Gerade die erste Erzählung der Bibel, die Erzählung über die Erschaffung der Welt, hat mich schon sehr oft ins Grübeln und Diskutieren gebracht. Vor allem in unserer oft sehr beweislastigen und naturwissenschaftlich orientierten Gesellschaft steht diese Erzählung ganz oft auf dem Prüfstand. Soll Gott die Welt wirklich in sechs Tagen geschaffen haben? Wo findet in diesem Bericht der „wissenschaftlich belegte“ Urknall seinen Platz? Und jedes Leben hat sich doch erst entwickeln müssen – das kann doch nicht alles in sechs Tagen passiert sein!
Auch ich hab mir solche und ähnliche Fragen ganz oft gestellt. Damals, als ich auf Grundkurs war (vor mittlerweile mehr als acht Jahren), da gab es auch schon jene Runde am Samstag Abend, die oft genialen Diskussionsstoff bietet: Die Aufgabe bei dieser Diskussionsrunde ist es, sich zu verschiedenen Thesen zu positionieren. Unter anderem kommt dabei der Satz vor: Gott hat die Welt erschaffen. Vor acht Jahren – am 3. Grundkurs 2002 – haben wir am Abend noch lange darüber geplaudert, wie denn das jetzt nun sei mit dem Schöpfungsbericht und waren uns eigentlich alle ziemlich einig: Das muss eine erfundene Geschichte sein.
In den acht Jahren hat sich durch viele Gespräche (und ein paar Grundkurse, bei denen ich im Team mitgearbeitet habe) mein Denken diesbezüglich stark verändert. Zwar ist meine Haltung gegenüber den Naturwissenschaften dieselbe geblieben, jedoch sehe ich Naturwissenschaft und Religion nicht mehr als zwei sich widersprechende Dinge. Die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel hat für mich einen neuen – genialen – Zug bekommen: Sie ist zur Zusage geworden.
Dabei geht es jedoch nicht darum, dass ich sie in ihrem Gehalt als nettes G‘schichtl abwerte. Nein, vielmehr enthält sie für mich eine Wahrheit, die man nicht mit Wissenschaften belegen kann. Es wird zwar über vermeintlich naturwissenschaftliche Inhalte gesprochen – Entstehung der Arten, Entstehung der Himmelskörper, etc. Wenn man aber ein bisschen genauer hinsieht, kann man erkennen: Dahinter steckt eine Erzählung, in der alles auf den Menschen hin ausgerichtet ist. Die Welt wird in dieser Erzählung auf den Menschen hingebaut, ihm eingerichtet als Bleibe. Für mich bezeugt dieser Aspekt eine große Achtung vor und eine große Liebe zu den Menschen von Gott her. Wie anders ließe sich das ausdrücken als in einer Erzählung die schildert, dass jemand Welt und Garten für einen baut? Ein einfacher Satz würde das nie so ausdrücken können.
Wie die Welt nun tatsächlich entstanden ist, wird man wohl nie fix sagen können – sowohl von Forschern als von allen anderen Quellen können nur Theorien gebildet werden. Die Zusage jedoch, die uns die Schöpfungsgeschichte macht, nämlich gewollt zu sein als Mensch auf dieser Erde mit der Aufgabe, gut auf sie zu schauen, werden uns naturwissenschaftliche Theorien nie geben können.
Sara Dallinger