Antirassismus-Glossar
Schwarz und weiß
Wir haben uns für eine sehr weit verbreitete Schreibweise dieser beiden Begriffe entschieden, nämlich Schwarz groß und weiß kursiv. Das zeigt, dass es sich hier um politische Begriffe handelt, die eben diese Konstrukte beschreiben - die Idee einer weißen, „überlegenen“ Mehrheitsgesellschaft und einer Schwarzen, „unterlegenen“ Minderheit. Es werden also keine Hautfarben beschrieben, sondern es sollen Begriffe sein, die gemeinsame Erfahrungen wiederspiegeln, nämlich auch die Zuweisung in eine bestimmte soziale Position. Schwarze Menschen erleben in einem weiß und rassistisch geprägten Umfeld Benachteiligung und Diskriminierung. Der Begriff Schwarz wird als Widerstandsbegriff groß geschrieben. In der Kombination mit einer Nationalität (Schwarze Österreicherin) zeigt er auch die Vereinbarkeit dieser beiden Konzepte.
Siehe auch: diskrit-kubi.net/glossar
PoC/BIPoC
PoC steht für People of Colour, BIPoC steht für Black (Schwarze Menschen), Indigenous (Indigene Menschen) and People of Colour. Diese beiden Abkürzungen sind Überbegriffe für alle nicht-weißen Menschen, die nicht zur privilegierten Mehrheit gehören. Sie sind Selbstbezeichnungen, also Namen, die Menschen für sich selbst nützen. Es handelt sich dabei auch um politische Begriffe, die einen gemeinsamen Erfahrungshintergrund beschreiben, nämlich aufgrund von Hautfarbe in einer weißen Dominanzkultur marginalisiert und diskriminiert zu werden.
Siehe auch: diskrit-kubi.net/glossar
Selbstbezeichnung
Unter Selbstbezeichnung versteht man respektvolle Begriffe, wie zum Beispiel Schwarz, queer etc., mit denen Menschen und Communities sich selbst benennen. Sie dienen einer positiven Identifikation mit den eigenen Bezeichnungen und werden in Abgrenzung von diskriminierenden und beleidigen Fremdbezeichnungen (von Menschen, die nicht dieser Gruppe angehören) verwendet.
Aus: diskrit-kubi.net/glossar
Rassismus
Rassismus ist der Prozess, in dem Menschen aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher körperlicher oder kultureller Merkmale (z. B. Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Religion) als homogene Gruppen konstruiert, abgewertet und ausgegrenzt werden. Er behauptet also eine Ungleichheit von Menschengruppen aufgrund angeblicher biologischer Unterschiede.
Rassismus ist eine Ideologie von Herrschaft und Dominanz. Sie dient dazu, die ungleiche Verteilung von Macht, Privilegien, Ressourcen und Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung zu rechtfertigen und zu stabilisieren. Überall begegnen wir dieser Ideologie, die in Medien, in der Wissensproduktion und in der Bildung reproduziert wird. Rassismus kann auf persönlicher Ebene passieren, aber auch auf institutioneller und auf struktureller Ebene (z.B. Behörden, Arbeits- oder Wohnungsmarkt).
Siehe auch diskrit-kubi.net/glossar oder www.brebit.org/Glossar.html
Diskriminierung
Eine Diskriminierung ist eine beleidigende, herabwürdigende Behandlung eines oder mehrerer Menschen. Häufig geschieht dies durch unwahre bzw. falsche Aussagen über die betreffenden Personen, die damit negativ dargestellt werden sollen. Wenn z.B. jemand behauptet, dass Angehörige einer bestimmten Gruppe schlechtere oder minderwertige Menschen seien, so ist dies eine Diskriminierung.
Es ist verboten, Menschen auf Grund z.B. ethnischer Herkunft, Religion, Behinderung, Alter und sexueller Orientierung zu diskriminieren. Durch Antidiskriminierungsgesetze wird ermöglicht, gegen Diskriminierungen gesetzlich vorzugehen.
Aus: www.politik-lexikon.at/diskriminierung
Stereotyp
Stereotyp ist eine Kategorisierung oder Eigenschaftszuschreibung, mit denen alltägliche Informationen über Menschen oder Sachverhalte wahrgenommen und im Gedächtnis gespeichert werden. Sie reduzieren Komplexität und vereinfachen die Realität, bieten aber auch Orientierung in einer von unüberschaubar vielen Informationen gekennzeichneten Welt. Stereotype können verallgemeinernde positive und/oder negative Zuschreibungen von Eigenschaften an Gruppen und Personen sein, durch die Personen auf wenige markante Merkmale reduziert werden.
Siehe auch: IDA – Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.
„Race“
Einige Autor*innen verwenden den deutschen Begriff „Rasse“ mit Anführungszeichen, um so einen deutlichen Bezug zur spezifischen Deutschen Geschichte des Antisemitismus, Kolonialismus, Nationalsozialismus, des kolonialen Genozids und der Shoa zu benennen. Andere Autor*innen ziehen gerade wegen dieser spezifischen Deutschen Vergangenheit den englischen Begriff race vor, um sich von der nationalsozialistischen »Rassenlehre« abzugrenzen. Race bezeichnet konstruierte Gruppenzugehörigkeiten, die gesellschaftliche Verhältnisse naturalisieren, also diese als natürlich bezeichnen. Dazu werden vermeintliche oder tatsächliche Körpermerkmale mit Charaktereigenschaften und Handlungen der Menschen so verknüpft, dass bestimmte Verhaltensweisen für ein Resultat der angenommenen bzw. angeblichen Abstammung oder geografischen Herkunft gehalten werden. Menschliche „Rassen“ existieren nicht, Menschen können aber von Rassismus betroffen sein.
Siehe auch: BREBIT, Brandenburgische Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationstage
Empowerment
Empowerment stammt aus dem Englischen und heißt wörtlich übersetzt Ermächtigung. Empowerment bedeutet also, dass Menschen unterstützt und gestärkt werden, damit sie die eigenen Stärken und ihre Fähigkeiten besser einsetzen können. Es ist eine Maßnahme zur Steigerung der politischen, sozialen, ökonomischen oder spirituellen Selbstbestimmung von benachteiligten Menschen. Man kann niemand anderen empowern, Empowerment ist etwas, das Menschen nur selbst tun können. Dies kann entweder auf individueller Ebene oder gemeinsam mit anderen in politischen Kämpfen passieren. Privilegierte Menschen können Powersharing machen, also Macht teilen: z.B. Ressourcen wie Räume, Geld, Plattformen, Bühnen teilen oder auf Ungerechtigkeiten hinweisen und Betroffene fragen, was sie brauchen.
Siehe auch: www.politik-lexikon.at/empowerment und diskrit-kubi.net/glossar
Privilegien
Unter Privilegien versteht man Vorrechte, die einer bestimmten Gruppe vorbehalten sind. Diese Vorrechte beinhalten einen Vorteil oder eine Sicherheit für diese Gruppen und schließen automatisch andere aus. Privilegien beruhen auf historisch gewachsenen, institutionalisierten Systemen – wie beispielsweise Sexismus oder Rassismus. Sie eröffnen Räume und Möglichkeiten, die eben andern Gruppen nicht zugänglich sind.
Siehe auch: BREBIT, Brandenburgische Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationstage
Milena Müller-Schöffmann und Johanna Walpoth
kumquat “Antirassismus” - 1/2022