Integriertes Gemeindeentwicklungsprogramm der Diözese Jimma Bonga (Äthiopien)


Das Jimma Bonga Catholic Secretariat (JBCS), die Partnerorganisation der DKA, liegt in der Kaffa-Zone im Südwesten Äthiopiens, ca. 500km von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt. In dem integrierten Gemeindeentwicklungsprogramm werden Gemeinden ganzheitlich in unterschiedlichen Bereichen, wie zum Beispiel Bildung, Landwirtschaft, Gesundheit, Frauen, Sanitäreinrichtungen oder Migration gefördert und besonders benachteiligte Gruppen, wie die Gruppe der Menja, unterstützt.

Die Kaffa-Zone liegt in einem hügeligen Gebiet auf durchschnittlich 1.500 Metern Seehöhe. Es gibt genügend Regen für eine üppige Vegetation, viele Gebiete sind auch noch mit Regenwald bedeckt. Die meisten Menschen leben von kleinbäuerlicher Landwirtschaft, in der noch Zugtiere zum Pflügen der Felder eingesetzt werden. Aufgrund des fehlenden Wissens zu anderen Produktionsformen, dem fehlenden Markt, einer schlechten Infrastruktur und der schlechten sozioökonomischen Stellung der Menschen reicht die Produktion der Landwirtschaft kaum aus, Familien das ganze Jahr über mit genügend Nahrungsmitteln zu versorgen – und das, obwohl die natürlichen Bedingungen dafür eigentlich gut wären!

Innerhalb der Gesellschaft der Kaffa-Zone gibt es drei Gruppen: die Mehrheitsbevölkerung der Gomero, die Gruppe der Manno und die Menja, die häufig in eigenen Siedlungsgebieten am Waldesrand leben, von den Gomeros vielfältig diskriminiert und als „Untermenschen“ bezeichnet werden. Die Diskriminierung zeigt sich durch Ausgrenzung, niedrigem sozialen Status, fehlendem Besitz, schwacher Durchsetzung ihrer Rechte, schwachem Zugang zu Ressourcen und der geringen Partizipation bzw. dem Ausschluss von Entscheidungsprozessen. Dies führt zu einer weit verbreiteten Armut. Die Kinder der Menja gehen zu rund 60% nicht zur Schule, da es einerseits zu wenige Schulen gibt, die Entfernungen nicht zumutbar sind, kein Geld für Schuluniformen da ist und andererseits die Kinder zuhause für die Arbeit gebraucht werden.

Besonders betroffen sind die Frauen und Mädchen der Menja, die innerhalb ihrer Volksgruppe nochmals Diskriminierung ausgesetzt sind. Während ihrer Menstruation werden sie als unrein angesehen und müssen außerhalb der Siedlung in Isolation leben. Sie dürfen gewisse Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Hühner und Eier, nicht essen. Mädchen werden frühzeitig manche Milchzähne gezogen und die Frontzähne rund abgeschliffen. Früher galten diese kulturellen Besonderheiten auch für die Gruppe der Gomero. In den letzten Jahrzehnten wurde diese Gruppe aber stärker von einem sozialen Wandel ergriffen, als die Minderheit der Menja.

Die Zusammenarbeit der Sternsingaktion mit dem Projekt in Äthiopien besteht schon seit zehn Jahren. In dieser Zeit wurde schon viel in den Bereichen der Bildung, Landwirtschaft und Frauenförderung erreicht: Es wurden Volksschulklassen gegründet und Nachhilfeunterricht angeboten, es gab Trainings zur Verbesserung der Anbaumethoden im landwirtschaftlichen Bereich, Schulungen zur Honigproduktion sowie eine Unterstützung in der Anbindung an lokale Märkte und es gab bewusstseinsbildende Programme und Berufsausbildungsprogramme für Frauen. Außerdem wurde in sanitäre Einrichtungen investiert. Diese Maßnahmen trugen schon stark zur sozialen Integration der Menja in die Mehrheitsgruppe bei.

Nun soll das Projekt geografisch auf weitere Dörfer ausgeweitet werden und die Landwirtschaft durch Erhöhung des Getreideanbaus und die Förderung nachhaltiger Anbaumethoden, wie zum Beispiel die Kompostherstellung und -verwendung, nochmals fokussiert werden. Der Nachhilfeunterricht konnte mittlerweile an die staatliche Regierung übergeben werden, wodurch nun Kapazitäten für eine verbesserte Erwachsenenbildung vorhanden sind. Diese soll zur Alphabetisierung von Erwachsenen beitragen und besseres Verständnis für geschlechtsspezifische Themen, wie zum Beispiel die Wichtigkeit von Bildung für Mädchen oder geschlechtsspezifische Gewalt, schaffen. Auch Bildungszentren für Kinder werden weiterhin unterstützt. Der Unterricht für Kinder wird weitergeführt und Lehrer*innen in geeigneter Methodik ausgebildet.

Durch die gute Zusammenarbeit der Diözese mit diversen Regierungsstellen, der hohen Partizipation und dem motivierten Projektteam konnte das Projekt bereits große Erfolge aufweisen. Das ganzheitliche und integrative Unterstützungskonzept bietet den teilnehmenden Gemeinden eine langfristige Perspektive die Lebenssituation der Menschen, besonders der Minderheitsgruppen, zu verbessern.