In den meisten Pfarren ist es üblich, im Sommer auf Lager zu fahren. Für Kinder und Gruppenleiter/innen ist das wohl die schönste und aufregendste Zeit im Jungscharjahr. Doch ist es gerade für die Gruppenleiter/innen und insbesondere für die Lagerleitung eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe, eine so lange Zeit mit Kindern woanders hinzufahren. Daher sollte man sich für die Planung genug Zeit nehmen, damit dann am Lager alles gut klappen kann. So ist es zum Beispiel eine gute Möglichkeit eine Klausur mit der Gruppenleiter/innen-Runde zu machen. Wie das geht, erfährst du hier:
Fragen über Fragen
Wo machen wir das am Besten? Die Klausur kann eigentlich stattfinden, wo ihr wollt. Ob ihr in der Pfarre bleibt, ihr euch bei einem/r Gruppenleiter/in zu Hause trefft oder ihr wegfahren wollt, bleibt euch überlassen. Wenn ihr euch entscheidet, euer gewohntes Arbeitsumfeld zu verlassen, ist es eine gute Idee, die Klausur dort abzuhalten, wo ihr auch euer Lager verbringen werdet. Dort könntet ihr euch dann schon die Umgebung ansehen: Wie ist der Wald? Gibt es eine große Wiese? Gibt’s vielleicht einen See oder ein Schwimmbad? Wie ist das Haus ausgestattet? All diese Fragen könnt ihr dann gleich selbst beantworten.
Wie lange dauert eine Klausur? Je nachdem, wie viel ihr auf einmal besprechen, vorbereiten und planen wollt, kann eine Klausur unterschiedlich lange dauern. Ihr könnt euch einen Tag intensiv mit den grundsätzlichen Fragen fürs Lager beschäftigen und dann noch weitere Treffen einplanen, an denen ihr euch um die Feinabstimmung kümmert. Am intensivsten wäre aber wohl ein ganzes Wochenende, so seid ihr dann wirklich drinnen, könnt euch vielleicht auch schon besser gemeinsam vorstellen, wie das Lager denn so wird und euch auch schon ein bisschen in Lagerstimmung bringen. Wenn ihr so viel Zeit am Stück miteinander verbringt, hat das auch noch andere Vorteile: Ihr könnt Dinge besprechen, die euch ein Anliegen sind, für die ihr aber unterm Jahr nie die Zeit findet und ihr könnt die anderen im Team besser kennenlernen – miteinander verbrachte Zeit und gemeinsame Erlebnisse bringen euch einander näher.
Die nachfolgenden Tipps sind für eine zweitägige Klausur ausgelegt, es ist allerdings möglich, sie so abzuwandeln, dass sie auch für einen Tag gut passen.
Grundsätzliches
Zu Beginn der Klausur solltet ihr euch gewisse Lagerregeln oder einen Lagerstil zurechtlegen bzw. wieder in Erinnerung rufen und gegebenenfalls verändern. Folgende Überlegungen können dabei hilfreich sein: Was sind die Bedürfnisse der Kinder? Welche Rechten und Pflichten haben sie? Was sind eure Rechte und Pflichten als Gruppenleiter/innen? Welche Bedürfnisse haben die Kinder, welche ihr? Wie wollt ihr im Team miteinander umgehen?
Außerdem ist es gut, am Anfang das letzte Lager zu reflektieren – Was hat gut gepasst? Was weniger? Wollt ihr heuer etwas ändern, oder belasst ihr alles beim alten?
Verantwortung
Auf einem Lager gibt es viele Aufgaben und man kann und soll nicht alles alleine machen. Auch nicht als Lagerleitung. Neben der Hauptverantwortung muss für das Essen gesorgt sein, es muss jemanden geben, der/die sich mit Erster Hilfe auskennt, jemanden der/die sich um die Finanzen, das Material, die Zimmereinteilung oder um die Musik kümmert. Von großen und verantwortungsvollen Aufgaben bis hin zu Kleinigkeiten, für die sich jemand zuständig fühlen muss, es ist sicher für jede/n etwas dabei. Denn am Gelingen des Lagers sind alle gleichermaßen beteiligt. Auf der Klausur habt ihr Zeit, euch zu überlegen, wer welche Aufgabe gut erledigen kann, so dass keine/r etwas machen muss, dass er/sie nicht kann oder will.
Wenn ihr euch nicht jede kleine Aufgabe aufteilen wollt, könnt ihr auch ein anderes Modell versuchen. Hier gibt es für jeden Tag eine oder zwei Tagesverantwortliche, er/sie ist dann einfach für den ganzen Tag zuständig. Mit diesem Modell ist es sehr leicht, den Überblick zu haben, wer für was verantwortlich ist, man weiß immer, wen man fragen kann, wenn etwas unklar ist. Natürlich ist man dann als Tagesverantwortliche/r den ganzen Tag beschäftigt und muss immer den Überblick behalten, was manchmal im stressigen Lageralltag schwierig sein kann.
Wichtig ist aber auch, dass ihr euch freie Zeiten einplant, müde und überforderte Gruppenleiter/innen tun niemandem gut, weder dem Team noch den Kindern. Überlegt euch, ob es möglich ist, dass jede/r Gruppenleiter/in mal einen ganzen (Halb-)Tag frei hat oder ob ihr euch mit der Pausenbetreuung abwechselt. Prinzipiell gilt: Wer frei hat, hat frei und wird nicht alle fünf Minuten z.B. beim Schlafen gestört.
