Den Kindern Wertschätzung zeigen
Ob sich Kinder in einer Jungschargruppe wohlfühlen, hängt neben den gemeinsamen Beschäftigungen auch von den Beziehungen zu den anderen Gruppenmitgliedern ab, sowohl zum/r Gruppenleiter/in als auch zu den anderen Kindern. In diesem Artikel werden einige Ideen vorgestellt, wie du Kindern zeigen kannst, dass sie dir wichtig sind und dass du es schön findet, dass sie in der Gruppe dabei sind.
Geburtstage
Für viele Kinder sind die zwei wichtigsten Tage im Jahr wohl Weihnachten und der eigene Geburtstag. Dieser Wichtigkeit sollte auch in eurer Gruppe entsprochen werden. Geburtstagsfeiern müssen deswegen aber nicht ausufern und die ganze Stunde dauern, was vor allem in großen Gruppen wenig Zeit für andere Beschäftigungen ließe. In der Stunde vor dem Geburtstag des jeweiligen Kindes könnte es eine Kleinigkeit geschenkt bekommen (z.B. eine Tafel Schokolade, jedenfalls sollten aber alle Kinder ein möglichst vergleichbares Geschenk bekommen), vielleicht wird noch ein Lied gesungen oder ein Lieblingsspiel ausgesucht. Vergiss dabei nicht auf die Kinder, die in den Ferien Geburtstag haben!
Auch zu Weihnachten würden sich die Kinder über eine persönliche Kleinigkeiten, z.B. etwas Selbstgemachtes, bestimmt freuen.
Entscheidungen treffen
Ihr werdet öfter gemeinsam Entscheidungen treffen müssen, z.B. welches Spiel gespielt werden soll. Achte dabei besonders darauf, dass auch die stilleren Kinder gehört werden, nicht nur jene, die ihre Meinung am lautesten vertreten. Wollen nicht alle das gleiche, sollten Minderheiten nicht zu kurz kommen. Es ist nicht besonders erstrebenswert, dass es nach einer Entscheidung sechs Zufriedene, gleichzeitig aber auch fünf Unzufriedene gibt. Versuche, Kompromisse zu finden, mit denen alle leben können (z.B. die zur Verfügung stehende Zeit auf die gewünschten Spiele aufzuteilen). Auch wenn das manchmal länger dauert, ist es doch ein Zeichen, dass es dir wichtig ist, dass alle zufrieden sind.
Ein sehr wichtiger Spezialfall ist die Suche nach einem Gruppenstundentermin. Hier solltet ihr euch besonders um eine allen genehme Lösung bemühen, da sonst Kinder de facto aus der Gruppe ausgeschlossen würden. Ideen, wie ihr das gut lösen könnt, findest du hier.
Gruppenaktionen
Gemeinsame Vorhaben, die über euren üblichen Gruppenstundenrahmen hinausgehen, zeigen, dass die Gruppe für dich nicht nur ein routinemäßig stattfindener Programmpunkt ist, sondern du dir auch zwischendurch für deine Kinder Zeit nimmst.
Hast du für eine Gruppenstunde etwas besonderes vor, z.B. eine Aktion, die länger dauert als gewöhnlich oder die an einem anderen Wochentag stattfindet, oder sollen die Kinder für eine Gruppenstunde etwas mitbringen, könnte es vor allem bei jüngeren Kindern hilfreich sein, ihnen eine schriftliche Einladung/Erinnerung mitzugeben oder anders zukommen zu lassen (z.B. per eMail an die Eltern – wenn du am Beginn des Jahres die Adressen erfragt hast), oder auch einen telefonischen Rundruf zu starten. Dadurch drückst du aus, dass dir wichtig ist, dass auch alle Kinder bei eurem Vorhaben dabei sein können.
Endlich Ferien!
Die Ferien stellen eine starke Zäsur in eurem Gruppenleben dar. Vor allem für jüngere Kinder sind sie eine irrsinnig lange Zeit. Wenn es dir möglich ist, könntet ihr euch auch in den Ferien treffen, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Ideal für die Beziehungen in der Gruppe ist es natürlich, gemeinsam auf Lager zu fahren.
Außerdem könntest du ihnen aus deinem Urlaub eine Karte schreiben – auch, wenn du nicht wegfährst, kannst du z.B. eine Karte aus Wien schicken. Da Kinder selten Post bekommen, werden sie sich bestimmt darüber freuen, dass ihr/e Gruppenleiter/in an sie denkt.
