We are family…
Geschwister und Eltern in der Jungschar
Gruppenleiter/innen sind Personen, die nicht zur Familie gehören? Das stimmt so für etliche Gruppenleiter/innen nicht:
Zum einen haben sich in einigen Pfarren Mütter und Väter entschlossen, eine Jungschargruppe zu leiten oder Jungschar – für ihre eigenen Kinder – aufzubauen. Zum anderen gibt es auch ältere Brüder oder Schwestern, die ihre jüngeren Geschwister als Gruppenkinder haben - gerade wenn es in einer Pfarre eine Jungschargruppe für alle Altersstufen gibt.
Tipps und Anregungen, wie ihr mit diesem besonderen Verhältnis von Gruppenleiter/innen und Kindern – egal, ob du ein Elternteil oder älteres Geschwister bist – gut umgehen könnt, findet ihr hier:
Wir kennen einander so gut…
Während viele Gruppenleiter/innen „ihre“ Jungscharkinder erst mit 8 Jahren kennen lernen oder ihnen maximal davor schon im Pfarrleben begegnet sind, so kennt ihr einander schon euer Leben lang – als Geschwister oder Eltern lebt ihr zusammen, wisst, was der kleine Bruder oder eure Tochter am Nachmittag vor der Stunde gemacht hat…
Das bringt viele Vorteile mit sich: Ihr kennt die Vorlieben aber auch Ängste oder Sorgen eurer Kinder bzw. Geschwister besser, als die jedes anderen Jungscharkindes. Das hilft euch, gut darauf einzugehen. Ihr wisst über den 5er bei der letzten Schularbeit Bescheid, auch wenn das in der Gruppenstunde kein Thema war, und könnt deshalb auch auf die – vielleicht schlechte – Laune des Kindes besser reagieren.
Ein Nachteil kann sein, dass wir Menschen, die wir gut kennen, auch gerne mal in eine „Schublade“ stecken, weil wir ja schon „wissen“, wie die Person reagieren wird oder was sie (nie) machen will. Deshalb ist es wichtig darauf aufzupassen, auch den eigenen Kindern bzw. Geschwistern die Chance zu geben, in der Jungschar Neues zu entdecken und auszuprobieren. Wenn deine Schwester sonst nie Kakao trinkt, kann es trotzdem sein, dass sie das in der Jungschar gerne einmal ausprobieren mag – oder wenn dein Sohn sonst ungern Ball spielt, macht er das vielleicht mit anderen Kindern in der Jungschar trotzdem gerne.
Alle Kinder sind gleich?
In einer Gruppe werden wir nie alle Kinder ganz gleich behandeln – das wäre auch nicht gut so, da jedes Kind etwas anderes braucht, weil es andere Bedürfnisse und Vorlieben hat. In der Jungschar versuchen wir aber trotzdem, keines der Kinder zu benachteiligen oder zu bevorzugen, sondern die Aufmerksamkeit gut zu verteilen.
Es wäre natürlich unsinnig zu verstecken, dass du eine besondere Beziehung zu deinen Kindern bzw. Geschwistern hast – ihr kennt euch schon ewig und habt auch einen vertrauteren Umgang miteinander.
Für Eltern oder Geschwister, die eine Gruppe leiten, ist es manchmal schwierig, wie viel Aufmerksamkeit sie ihren (Geschwister-)Kindern in der Stunde zukommen lassen sollen. Manchmal fällt es schwer, der kleinen Schwester einen Spielewunsch abzuschlagen – manchmal ist man mit den eigenen Kindern vielleicht auch strenger, weil sie das Spiel ja „dir zuliebe“ mitspielen könnten, auch wenn sie gerade nicht wollen.
Hier braucht es sicher eine Zeit, um einen Mittelweg zu finden, damit sich alle wohl fühlen. Dabei kann auch helfen, diese Frage mit dem Kind bzw. Geschwister immer wieder auch zu Hause anzusprechen und abzuklären, was du für eine Rolle in der Jungscharstunde hast. Dabei könnt ihr besprechen, wie ihr damit umgehen wollt, sodass sich das Kind nicht benachteiligt fühlt, aber auch weiß, dass du in der Jungschar gleichzeitig Vater/Mutter bzw. große Schwester/großer Bruder und Gruppenleiter/in für alle Kinder bist.
Wenn du dir genauer anschauen möchtest, wie du mit deinen Kindern bzw. Geschwistern in der Jungschar umgehst, kann es hilfreich sein, dir nach einer Stunde bewusst Zeit zu nehmen und zu überlegen, wie du in welcher Situation reagiert hast. Wenn ihr die Gruppe zu zweit leitet, kann dabei auch dein/e Co-Gruppenleiter/in behilflich sein, die einen anderen Blickwinkel einbringen kann.
Jungschar-Regeln gelten – für alle…
In der Jungscharstunde ist manches anders als zu Hause: Während die Schuhe zu Hause in den Abstellraum gestellt werden sollen, ist es im Jungscharraum vielleicht ok für dich, wenn die Schuhe alle im Vorraum herumkugeln. Hier ist es vielleicht gerade für Eltern schwierig, Ansprüche und Regeln, die ihr zu Hause habt, für die Zeit der Jungscharstunde sein zu lassen.
Ich denke, dass es hier wichtig ist, soweit es möglich ist, zwischen „zu Hause“ und „in der Jungschar“ zu trennen. Wenn eine Regel für 14 andere Jungscharkinder gilt – dann sollte sie für das (Geschwister-)Kind auch gelten. Das gilt für weggeräumte Schuhe natürlich genauso wie fürs Aufräumen nach dem Basteln o.Ä.
Wenn dir das in der Stunde schwer fällt, dann hilft es vielleicht, gedanklich bewusst zwischen „Jungscharregeln“ und „ Regeln zu Hause“ zu trennen – und das mit deinem (Geschwister-)Kind ruhig auch auszusprechen.
Andrea Jakoubi
[aus dem kumquat "warum" 2008]