Kopftuchverbot

Immer wieder hört man in Österreich von einem geforderten „Kopftuchverbot“. Die Argumente die hierfür vorgeschoben werden sind, dass das Kopftuch einerseits Zeichen der Unterdrückung von Frauen sei, andererseits ein „politisches Symbol des Islamismus“, das daher auch integrationspolitisch gesehen fragwürdig ist. Vorgeschoben sind diese Punkte deshalb, da es bei dieser Diskussion leider nur selten um die Perspektive der Betroffenen geht. Wie muslimische Frauen das Kopftuch sehen, welche Bedeutung es für sie hat, wird in der Regel nicht gefragt. Denn oftmals wird es von ihnen als Schutz und Sicherheit gesehen, kann aber auch emanzipatorische Elemente enthalten, wenn es zum Beispiel neue Bedeutung bekommt und als kulturelles Moment Ausdruck von Identität ist. Eine generelle Aussage, die alles über einen Kamm schert, kann selbstverständlich nicht getroffen werden.

Erst heuer im April hat wieder eine Forderung nach einem diesbezüglichen Verbot auch in Österreich aufhorchen lassen. In einigen europäischen Ländern gibt es dies bereits, gültig für alle Frauen im öffentlichen Dienst. In Frankreich, Teilen der Schweiz und Deutschland oder aber auch in der Türkei herrscht bereits ein Kopftuchverbot in diesem Bereich.

Das Kopftuch kann also als Zeichen von Unterdrückung und „Integrationsunwilligkeit“ ebenso gesehen werden, wie als Körperschmuck oder Symbol für Selbstbestimmtheit und Identität – das mag von Fall zu Fall verschieden sein. Eines ist das freiwillige Tragen eines Kopftuch aber sicher: Privatsache. Mit einem Verbot wäre hier niemandem geholfen, schon gar nicht der von allem immer so geforderten „Integration“. Denn bei dieser Debatte geht es nicht um das Kopftuch, sondern es geht um „den Islam“, der von vielen Österreicher/innen als Bedrohung empfunden wird. Und an diesem Umstand muss man arbeiten und ansetzen – nicht an Kopfbedeckungen oder anderen religiösen Symbolen.

Clemens Huber