Kinderschutz am Lager

Ferienlager werden mit liebevoller Hingabe und Ideenreichtum der Gruppenleiter/innen und des Planungsteams erarbeitet und gehören zum absoluten Highlight im Jungscharjahr. Alle hoffen auf eine lustige, spannende und erfolgreiche Woche mit den ihnen anvertrauten Kindern. Deshalb ist Kinderschutz im Rahmen von Ferienlagern ein wichtiges Thema.

Eine Befassung mit dem Thema Kinderschutz am Jungscharlager sendet wichtige Signale:

Signalwirkung Kinder

Wenn Kinderschutz thematisiert wird, senden wir das Signal: Du hast das Recht zu reden, wenn etwas komisch ist! Du hast das Recht, dich zu wehren! Du hast das Recht, „Nein“ zu sagen, auch einem Erwachsenen gegenüber. Du hast das Recht, dir Hilfe zu suchen, wenn du in Situationen gerätst, die sich mies anfühlen und dich überfordern!

Signalwirkung Eltern

Eltern sind möglicherweise verunsichert, die Lagersituation entzieht sich ihrem Einflussbereich. Die Eltern vertrauen ihre Kinder den Gruppenleiter/innen für die Zeit des Ferienlagers an. Die Kinder sind so zu begleiten und zu beaufsichtigen, dass ihnen nichts zustößt und ihr Wohl während der gesamten Dauer gewahrt ist. Ein transparentes Kinderschutzkonzept schafft Vertrauen.

Signalwirkung Täter/innen

Täter/innen suchen sich bewusst Orte, an denen das Risiko gering ist, aufgedeckt zu werden. Starke Kinder, eine klare offene Kommunikation, klare Regeln und Rahmenbedingungen und ein aufgeklärtes und sensibilisiertes Betreuungspersonal erschweren es Täter/innen und haben eine abschreckende Wirkung.

Einfach ausprobieren

Hier findest du ein Gedankenexperiment, das klar macht, warum Kinderschutz am Jungscharlager wichtig ist. Du kannst es für dich selber ausprobieren oder es als Einstimmung für eine Schulung zum Thema „Kinderschutz am Jungscharlager“ nutzen.

Stell dir vor, du hast eine Gruppenreise gebucht – weit weg, in ein fremdes Land, wo man für gewöhnlich nicht alleine hinreist. Da sind Gefühle wie Freude, Spannung, ein bisschen Angst – wie wird das wohl werden?

Man trifft sich am Flughafen. Dort siehst du das erste Mal die Mitreisenden – ein paar kennst du ein bisschen, der Großteil ist dir allerdings fremd (einer schaut schon so komisch aus – gar nicht dein Typ, geht dir jetzt schon auf die Nerven…). Eine Reiseleiterin schusselt mit ihrer Liste etwas nervös zwischen den Leuten und dem Gepäck herum. Sie bemerkt dein Kommen zuerst gar nicht. Kurz stehst du etwas unentschlossen herum, dann machst du dich selbst bemerkbar. Bevor sie dich dann doch begrüßt, stellt sie fest, dass dein Gepäck aber schon ein bisschen groß ist. Auf deine Frage wie es beim Ankommen sein wird, und wann es etwas zu essen gibt, meint sie, das wüsste sie nicht so genau, aber das würdest du dann ja schon sehen.

Im Flugzeug sitzt du ausgerechnet neben diesem komischen Typen. Er reist alleine und quasselt dich voll - zu allem Überfluss macht er mit seinem Handy Selfies mit dir. Die sympathischen Leute sitzen alle woanders. Den Flug bringst du hinter dich und am Ankunftsort ist alles schon sehr aufregend, so dass du gleich mal dringend aufs Klo musst. Die Reiseleiterin bittet aber die Gruppe inständig darum, zusammenzubleiben, da der Bus schon warte und dieses Bedürfnis noch ein bisschen zu verschieben, bis man im Hotel ist.

Dort angekommen, gibt es die unangenehme Situation der Zimmerverteilung, da es keine Einzelzimmer gibt. Du kannst dich durch Vortäuschen eines Schwächeanfalls gerade noch davor retten, mit diesem komischen Typen in ein Zimmer zu kommen. Schließlich hast du es nicht ganz so schlecht erwischt und bist mit drei weiteren ganz okay aussehenden Personen in ein Zimmer eingeteilt. Die nächste Überraschung... Gemeinschaftsduschen und WC am Gang ohne Absperrmöglichkeit. Auf deinen leisen Einwand, dass das eine unangenehme Situation für dich ist, tut dich die Reiseleiterin als Mimose ab und weist darauf hin, dass es deine Schuld ist, du hast dich ja für ein Abenteuer entschieden und hier ist das nun mal so.

Schon jetzt triffst du innerlich die Entscheidung, während der Woche niemals Duschen zu gehen und das WC nur in der Nacht zu benutzen, wenn die anderen schlafen. Während du in der Nacht nun doch Duschen gehen willst, um dir den Schweiß der Reise abzuwaschen, stellst du fest, dass kein Wasser aus der Leitung kommt… Blöderweise weißt du nicht, wie du die Reiseleiterin kontaktieren kannst und als du dich an die Rezeption des Hotels wendest, ist da gerade eine Personalfete im Gang… lautes Lachen, Musik, Alkohol, Zigaretten, … du musst dir lautstark Gehör verschaffen – dann torkelt endlich ein betrunkener Angestellter auf dich zu, legt dir den Arm um die Schulter und lallt dir in unverständlichen Sätzen sinngemäß etwas von „Keine Sorge, geh schlafen, dann schaut die Welt morgen wieder ganz anders aus“ mit stinkigem Atem ins Gesicht…

Verschüchtert und einsam machst du dich auf den Weg in dein Zimmer.

Auf dem Gang triffst du zufällig auf eine sehr sympathische mitreisende Person, die dich anspricht und dich fragt, wie es dir mit den Gegebenheiten so geht. Als du antwortest, dass du wenig zufrieden bist, offenbart sie dir auch ihre Unzufriedenheit. Daraufhin einigt ihr euch darauf, gleich morgen mit der Reiseleiterin angenehmere Rahmenbedingungen auszuhandeln.

Reflexionsfragen:

  • Was brauche ich, um mich sicher zu fühlen?
  • War ich selbst als Kind auf einem Ferienlager? Was waren meine Sorgen und Nöte?

Aus der Kinderschutzrichtlinie: Sondersituation Ferienlager

Im Kapitel „Sondersituation Ferienlager“  der Kinderschutzrichtlinie der Katholischen Jungschar Österreichs findest du wichtige Hinweise, die bei der Planung und Durchführung des Ferienlagers unterstützen. Hier findest du einen Leitfaden für vieles, das am Jungscharlager Thema ist:

  • Aufsichtspflicht und was gilt in der Nacht?
  • Nikotin und Alkohol am Ferienlager
  • Geschlechtertrennung in Schlaf- und Sanitärräumen
  • Beziehungen am Ferienlager
  • Auswahl von Spielen
  • Umgang mit Handys und elektronischen Geräten
  • Herausfordernde Situationen (Heimweh/Besuche)