Schwierige Situationen im Jungscharalltag

Hast du den Dreh heraus?

Hintergrund

Kinder sind wirklich alles andere als langweilig. Sie haben ständig neue Ideen, immer wieder bringen sie uns in Situationen, die neu und spannend für uns sind, aber eben manchmal auch sehr herausfordernd sein können. Wenn man dann in so einer Situation steckt, ist es manchmal schwierig einen klaren Kopf zu bewahren. Deshalb ist es gut, so etwas in einem sicheren Rahmen zu üben. Auch wenn es dann in der Praxis oft anders aussieht, fühlt man sich nach so einem "Trockentraining" in der Gruppenleiter/innen-Runde sicherer. Außerdem bekommst du Ideen und neue Lösungsversuche von anderen Gruppenleiter/innen aus deiner Runde, so habt ihr einen viel größeren Ideenpool aus dem ihr schöpfen könnt.

Ablauf

Als erstes versucht ihr selbst einzuschätzen, wie ihr glaubt, wie sicher ihr euch bereits in herausfordernden Situationen fühlt. Im Anschluss überlegt ihr euch gemeinsam Situationen aus eurem Jungscharalltag, um die von uns bereits vorgeschlagenen zu ergänzen.  Danach geht es darum nach möglichen Lösungen zu suchen, und sich hierbei auch gegenseitig zu unterstützen.

Material:

  • Radskizzen
  • Klebepunkte in rot und grün
  • Leere A6 Kärtchen
  • Fahrradrad mit bunten Schleifen in den drei Farben grün, gelb und blau
  • Stifte

Für dieses Modell für Gruppenleiter/innen empfiehlt es sich jemanden als Moderation auszuwählen. Am Besten wird es wohl sein, wenn du als Pfarrverantwortliche/r diese Aufgabe übernimmst. Das soll nicht heißen, dass du dich nicht am Prozess beteiligen kannst, man braucht nur jemanden, der die Diskussion leitet, die Methoden präsentiert und mit dem Team durchführt. Falls du aber doch als Pfarrverantwortliche/r findest, dass dir das nicht genügt, und keine Lust hast, das alles selbst vorzubereiten, dann ruf einfach im Jungscharbüro an und bestell dir hierfür einen Pfarrbesuch. Das heißt, ein bis zwei Leute von der Jungschar Wien kommen dann zu euch in die Pfarre und übernehmen hierfür einfach die Moderation. So kannst du dich als Pfarrverantwortliche/r genauso auf das Thema konzentrieren und musst nicht auch noch auf die Moderation achten.

Einstieg:

Für diese Methode gibt es drei verschiedene Themenfelder (Kinder untereinander= grün; Kinder und ich = blau; Eltern und Pfarre = gelb), die alle mit herausfordernden Situationen mit der Kindergruppe zu tun haben. Anfangs geht es darum, dass sich jede/r für sich überlegen soll, welche Themen eine/n mehr oder weniger herausfordern.

Skizze Situationenrad

Hierfür bekommt jede/r Gruppenleiter/in eine Skizze mit einem Rad. Dieses ist in drei Teile geteilt, für jede Kategorie einer. Nun soll sich jede/r für sich überlegen, wie sicher man sich in jedem der Themenbereiche fühlt. Das wird mit roten und grünen Klebepunkten angezeigt. Wenn man sich sicher fühlt, dann klebt man einen grünen Punkt z.B. zum Thema Vorbild sein. Ihr könnt/sollt auch noch eigene Begriffe in die Themenfelder schreiben. Ihr könnt es so gestalten, wie es am meisten Sinn für euch ergibt.

Weil das etwas Persönliches für jede/n sein soll, muss das nun nicht unbedingt wieder in die gesamte Gruppe getragen werden. Am Schluss wird die Radskizze dann wieder verwendet, um zu sehen, ob man sich am Ende in den jeweiligen Themenbereichen sicherer fühlt als zu Beginn.

Gotta catch 'em all

Wir wollen euch hier keine Situationen vorgeben – da ihr eure Kinder am besten kennt und sicherlich schon viele Erfahrungen gemacht habt, denkt ihr euch am besten gemeinsam einige aus. Außerdem können wir nicht in eure Pfarr-/Jungschartradition hineinschauen, und daher wird es wohl am Besten sein, ihr verwendet hierfür eure eigenen Situationen. Weiters kann es auch sein, dass diese Situationen auch schon mal von Gruppenleitern/innen von euch gelöst werden mussten, also habt ihr zusätzlich hier noch Erfahrungen aus dem wirklichen Jungscharalltag.

