Indien ist ein unglaublich buntes, beeindruckendes Land. Landschaftlich ist von Wüste und hohen Bergen bis zu traumhaften Sandstränden oder Dschungelwäldern wirklich alles dabei. Die Vielfalt des Landes spiegelt sich auch in den Menschen wieder, die es bewohnen: Indien ist ein Vielvölkerstaat und mit über einer Milliarde Einwohner/innen das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Das so mannigfaltige Indien blickt auf jahrtausendealte Traditionen zurück. Der kulturelle Reichtum uralter Hochkulturen und der Hinduismus prägen das Leben genauso wie der Buddhismus, der sich „erst“ im 6. Jahrhundert v. Chr. entfaltete.
Das Projekt, von dem ich euch heute erzählen möchte, liegt im östlichen Indien in der Diözese Ranchi in Dumari Block. Die Schwierigkeiten der Menschen in dieser Region lassen sich so zusammenfassen: Die Menschen verfügen nur über sehr kleine Landstücke – ihr Grundbesitz reicht maximal sechs Monate im Jahr für ihre Versorgung. Die Familien müssen sich durch Tagelöhner-Dienste das Nötigste verdienen. Die jährlich wiederkehrenden Dürreperioden gefährden ihre Ernte und machen das Überleben zu einem harten Kampf. Auch gebildete Jugendliche haben kaum Zukunftsperspektiven. Daher entschließen sich viele junge Menschen, die Region zu verlassen und in den Städten Indiens Arbeit zu finden. Für viele endet diese Hoffnung in den Slums. Durch die Abwanderung und die Perspektivenlosigkeit lösen sich die traditionellen Gesellschaftssysteme auf.
Es gäbe zwar staatliche Förderungsprogramme für Dörfer, die die Regierung finanzieren müsste, allerdings werden viele Dorfbewohner/innen nicht über ihre Rechte und Möglichkeiten informiert.
Seit 2000 gibt es in Ranchi die Organisation „Centre for Development“ (Zentrum für Entwicklung), die es sich zum Ziel gemacht hat, an einer friedvollen und gerechten Gesellschaft zu arbeiten. Die Mitarbeiter/innen des Zentrums sind alle aus der Region und kennen daher die lokalen Verhältnisse gut. Die Organisation hat vor kurzem an das DKA-Büro in Österreich geschrieben und um finanzielle Unterstützung für ein Projekt gebeten, das mehr als 15 Dörfern zugute kommt. Nach einigen Gesprächen und einem Besuch in Indien wurde die Finanzierung des Projektes für die nächsten drei Jahre beschlossen.
Die Organisation hat nämlich gemeinsam mit den direkt betroffenen Menschen die Probleme in Ranchi unter die Lupe genommen. Dabei haben sie Lösungsvorschläge erarbeitet. Alle gemeinsam versuchen nun, mit diesem Projekt Lösungen umzusetzen.
Ein Ziel des Projektes ist es, die Ernährung zu sichern: Es wird ein fast 5 Kilometer langer Kanal repariert, der 200 Hektar für Reis und Getreide bewässern kann. Der Kanal soll ein Modell für die traditionellen Bewässerungssysteme sein, die von den Dorfbewohner/innen selbst ohne teure Maschinen gebaut und gewartet werden können und so langfristig funktionieren. Außerdem werden 50 Modellgärten für 50 Haushalte angelegt, die zeigen, wie die Ernährungslage und das Einkommen der Familien durch Gemüseanbau verbessert werden kann.
Ein weiteres Ziel ist es, die Dorfbewohner/innen über ihre Rechte zu informieren. Mit Straßentheatern und Wandbemalungen soll Klarheit geschaffen werden, welche Aufgaben die Regierung hat. Denn in Indien gibt es zum Beispiel das Gesetz, dass jeder bedürftige Mensch am Land pro Jahr 100 Tage lang Arbeit bekommt – dafür ist die Regierung verantwortlich und zahlt 120 Rupien am Tag (das sind etwa 1,80 Euro).
Zusätzlich werden Trainings zur Vorbereitung auf Dürreperioden abgehalten- vor allem Frauen und Jugendliche engagieren sich dabei und überlegen sich Entwicklungspläne für ihre Dörfer. Es werden auch Diskussionsveranstaltungen und Demonstrationen z.B.: gegen die gängige Korruption ins Leben gerufen. Dadurch wollen die Menschen vor Ort die Regierung dazu bringen, die Elektrizität und die Straßen in ihren Dörfern zu verbessern.
Insgesamt zahlt die Dreikönigsaktion in den nächsten drei Jahren 38.600 Euro für dieses Projekt und unterstützt damit mehr als 19.000 Menschen in 15 Dörfern in ihrem Einsatz für ein besseres Leben! Ihr seht also: mit dem Sternsingen setzt ihr nicht nur Zeichen an die Türen bei uns in Wien – ihr setzt Zeichen für eine gerechte Welt und zwar das ganze Jahr lang!
Conni Barger