollen nicht über diesen Weg, sondern persönlich – evtl. mit Hilfe eines/r Gruppenleiters/in – besprochen werden.)
- „Das müss ma besprechen“: Die Verwendung des Jö-Pfui-Plakats hat gezeigt, dass es manchmal Dinge gibt, die sich nicht in „Jö“ oder „Pfui“ einteilen lassen, aber trotzdem besprochen werden sollen. Wird für diese Dinge auf der Wandzeitung Platz reserviert, hat das den Vorteil, dass sie sofort notiert werden können, wenn sie auffallen, und dass sich die anderen (und auch der/die Leiter/in des Lagerparlaments) schon vorher Gedanken machen können.
- Tagesprogramm – kurze Infos zu Geländespielen & Co.
- Speiseplan
- Einkaufsliste – Hier können die Kinder notieren, was sie vom Einkauf benötigen.
- Comics und Geschichten
- Weiter-schreib-Geschichten, an denen jede/r, der/die Lust hat, weiter schreiben kann
- Wetterbericht
- In der Nähe der Wandzeitung kann auch eine Schätzstation sein, bei der jeden Tag ein Ding aufgestellt wird, zu dem es eine Schätzfrage gibt, z.B. Wie viele Murmeln passen in dieses Glas? Auf einem Plakat können Tipps abgegeben werden. Jeweils im Anschluss ans Lagerparlament wird das Schätzrätsel aufgelöst.
Briefkästen
Es gibt Dinge, die Kinder anderen mitteilen wollen, ohne dass alle anderen davon erfahren. Manchmal kommt es auch vor, dass man etwas lieber schreiben möchte, als es direkt zu sagen. Und zu guter Letzt macht es vielen Kindern einfach Spaß, Briefe zu schreiben und Post zu bekommen. Daher ist die Einrichtung von Briefkästen sehr wertvoll. Die Gruppenleiter/innen sollten ein Auge darauf haben, ob manche Kinder besonders wenig oder gar keine Post von anderen erhalten, und ganz besonders diesen Kindern Briefe schreiben. Damit sicher alle Kinder Post bekommen, kann es auch täglich eine „Postwurfsendung“ an alle Kinder geben, z.B. eine Ankündigung für einen Programmpunkt, ein Comic usw.
Die Briefkästen können am ersten Tag aus Klopapierrollen oder verschiedenen Arten von kleinen Schachteln gebastelt werden.
Lagerparlament
Auf einem Lager gibt es viel, das alle Beteiligten miteinander besprechen müssen. Dafür kann ein Lagerparlament eingerichtet werden (näheres dazu unter „Mitbestimmung“).
Signale
Um nicht herumlaufen zu müssen, um allen Lagerteil-nehmer/innen mitzuteilen, dass jetzt ein bestimmter Programmpunkt beginnt (Lagerparlament, Geländespiel, Essen usw.), können bestimmte, jeweils gleich bleibende Signale verwendet werden. Zum Essen kann beispielsweise ein Gong rufen, zum Beginn eines Programmpunktes eine Kennmelodie, zum Lagerparlament ein geklatschter Rhythmus, der von den Kindern und Gruppenleiter/innen begonnen wird, die bereits da sind, usw.
Gemütlicher Raum für alle
Ein Zimmer, in dem man in angenehmer Atmosphäre (mit Pölstern, Decken, etc.) plaudern, spielen oder einfach nur genießerisch dösen kann, erleichtert alle Arten von gemütlichem Beisammensein und das Plaudern zwischendurch. Wenn Kinder spielen oder plaudern wollen, finden sie hier meist andere Kinder oder Gruppenleiter/innen.
Wenn möglich sollte dieser Raum so liegen, dass Kinder, die abends noch länger aufbleiben oder morgens eher früher aufstehen, hier einen Ort haben, an dem sie spielen können, ohne die anderen beim Schlafen zu stören.
Auf alle Kinder achten
Immer wieder kann es trotz des Angebots vielfältiger Kommunikationsformen passieren, dass manche Kinder nicht genügend Kontakt zu anderen Kindern haben oder keinen Platz finden, Dinge, die sie besprechen wollen, auszudrücken. Um solche Situationen möglichst zu vermeiden, kann Folgendes hilfreich sein:
- Die Gruppenleiter/innen machen sich untereinander aus, wer auf welche Kinder besonders schaut, sich darum kümmert, wie es diesen geht, etc. Wahrscheinlich ist es am einfachsten, wenn die Gruppenleiter/innen auf die Kinder schauen, die auch unterm Jahr in ihrer Gruppe sind. Ganz besonders wichtig ist es, auf die Kinder ein Auge zu haben, die noch nie auf Lager mit waren bzw. deren Gruppenleiter/innen nicht am Lager mit sind.
- Es gibt regelmäßige Treffen oder Spiele in Kleingruppen, in denen wirklich jedes Kind leichter zu Wort kommen kann und wo auch besser auf ein einzelnes Kind eingegangen werden kann als etwa im Plenum des Lagerparlaments.