„Green Grabbing“ – wenn vermeintlicher Naturschutz Menschen ihres Landes beraubt (Tansania)
In Tansania gibt es Bestrebungen, den Serengeti-Nationalpark zu erweitern. Was auf den ersten Blick gut klingt, bedroht das Land und somit die Lebensgrundlagen vieler Menschen, besonders von Frauen. Mit Unterstützung der DKA setzt sich die NGO “One World Sustainable Livelihood” (OWSL) für ihre Landrechte und Ernährungssicherheit ein.
Der Begriff „Green Grabbing“ ist in Anlehnung an das „Land Grabbing“ entstanden, dem „Land Greifen“, mit dem man die Aneignung bzw. den Diebstahl von Land zugunsten von Bergbau oder Export-Landwirtschaft bezeichnet. „Green Grabbing“ macht das gleiche, tut aber „ökologisch“, färbelt es also grün ein. Fallweise ist in dem Zusammenhang auch die Rede vom „Öko-Kolonialismus“.
In Tansania lebt 70 % der Bevölkerung direkt von ihrem Land, das macht dieses „Land Grabbing“ so gefährlich für die Menschen (wie wir schon bei einem anderen Projekt geschrieben haben). Das Projektgebiet liegt in der Mara-Region und umfasst die Bezirke Serengeti und Bunda im Nordwesten Tansanias. Es grenzt an den Serengeti-Nationalpark. In den letzten Jahren gab es im ganzen Land große Bestrebungen, alle Nationalparks und Schutzgebiete zu erweitern, um den Tourismus zu fördern. Für diesen Zweck wird im Bezirk Bunda bereits Dorfland umgewidmet. So wurde heuer die über 15.000 Einwohner*innen des Ortes Nyatwali ohne Vorwarnung aufgefordert, ihr Land zu verlassen.
OWSL kämpft mit der ansässigen Bevölkerung dagegen an, dass ihr das gleiche Schicksal blüht. Das tut sie mittels (Bewusstseins-)Bildung von Kleinbauern und -bäuerinnen zu Landrechten und ökologischer Landwirtschaft. Ihr Fokus liegt bei den Frauen, die in der patriarchalen Gesellschaft von derartigen Enteignungen am stärksten betroffen sind. Sie bekommen keine Entschädigung, weil sie über keine Urkunden verfügen und somit den Landbesitz nicht nachweisen können.
Genau hier setzt OWSL mit ihrer Bewusstseinsarbeit an, unter Einbeziehung der männlichen Bevölkerung und in Zusammenarbeit mit der Lokalregierung. Ihre Bildungsarbeit widmet sich nicht nur der Sicherung der Landrechte, sondern auch der Ernährungssicherheit, und somit einer produktiveren und nachhaltigeren Nutzung des Landes.
Da die Auswirkungen der Klimakrise in der Savanne immer stärker zu spüren sind, versucht die Organisation, die Kleinbäuerinnen und -bauern bei der Anpassung an diesen und bei der Diversifizierung und Erhöhung ihrer Einkommen zu unterstützen. Mit partizipativen Methoden will die NGO ermöglichen, dass die lokale Bevölkerung selbst über ihr Land und dessen nachhaltige Nutzung bestimmen kann. Bislang ist damit gelungen, das Schlimmste zu verhindern!