Gruppenstunden-„Nacharbeit“
Anwesenheitsliste
Vorweggenommen: Diese Liste ist nur für dich da und sollte nicht im Gruppenraum hängen, damit kein Wettbewerb unter den Kindern entsteht, wer am öftesten da war. Es ist zwar schön für den/die Gruppenleiter/in, wenn alle da sind, aber oft hängt es nicht vom Kind ab, ob es in die Gruppenstunde kommen kann.
Diese Liste kann für dich zwei Funktionen erfüllen: Erstens hilft sie, den Überblick zu behalten, welche Kinder schon länger nicht mehr gekommen sind. War eines z.B. die letzten drei Gruppenstunden nicht da und du weißt nicht warum, könntest du dich bei ihm mit einem Telefonat melden und dich nach seinem Befinden erkundigen. So kannst du erfahren, ob das Kind “nur” lernen musste oder krank war, oder ob etwas an euren Grupenstunden nicht passt. In diesem Fall könntest du das Kind fragen, ob du etwas anders machen könntest. Wichtig: Dieses Gespräch soll keinen Kontrollcharakter haben, sondern dein Interesse am Kind ausdrücken.
Zweitens ist das Ausfüllen der Liste für dich eine Möglichkeit etwas über deine “blinden Flecken” herauszufinden. Bei welchen Kindern fällt dir sofort ein, dass sie da waren und was sie gesagt und gemacht haben, bei welchen musst du länger nachdenken?
Ich und die Kinder
Weitere Fragen, die du dir im Rahmen einer schriftlichen (damit du dich auch noch vor der nächsten Gruppenstunde daran erinnern kannst) Nacharbeit stellen könntest, sind:
- Mit welchen Kindern habe ich vor der Gruppenstunde geplaudert?
- Mit welchen Kindern habe ich in Kleingruppen zusammengearbeitet?
- Welche Kinder haben sich mehr in meiner Nähe aufgehalten (und umgekehrt)?
- Wen schaue ich an, wenn ich die Kinder etwas frage?
- Welche Kinder antworten dann zuerst, welche sagen weniger?
- Haben alle Kinder die Möglichkeit, etwas zu sagen?
- Auf welche Antworten gehe ich zuerst ein?
Wahrscheinlich fällt dir die Beantwortung dieser Fragen nicht sehr leicht, da du während der Gruppenstunde auch noch auf viele andere Dinge achten musst. Wenn du die Gruppe mit einem/r zweiten Gruppenleiter/in zusammen leitest, könntet Ihr euch diese Fragen gemeinsam stellen und euch gegenseitig eure Wahrnehmungen mitteilen.
So schwer es einem selbst fällt, diese Verhaltensweisen bei sich wahrzunehmen, umso klarer bemerken es die Kinder, auch wenn sie es nicht sagen. Der Grad der Aufmerksamkeit, der einem von anderen Menschen geschenkt wird, wird schnell als Zeichen der Wertschätzung interpretiert. Für die Kinder deiner Gruppe gilt dies ganz genauso.
Das soll dir aber kein schlechtes Gewissen machen! Es ist völlig natürlich, dass einem manche Menschen sympatischer sind als andere, dass man diese dann auch lieber anspricht, mit ihnen mehr Dinge tut. Du solltest dir aber bewusst werden, wer die Kinder sind, die weniger von deiner Aufmerksamkeit bekommen. Nur dann hast du die Chance, dein Verhalten bewusst zu ändern, damit auch diese Kinder sich in deiner Gruppe wohlfühlen können und nicht vielleicht eines Tages die Lust an Eurer Gruppe verlieren.
Kleinigkeiten im Alltag
Den Kindern in deiner Gruppe Wertschätzung zu zeigen kann aber auch viele viele andere Dinge bedeuten – Kleinigkeiten, die im Gruppenstunden-Alltag ständig vorkommen (können). Ob du dir gemerkt hast, dass David eine schwierige Mathe-Schularbeit bevorsteht und du ihn danach fragst oder ob du dich über ein Thema informiert hast, weil du letzte Woche Selinas Frage nicht beantworten konntest. Oder dass du die Kinder ausreden lässt und immer wieder auch Ideen von ihnen aufgreifst – Kinder bekommen so einfach nebenbei mit, dass sie dir als Gruppenleiter/in wichtig sind. Und das trägt sicher ganz viel dazu bei, dass sie gerne in die Jungschar kommen!
Sandra Fiedler
kumquat "Bildung" 2/2013