Eine Million Menschen in Tansania hatte 2012 zu wenig zu essen. In fast der Hälfte der Haushalte mangelte es an Nahrungsmitteln. Und dies, obwohl 80 % der Menschen in der Landwirtschaft – großteils als Kleinbauern und -bäuerinnen – tätig sind. Veränderte Umweltbedingungen, unangepasste Bewirtschaftungstechniken, ausgelaugte Böden, schlechter Zugang zu Märkten bis hin zu schlechten Beratungseinrichtungen, geringe Agrarbudgets und fehlende Landbesitztitel: Die Misere hat viele Ursachen. Außerdem verkaufen die Menschen ihre Ernte meist viel zu früh, weil sie dringend Bargeld brauchen, z.B. um das Schulgeld für ihre Kinder bezahlen zu können, und behalten sich viel zu wenig für den Eigenbedarf zurück. Im Distrikt Ileje im Südwesten Tansanias ist die Lage vor allem im trockenen Tiefland noch gravierender. Der Distrikt gilt als einer der ärmsten in Tansania.
Damit sich die Situation in Ileje verbessert, werden von unserer Partnerorganisation IRDO verschiedenste Maßnahmen ergriffen. Unter anderem werden Multiplikator/innen ausgebildet – sogenannte „Paraprofessionals“. Die Paraprofessionals lernen verschiedene Methoden der biologischen Landwirtschaft (Kompostherstellung, Gründüngung, Schädlingsmanagement etc.), der Lagerung, die Zusammenstellung einer ausgewogenen Ernährung (vor allem auch für Kinder), Möglichkeiten zur Budgetierung von Nahrungsmitteln sowie Erosionsschutzmaßnahmen. Dieses Wissen wird an ausgewählte Gruppen von ärmeren Haushalten des Dorfes weitergegeben und somit „multipliziert“. So können viele Menschen mit geringeren Kosten erreicht und eine große Wirkung erzielt werden.
Mit den Trainings für die Paraprofessionals ist es allerdings noch nicht getan. Damit Kleinbäuerinnen und -bauern neue landwirtschaftliche Techniken auf ihren kleinen Feldern anwenden, muss zuerst Vertrauen aufgebaut werden – schlechte Ernten können fatale Folgen haben. Daher fungieren die Paraprofessionals auch als Modellbauern und -bäuerinnen, welche die neuen Techniken selbst auf dem eigenen Land implementieren und den Erfolg demonstrieren können.
Hausbesuche in den weitverstreuten Haushalten der Dörfer sind unerlässlich, denn nur vor Ort können die speziellen Rahmenbedingungen des jeweiligen Stücks Land, der Zustand der Felder, des Komposts, die Lagervorrichtungen oder Hühnerhaltung betrachtet und Ratschläge zur Verbesserung gegeben werden. Neben den Hausbesuchen gibt es aber natürlich auch größere Treffen auf Dorfebene mit allen teilnehmenden Haushaltsvertreter/innen, in welchen diverse Erfahrungen und Probleme ausgetauscht und diskutiert werden. Die Paraprofessionals werden von Landwirtschaftsexperten von IRDO in ihrer Arbeit begleitet und unterstützt.
Damit die Paraprofessionals ihr meist unentgeltliches und zeitintensives Engagement aufrechterhalten können, ist es wichtig, dass sie von der lokalen Gemeinschaft -– bei Zufriedenheit mit ihrer Arbeit – auch entsprechend unterstützt werden – vor allem nach Ende der Aktivitäten der Partnerorganisation und dem meist damit verbundenen Wegfall von fachlicher und monetärer Unterstützung (Abdeckung von Unkosten, minimale monatliche Aufwandsentschädigung). So wird Nachhaltigkeit möglich!
IRDO (Integrated Rural Development Organisation) ist eine Nichtregierungsorganisation in Tansania, die sich der landwirtschaftlichen Entwicklung mit einem Fokus auf Ernährungssicherheit verschrieben hat. Die Partnerorganisation der Dreikönigsaktion arbeitet vor allem im Distrikt Ileje im Südwesten Tansanias.