Als Gruppenleiter/in bist du im Wesentlichen dafür verantwortlich, was in deiner Gruppe geschieht - du kannst steuern, wie Konflikte ausgetragen werden, welche Art von Spielen ihr primär spielt (kooperative oder wettkampforientierte), du sorgst für entsprechenden Freiraum, in dem sich die Kinder deiner Gruppe gut entfalten und entwickeln können, etc. Ein solcher Freiraum birgt nicht nur die Möglichkeit, im Jungscharraum mit Farben experimentieren zu können, ohne dass sich jemand über diese "Wirtschaft" aufregt - sondern auch die Möglichkeit zu haben, Konflikte selbst aushandeln zu können. - Erwachsene neigen dazu, eher zu früh als zu spät in einen Streit als Schlichter/in einzugreifen. Natürlich kann es notwendig sein, dass die Kinder deine Hilfe in einer Konfliktsituation benötigen - davon sollten wir aber nicht prinzipiell ausgehen.
Für einen wertschätzenden Umgang mit den Kindern ist es u.a. wichtig, sie in Entscheidungen, die sie und die Gruppe betreffen, mit einzubeziehen. D.h. ihr könnt euch gemeinsam Spielregeln überlegen. Bei manchen Themen, wie "Wir tun einander nicht weh!" oder "Nach der Gruppenstunde räumen wir unseren Dreck gemeinsam weg." werdet ihr euch vielleicht schnell einig sein - bei anderen Dingen gehen die Meinungen der Kinder vielleicht in eine andere Richtung, als deine eigene. Z.B. halten es die Kinder vielleicht für völlig unbedenklich, in eurem Gruppenraum mit einem Plastikball Beschützerball zu spielen. - Du denkst dabei vielleicht sofort an zerbrochene Fensterscheiben, abgeräumte Regale, usw. Jetzt könntest du einerseits bloß sagen: "Nein, im Gruppenraum wird nicht Ball gespielt." - oder du begründest deine Bedenken, warum Ball spielen im Gruppenraum mit einem harten Ball nicht so fein ist und suchst gemeinsam mit den Kindern nach Alternativen (sei's jetzt Ball spielen im Freien, oder im Gruppenraum mit einem Softball).
Manchmal kann es für die Kinder auch schmerzhaft sein, Grenzen gesetzt zu bekommen. - Als Gruppenleiter/in hast du die Verantwortung für deine Kinder und musst es manchmal auch aushalten, wenn die Kinder böse auf dich sind. Wichtig ist, dass du den Kindern dein Handeln begründest.
Überlege dir, unter welchen Bedingungen du mit den Kindern arbeiten willst. Wenn dir selbst klar ist, wo du deine Grenzen setzen willst, kannst du das den Kindern auch besser vermitteln - und nicht erst dann, wenn du vielleicht überfordert oder verärgert bist.
Jutta Niedermayer