Zu diesem Zweck geht ihr in Kleingruppen (am besten zu zweit oder zu dritt, je nach Gruppengröße) zusammen. Versucht euch ein bisschen in euren Jungscharalltag hineinzuversetzen und beschreibt Situationen, die schwierig sein könnten oder bei denen ihr schon mal angestanden seid. Schreibt sie nachvollziehbar in wenigen Sätzen auf die A6-Kärtchen, so dass sie nachher für alle verständlich sind. Versucht, eure Situationen gleich den passenden Kategorien nach Farbe zuzuordnen (z.B.: eine Situation, die den Umgang mit schwierigen Eltern beschreibt, wird auf ein gelbes A6-Kärtchen geschrieben).

Der Situationenrat dreht am Situationenrad

Die neuen Situationskärtchen werden nun zu den schon vorhandenen verkehrt herum in drei Stapeln aufgelegt. Das gesamte Team kommt wieder zusammen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Das funktioniert folgendermaßen:

Setzt euch im Kreis um das Situationenrad. Eine/r beginnt und dreht das Situationenrad. Zuvor solltet ihr euch einen Markierungspunkt ausmachen, das kann zum Beispiel ein Glas oder eine Flasche sein. Das funktioniert so ähnlich wie beim Glücksrad: die Farbe, an der es stehen bleibt, bestimmt die Kategorie. Also wenn es bei der Farbe grün stehen bleibt, dann ist die Kategorie "Kinder untereinander und miteinander" dran und der/die, der/die an der Reihe ist, zieht ein grünes Kärtchen, liest es vor und schlägt eine Lösung vor. Wenn es hier Schwierigkeiten gibt, oder einem/r nichts einfällt, können die anderen Hilfe leisten.

Danach ist der/die nächste an der Reihe und so weiter – bis ihr keine Lust mehr habt oder es keine Karten mehr gibt. Denkt bitte als Moderator/innen daran, dass diese Situation auch unangenehm sein und als Prüfungssituation erlebt werden kann. Das soll es natürlich nicht sein. Denn es geht darum, dass man für die Praxis im sicheren Rahmen üben kann, und wie im echten Leben gibt es nicht immer "die eine" Lösung, sondern viele verschiedene Möglichkeiten. Man kann diese Situation auch ein wenig entschärfen, in dem man mal versucht, etwas ganz Unpassendes als Lösungsweg zu finden. Danach fällt es oft leichter, einen guten Weg für eine Lösung zu finden. Oder wenn man gerade völlig hängt, was durchaus vorkommen kann, kann man eine Handbewegung einführen, die dann die Situation zu dem/der nächsten weiterspielt.

Hat sich dein Rad gedreht?

Theorie und Praxis liegen oft gar nicht so weit auseinander wie ihr denkt. Nach einer intensiven Beschäftigung mit solch herausfordernden Situationen fühlt ihr euch hoffentlich besser gewappnet für euren Alltag in der Kindergruppe.

Nehmt nochmal eure Radskizze zur Hand und schaut ob sich etwas bei euch geändert hat. Wenn ihr euch beispielsweise in einem Bereich nun sicherer fühlt, dann klebt jetzt einen grünen Klebepunkt an das Thema.

Mit Hilfe eurer Skizze könnt ihr nun sehen, wo ihr euch bereits sicherer fühlt. Gibt es aber immer noch Unsicherheiten in bestimmten Bereichen, dann denkt dran, ihr habt ein Team hinter euch, das euch sicherlich tatkräftige Unterstützung bietet, und nicht alles muss man immer alleine lösen können.

Andreas Baumann und Kathi Bereis

kumquat "Utopia" 2/2012

Bastelanleitung für das Situationenrad:

Gehe am besten in ein Fahrradgeschäft und frage nach einem einzelnen Fahrradrad. Wenn du dieses erstanden hast, brauchst du noch buntes Krepppapier in Schleifenform (so wie das, das man zu Fasching an die Decke hängen kann). Dann teilst du drei gleich große Abschnitte entlang des Reifens ein und umwickelst jeweils einen Bereich mit einer Schleifenfarbe, also je einen in grün, blau und gelb. Und schon bist du fertig. Lege den Fahrradreifen einfach auf einen Tisch oder eine ebene Fläche und verwende als Markierung irgendeinen stehenden Gegenstand (z.B. ein Flasche oder ein Glas). Dann dreht man sanft am Reifen und wenn der Reifen bei gelb bei der Flasche/Glas stehen bleibt, ist diese Kategorie dran.

Situationenrad