Tischgebete am Lager
Das Mittags- und Abendessen am Lager sind Zeitpunkte, an denen alle Kinder beisammen sind. Wir sitzen miteinander um Tische und teilen das Essen. Das sind sehr geeignete Gelegenheiten, verschiedene Formen des Gebets kennen zu lernen, gemeinsam zu erleben und so eine Kultur des Betens miteinander zu entfalten.
Hier einige konkrete Tipps für Tischgebete mit Kindern:
- Die Person, die das Gebet leitet, muss sich so geben, wie sie sonst auch ist. Es ist z.B. unnatürlich, wenn jemand, der/die den Kindern als schwungvoll und fröhlich bekannt ist, beim Beten plötzlich eine ganz ernste Miene hat – so wird das Gebet zu etwas, das mit dem sonstigen Leben nichts zu tun hat.
- So wie alles auf einem Lager müssen auch Gebete kindgerecht sein. Gebete sollen in einer kindgerechten Form gestaltet sein, sodass die Kinder sich angesprochen fühlen, den Inhalt mitvollziehen können und gerne mitmachen.
- Ein Gebet soll bewusst ausgewählt werden, damit sinnvoll miteinander gebetet werden kann. Zufallsentscheidungen durch einen Würfel, der uns die Auswahl erspart, können Kindern nie vermitteln, dass das Gebet etwas mit unserem persönlichen Leben zu tun hat.
- Tischgebete müssen kurz und prägnant sein. Sie dürfen auf die Kinder nicht den Eindruck machen, dass sie die Zeit zum Essen hinauszögern sollen.
- Das Essen soll erst nach dem Gebet auf den Tisch gestellt werden. Wenn die Kinder großen Hunger haben und die guten Speisen schon sehen und riechen, werden sie sich kaum auf ein Gebet konzentrieren können.
- Die im Folgenden angeführten Vorschläge sind so gestaltet, dass sie vor dem Essen gebetet werden. Nach dem Essen zu beten, würde dazu führen, dass Kinder, die mit dem Essen schon länger fertig sind, noch warten müssen, während langsamer essende Kinder sich dadurch gehetzt fühlen könnten. Sinnvoller ist es, die Zeit nach dem Essen dafür zu nützen, mit den Kindern, mit denen man am Tisch sitzt, zu plaudern und das gemütliche Zusammensitzen zu genießen.
Es ist wichtig, dass Kinder erleben, dass Gebete nicht etwas Starres sind. Gebete sollen Teil des gemeinsamen Lebens sein und mit unserem Alltag zu tun haben. Wir stellen hier verschiedene Formen von Tischgebeten vor:
1. Gesungene Gebete
Ihr singt Lieder, die euch schon bekannt sind oder die ihr im Laufe des Lagers gemeinsam lernt. Dafür könnt ihr auch den Kindern bekannte Lieder umdichten.
