Indigene Gemeinschaften im Südosten Perus stärken

Das Instituto de Estudios de las Culturas Andinas (IDECA) – eine Partnerorganisation der DKA - unterstützt Gemeinden im Südosten Perus bei der Umsetzung der Rechte der lokalen Bevölkerung und bei der Anpassung an den Klimawandel. Dabei werden unter anderem Bildungsveranstaltungen für Mitglieder der Gemeinderäte angeboten, Treffen zum Erfahrungsaustausch organisiert und Radiosendungen produziert und ausgestrahlt.

Peru ist ein Land mit einer großen Vielfalt an Landschaftsformen: Tieflandregenwald und Hochgebirge, Küstenwüsten und Flussoasen, Schluchten mit reißenden Flüssen, Steppen und dem größten See Südamerikas (an der Grenze zu Bolivien). Während einige Quellen des Amazonas in den peruanischen Anden liegen, befindet sich dort, zwischen den Bergketten, auch eine große Hochlandebene, der Altiplano.

Diese Region liegt auf über 3000 m über dem Meer und ist dementsprechend für eine Region nahe des Äquators relativ kühl und für eine Region dieser Seehöhe relativ warm. In Juliaca am Titicacasee, beispielsweise, schwanken die monatlichen Durchschnittstemperaturen ca. um 10 Grad Celsius – und das, obwohl die Stadt auf 3826 m über dem Meer liegt. Das heißt – zum Vergleich –, dass die Temperatur zwar weniger stark variiert als z.B. in Wien, es über das ganze Jahr gesehen aber nur wenig kühler ist.

Deutliche Unterschiede über das Jahr gibt es jedoch beim Niederschlag auf dem Altiplano: Eine Trockenzeit wechselt mit einer Regenzeit und damit besteht einerseits zeitweise Wassermangel und andererseits zeitweise Überflutungsgefahr. Diese drastischen Wechsel werden durch den Klimawandel noch verstärkt; so sind die Trockenzeiten länger und die Regenfälle heftiger geworden.

Hier, im Südosten Perus nahe der Grenze zu Bolivien, liegt das Arbeitsgebiet des Instituto de Estudios de las Culturas Andinas (IDECA). Die Bevölkerung Südostperus besteht zu einem großen Teil aus Indigenen; so sind über 70 % der Menschen hier mit Quechua oder Aymara als Muttersprache aufgewachsen (wobei nahezu 100 % der im Gebiet des hier vorgestellten Projekts lebenden Menschen Aymara gelernt haben).

Eine der Strategien der indigenen Bevölkerung des peruanischen Hochlands mit den sehr variablen Regenmengen umzugehen ist das Anlegen von Qochas. Diese Speicherseen nehmen in der Regenzeit Wasser auf und ermöglichen in Verbindung mit einem System von Bewässerungskanälen die Anhebung des Grundwassers und die Verbesserung der Wasserversorgung für den Anbau und die Tierhaltung. Methoden wie diese sind in der kargen Hochlandsteppe ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Landwirtschaft. Nichtsdestotrotz sind traditionelle Kulturtechniken wie die Qochas in letzter Zeit weniger genützt worden.

Ein großer Teil der Bevölkerung im Projektgebiet lebt von der Haltung von Kühen, Schafen oder Alpakas, die jedoch nicht sehr produktiv ist. Armut und Abwanderung sind weit verbreitet.

Neben der Landwirtschaft ist schon seit kolonialer Zeit der Bergbau ein wichtiger Wirtschaftszweig auf dem Altiplano. Dieser wird von der peruanischen Regierung gefördert, ermöglicht aber in der Umgebung der Minen nur wenig Wertschöpfung. Die Vergabe von Konzessionen spaltet daher oft die Dorfgemeinschaft und hat in der jüngeren Vergangenheit auch zu Protesten (in deren Verlauf auch Menschen zu Tode gekommen sind) geführt.

Das IDECA unterstützt die Gemeinden des Gebiets bei der Umsetzung der Rechte der lokalen Bevölkerung und bei der Anpassung an den Klimawandel. Dabei werden unter anderem Bildungsveranstaltungen für Mitglieder der Gemeinderäte angeboten, Treffen zum Erfahrungsaustausch organisiert und Radiosendungen produziert und ausgestrahlt. Es geht dabei einerseits um eine an den Klimawandel angepasste Nutzung des Wassers und die traditionellen Kulturtechniken im Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

Andererseits spielen auch die Organisation des Zusammenlebens in den Dörfern, traditionelle Rechtsprechung und die Verankerung der Rechte der indigenen Bevölkerung in den Gemeindestatuten eine wichtige Rolle. In einem Pilotprojekt werden zwei Qochas und die dazugehörigen Bewässerungskanäle neu angelegt und das Wissen um den Betrieb dieses alten Systems wiederbelebt, weitergegeben und verbreitet.

Johannes Braunisch