Von 1980 bis 2000 herrschte in Peru ein bewaffneter Konflikt zwischen dem staatlichen Militär und der kommunistischen Rebellenorganisation des „Leuchtenden Pfads“. Dabei wurden landesweit ca. 70 000 Menschen getötet und viele weitere vertrieben. Auch an der Zivilbevölkerung wurden von beiden Seiten Gewalttaten begangen. Und gerade in dieser vom Konflikt gezeichneten Gesellschaft, deren Alltag auch heute von Diskriminierung und Rassismus geprägt ist, setzt unsere Partnerorganisation „Centro Loyola Ayacucho“ (CLA) an.
Eines der besonders stark von der Gewalt betroffenen Gebiete ist die Region Ayacucho in den südwestlichen peruanischen Anden. Obwohl das Ende des Konflikts schon 20 Jahre her ist, sind die Folgen in der Gesellschaft immer noch spürbar: zerstörte traditionelle Strukturen, Mangel an sozialem Zusammenhalt in den Dörfern, Alkoholismus und Gewalt innerhalb der Familie.
Dazu kommen Armut (die auch schon beim Ausbruch der bewaffneten Auseinandersetzung vor 40 Jahren eine wichtige Rolle gespielt hat) und der Drogenhandel. Nach dem Ende der Gewalt hat es eine Wahrheits- und Versöhnungskommission gegeben, die 2003 ihren Abschlussbericht herausgegeben hat. Die Aufarbeitung der Konfliktzeit in und mit der Bevölkerung ist aber unvollständig; so findet sie sich z.B. nicht im verpflichtenden Schullehrplan.
Unsere Partnerorganisation „Centro Loyola Ayacucho“ betreibt ein Pastoralzentrum, das die Gesellschaft beim Aufbau des Friedens begleitet. In der Gruppe der Constructores de Paz beschäftigen sich Ehrenamtliche mit der Überwindung der Kriegsfolgen und setzen sich für die Umsetzung der Menschenrechte ein.
Zum Beispiel werden Angehörige der Opfer bei Gerichtsverfahren begleitet, die Identifikation und würdige Bestattung von sterblichen Überresten ermöglicht und die Vorgänge während des Konflikts bekannt gemacht. Die Ausbildung von jungen Erwachsenen zu Friedensstifterinnen und Friedensstiftern ist Teil der Projekte des CLA.
Ziel des CLA ist der Aufbau eines Friedenszustandes, der über Gerichtsurteile und Entschädigungszahlungen hinausgeht, die durch den Krieg aufgerissenen Wunden in der Gesellschaft heilt und die unterschiedlichen Teile der Gesellschaft sowie die im Konflikt aktiven Menschen mit einander verbindet. Dazu gibt es das Projekt „Diálogo de las Memorias“, in dem Menschen in „Restorative Circles“ aus den verschiedenen Gruppen (so etwa Mitglieder der Rebellenorganisation, Militärs, die von den Gewalttaten betroffene Dorfbevölkerung) einander ihre Erinnerungen erzählen, von ihrem Leid und ihren Verlusten, von ihren Hoffnungen und Motiven berichten, den Erfahrungsberichten der anderen Seite zuhören und dadurch an ihrer Versöhnung arbeiten.
So soll die Unterteilung der Gesellschaft in Gut und Böse überwunden werden, damit der Friede nicht nur das Ende der Waffengewalt bedeutet, sondern auch im Denken und gemeinsamen Leben der peruanischen Bevölkerung ankommt.
In diesem Prozess der restorativen Justiz – einer Justiz, deren Ziel das gemeinsame Bauen an einer friedvollen Zukunft ist – wird eine Reihe von Veranstaltungen durchgeführt: Neben Workshops zu gewaltfreier Kommunikation und Mediation und Teilnahme an der Menschenrechtsbewegung in Ayacucho sind es vor allem die Restorative Circles, durch die die unterschiedlichen Gruppen zusammengebracht und die Gewalttaten aufgearbeitet werden.
Diese neu entwickelte Methode wird in den friedensschaffenden Foren erfolgreich angewandt; außerdem wird sie durch Publikation verbreitet um dieses Werkzeug zur Friedensschaffung auch anderswo bekannt zu machen.
Das Ziel von „Centro Loyola Ayacucho“ ist der Aufbau eines Friedenszustandes, der über Gerichtsurteile und Entschädigungszahlungen hinausgeht. Das Haus Anfasep bietet daher Raum für die Aufarbeitung der vergangenen Menschenrechtsverletzungen.