2. Gesprochene Gebete
Ihr betet ein Gebet, das euch allen bekannt ist oder das ihr während des Lagers lernt, z.B.:
- „Für unser gutes Essen, für unser tägliches Brot, dafür danken wir dir, Gott.“
- „Lieber Gott, wir danken dir für das leckere Essen hier. Amen.“
- „Gott, von dem wir alles haben, segne uns und diese Gaben. Amen.“
Auf jedem Platz liegt ein Zetterl, auf dem ein Gebet geschrieben steht. Das beten alle gemeinsam. Zum Beispiel:
- „Lieber Gott, wir danken dir – fürs Essen, fürs Trinken, für alle am Tisch, die mit uns essen und fröhlich sind. Amen.“
- „Guter Gott, wir essen und trinken, wir reden und hören einander zu. Wenn wir gemeinsam am Tisch sitzen, ist es schön. Wir danken dir.“
- „Lieber Gott, wir danken dir für das Essen, das wir miteinander teilen. Wir wollen es gerecht aufteilen, sodass jeder genug hat. Wir bitten dich, denke auch an die, die Hunger leiden. Amen.“
3. Vorgebetetes
Ein/e Gruppenleiter/in spricht einen kurzen Text vor. Das Gebet wird von allen gemeinsam mit einem Kreuzzeichen abgeschlossen. Zum Beispiel:
- „Gott, überall sitzen Menschen am Tisch. Manche haben viel, für andere reicht es kaum. Wir teilen jetzt miteinan-der das Essen (oder z.B.: die Eiernockerl) und den Saft (oder z.B. den Tee, das Wasser). Wir möchten lernen, mit vielen zu teilen.“
- „Vater, du hast mit drei Broten und zwei Fischen eine große Menge von Menschen satt gemacht. Segne bitte auch unser Essen. Amen.“
- „Lieber Gott, wir haben heute schon viel miteinander erlebt. Jetzt danken wir hier, um dann miteinander zu essen. Wir danken dir, dass auf unserer Erde so viel Gutes wachsen kann. Segne unser Essen und alle, die sich daran freuen können. Das bitten wir dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“
Ein/e Gruppenleiter/in leitet eine kurze Meditation an, in der etwas, das mit dem gemeinsamen Essen zu tun hat, betrachtet wird.
Derartige Meditationen sind nur dann sinnvoll, wenn die Kinder nicht aufgedreht sind und die Stimmung etwas ruhiger ist. Vor allem für ältere Kinder können sie aber eine reizvolle Anregung für eigene Gebete sein:
Brot: (Jedes Kind nimmt ein Stück Brot in die Hand.)
„Heute essen wir Brot. Brot ist die Beilage zu anderen Speisen. Dabei vergessen wir leicht, wie wichtig Brot als Nahrungsmittel ist und wie viel Brot wir eigentlich essen. Damit wir dieses Stück braunen, gebackenen Teig in den Händen halten können, muss vorher viel geschehen. Samen werden gesät, das Getreide wächst, wird dann gemäht und gedroschen. Danach wird das Getreide gemahlen und kann zum Kochen und Backen verwendet werden. Bis es soweit ist, dass wir dieses Stück Brot in der Hand halten, müssen viele Menschen – von Bauern/ Bäuerinnen bis zu Fabrikarbeiter/innen und Bäcker/innen – Arbeit geleistet haben.
Wenn wir das Brot in unseren Händen jetzt anschauen, dann danken wir dir, unserem Gott, für die Menschen, die dafür gearbeitet haben. Und wir bitten dich, dass uns die Natur immerzu die Nahrung schenkt, die wir zum Leben brauchen. Amen.“
Blumen: (Jedes Kind hat eine Blume, einen Grashalm, eine Ähre oder Ähnliches in der Hand. Nach dem Gebet werden diese in vorbereitete Vasen als Tischschmuck gestellt.)
„Wir schauen uns die Blume, die wir jetzt in der Hand halten, einmal genauer an. Wir betrachten die Farbe(n), die Blüte, die Blätter, den Stängel. Wie schauen eure Blumen aus? (Die Kinder erzählen, was sie an ihrer eigenen Blume beobachten.)
Guter Gott, in diesen kleinen Blumen sehen wir, wie wunderschön die Schöpfung ist. Hilf uns, unsere Natur so gut zu pflegen, dass sie uns immer wieder Schönes geben kann. Amen.“
Teller: (Jedes Kind hat einen leeren Teller in der Hand.)
„Unser Gott, noch ist unser Teller leer. Aber bald wird er mit gutem Essen gefüllt sein. Wir danken dir dafür. Für viele Menschen bleibt der Teller heute leer. Das ist ungerecht. Hilf uns und allen Menschen, die sich gegen die Ungerechtigkeiten auf unserer Erde auflehnen, damit alle Menschen genügend zu essen bekommen. Lass uns jetzt das, was wir zu essen haben, richtig genießen können. Amen.“