In jeder Gruppe kommt es immer wieder zu unterschiedlichen Konflikten. Manche sind einfach zu lösen, andere erweisen sich als langwieriger oder komplizierter. Da kann es hilfreich sein, auch einmal mit anderen gemeinsam darüber nachzudenken und zu überlegen, was man tun könnte.
Im folgenden Artikel findest du einige Hintergrundinfos zum Thema und Ideen, wie ihr euch in der Gruppenleiter/innen-Runde mit dem Thema befassen könnt.
Grundsätzliches zum Thema
Immer wieder ist die Rede von "auffälligen" oder "schwierigen" Kindern. Diese Beschreibungen sind allerdings abhängig davon, wer gerade beurteilt und wer in welchen Zusammenhängen beurteilt wird. Vielleicht kennst du das auch aus eigener Erfahrung: Du kommst mit Kindern recht gut zurecht, die für andere "schwierig" sind - und umgekehrt.
Wenn Schwierigkeiten in der Gruppe auftreten, ist es hilfreich, sich in einem ruhigen Moment Zeit zu nehmen und möglichst konkret über die Situation nachzudenken:
- Was ist es, was als störend empfunden wird?
- Sind es laute, wilde Kinder, oder die schüchternen, stillen?
- Sind es die, die immer alles haben wollen, überall vorne dabei sind, oder die lustlosen, denen alles zu fad und zu blöd ist?
- Sind es die, die sich abgrenzen und wehren, oder die, die alles einstecken und schlucken?
- Die Maulheld/innen, die Besserwisser/innen, die, die andere verpetzen, oder die, die immer um dich herumstreichen?
Je genauer du benennen kannst, was dich stört, umso leichter kann es auch sein, mit dem betreffenden Kind zu sprechen.
Und was könnte die Ursache dafür sein: Sind es die konkreten Rahmenbedingungen der Jungschargruppe, dein eigenes Verhalten oder das der anderen Kinder, ein aktueller Anlass, der Unbehagen auslöst, oder etwas, das das Kind "von außen" in die Gruppe mitgebracht hat?
Mach dir immer auch bewusst, dass du selbst unterschiedlich belastbar bist. Es wird Tage geben, an denen du z.B. Lärm und Durcheinander in der Gruppe leichter aushältst als an anderen Tagen.
Versuche, dich auch in die Verhaltensweisen der Kinder hineinzudenken und diese so gut es geht zu verstehen. Wenn du Zusammenhänge erkennen kannst, dann wird es dir leichter gelingen, Klarheit für das eigene Verhalten zu bekommen.
Wenn du mit dem Kind sprichst, versuche möglichst sachlich zu bleiben und deine Erwartungen an das Verhalten der Kinder möglichst klar und eindeutig zu formulieren. Sage, was die Kinder tun sollen und nicht, was sie nicht tun sollen (vielleicht tun sie genau das, weil ihnen nichts anderes einfällt). Überlege auch, ob deine Erwartungen sinnvoll und von den Kindern einhaltbar sind.
Zu guter Letzt, versuche dir auch immer vor Augen zu führen, was du an dem betreffenden Kind schätzt. Oft fällt es leichter, Störendes auszuhalten, wenn man das Kind prinzipiell mag. Auch hier hilft es, möglichst konkrete Dinge (und seien sie noch so klein) zu überlegen.
Wie du Gruppenleiter/innen unterstützen kannst
Wenn einzelne Gruppenleiter/innen ein „schwieriges“ Kind in der Gruppe haben, dann ist es sinnvoll, gemeinsam mit dem/der Betroffenen zu überlegen, ob und wie ihm/ihr geholfen werden kann. Oft erweist es sich als hilfreich, über einige Zeit hinweg immer wieder gemeinsam über das Kind nachzudenken und Veränderungen zu beobachten bzw. verschiedene Handlungsmöglichkeiten auszuprobieren. Öfter (mit etwas zeitlichem Abstand dazwischen) darüber zu sprechen ist auch deswegen sinnvoll, weil einem viele Dinge nicht sofort auffallen oder sie erst beim mehrmaligen Besprechen klarer werden.
Als Thema in der Gruppenleiter/innen-Runde
Wenn „schwierige“ Kinder für viele Gruppenleiter/innen ein Thema sind, dann könntet ihr euch in der Gruppenleiter/innen-Runde Zeit nehmen, euch mit dem Thema zu befassen um euch gegenseitig ein Stück weiterzuhelfen. Folgende 2 Methoden können euch dabei in der Auseinandersetzung unterstützen:
Ich denke an ein „schwieriges Kind“
Zu Beginn erhält jede/r Gruppenleiter/in einen Fragebogen mit folgenden Fragen:
- Was tut das Kind?
- Was tun die anderen Kinder?
- Was tue ich?
- Welche Gefühle löst das in mir aus?
- Was weiß ich sonst noch über das Kind?
- Was könnten mögliche Hintergründe des Verhaltens sein?
- Was erwarte ich, das anders wird?
- Was ist dann in der Gruppe anders?
Jede/r denkt nun an ein konkretes Kind in der eigenen Gruppe mit dem er/sie Schwierigkeiten hat und füllt für sich den Fragebogen aus. Nehmt euch ausreichend Zeit, um alle Fragen auch schriftlich für jede/n persönlich zu beantworten.
Anschließend tut ihr euch in Gruppen zu zweit oder zu dritt zusammen. Tauscht euch aus und überlegt gemeinsam, was in der Situation hilfreich sein könnte. Nutzt dabei die Chance, dass die anderen mit einer gewissen Außensicht auf die Situation sehen und deswegen neue Blickwinkel oder andere Sichtweisen einbringen können.
Kreative Konfliktlösung
Bei dieser Methode schildert ein/e Gruppenleiter/in eine konkrete Situation, in der er/sie gerne anders gehandelt hätte. Je konkreter die Schilderung (was wurde gesagt, wo hat sich die Situation abgespielt,…) umso besser können sich die anderen hineinversetzen.
Ist für alle die Situation verständlich geworden, beginnt ein gemeinsames Brainstorming aller anwesenden Gruppenleiter/innen, bei dem alle genannten Handlungsmöglichkeiten der Reihe nach auf eine Plakat geschrieben werden. Wichtig ist dabei, auch die zunächst ausschließlich absurd klingenden Vorschläge aufzuschreiben, da auch in diesen oft Lösungspotential steckt.
Sind alle Ideen notiert, darf der/die betroffene Gruppenleiter/in nun die Liste durchgehen und Vorschläge wegstreichen, kommentieren, nachfragen,… bis vielleicht der eine oder andere übrig ist, den er/sie ausprobieren möchte oder über den es sich lohnt, weiter nachzudenken.
Christina Schneider
[aus dem context "Konflikte"]