Damit ihr gut miteinander umgehen könnt ist es sinnvoll zu wissen, wie es den anderen geht, so könnt ihr besser auf eure gegenseitigen Bedürfnisse eingehen. Eine Idee dafür wäre, vor jeder eurer Besprechungen am Lager die Stimmung aller abzufragen und in eine Kurve einzuzeichnen.
Programm
Was grundsätzlich bei der Programmplanung wichtig ist, ist dass ihr genug Schlechtwetterprogramm mit einplant, schließlich kann man leider nie wissen, wie das Wetter in einigen Monaten aussieht, und falls man doch das ganze Lager wunderbares Wetter hat, kann man Schlechtwetterprogramm immer noch zu Schönwetterprogramm ummodeln, umgekehrt ist es meist schwieriger.
Auf vielen Lagern gibt es Programmpunkte, die entweder jedes Jahr oder immer wieder vorkommen. Solche Dinge können dann ein Casino, ein Schwimmbad-Besuch, ein Gottesdienst, ein gemütlicher Abend mit Geschichten, ein Lagerfeuer oder eine Disco sein. Verteilt eure „Fixpunkte“ zuerst auf einem großen Wochenraster. Dann nehmt die leeren Flächen in Angriff.
Wie ihr euch jetzt das übrige Programm überlegt, dafür gibt es verschiedene Methoden. Eine wäre folgende: Jede/r im Team bekommt Zettel oder Post-Its in zwei verschiedenen Farben, auf die eine Farbe kann man dann Themen schreiben, die einem einfallen (z.B. Winter, Bauernhof, das Weltall, Filme, etc.). Diese werden dann für alle gut sichtbar auf eine Wäscheleine oder ein Plakat gehängt. Auf die andere Farbe schreibt ihr Spielelemente wie Rollenbeschreibungen, Stationen, Verkleidungen oder Bastelideen und hängt sie zu den Themen.
Danach ziehen sich zwei Personen mit den Ideen zurück und ordnen das Ganze. So habt ihr einen gewissen Überblick wie einige Programmteile aussehen können. Überlegt euch dann gemeinsam, was euch an den Ideen gefällt und konkretisiert, welche Spielform (Geländespiel, Stationengang, Fangspiel, etc.) ihr für die Themen wollt.
Eine zweite Variante wäre, dass ihr euch ein Thema für das gesamte Lager überlegt, wie z.B. die Elemente, Comics, Piraten – eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dieses Thema bildet dann den roten Faden durchs Lager.
Prinzipiell solltet ihr euch auch überlegen, ob ihr schon auf der Klausur alles fix und fertig planen möchtet oder ob ihr Aufträge an Kleingruppen verteilt, die dann bis zur nächsten Besprechung Zeit haben, die Details auszuarbeiten. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Habt ihr die Spiele schon auf der Klausur fertig, kennen sie alle gleich gut und ihr habt weniger Stress vor dem Lager. Dann bleibt jedoch weniger Zeit auf der Klausur, um sich mit Grundsätzlichem zu beschäftigen. Andersrum habt ihr mehr Zeit, euch Spiele zu überlegen und sie auszufeilen, doch dann braucht ihr wahrscheinlich mehr Treffen und habt mehr Zeitdruck bis zum Lager. Ob so oder so, wichtig ist, dass alle Gruppenleiter/innen noch vor dem Lager alle Programmpunkte kennen und ihre Ideen einbringen können. Denn anderen Menschen können mögliche Probleme auffallen, die die Kleingruppe (auf der Klausur oder danach) übersehen hat.
Lager üben!
Am Lager kann es viele Situationen geben, in denen man zuerst einmal nicht weiß, wie man darauf reagieren soll. Deshalb ist es gut, wenn ihr euch die Zeit nehmt, solche Situationen in einem entspannten Rahmen zu üben. Auf Lager sammelt man einen enormen Erfahrungsschatz an Situationen, daher wird es wohl einigen Gruppenleiter/innen, die schon öfters auf Lager waren leicht fallen, einige Situationen zu sammeln und/oder sich neue auszudenken. Solche können z.B. sein: „Einige Kinder haben ihre Fenster mit Sonnencreme beschmiert, was machst du?“ oder „Die Kinder klettern auf einen Baum, obwohl es vor kurzem ein/e Gruppenleiter/in verboten hat, was machst du?“ Dann könnt ihr reihum jeweils eine Situation ziehen und versuchen, eine Lösung für die Situation zu finden – mit einer solchen Trockenübung fühlen sich vor allem neue Gruppenleiter/innen später am Lager sicherer.
Lager ahoi!
Natürlich darf bei der ganzen Arbeit auch nicht der Spaß an der Sache verloren gehen. Damit man sich gut versteht ist ein näheres Kennenlernen nie verkehrt. Nützt also das gemeinsame Wochenende für einen netten Abend. Bemalt euch z.B. gegenseitig T-Shirts oder Häferl, auf die ihr Dinge schreibt oder zeichnet, die ihr an den anderen schätzt oder die ihn/sie besonders machen. Umso besser ihr miteinander im Team klar kommt, umso besser könnt ihr euch gegenseitig unterm Jahr und am Lager unterstützen.
Viel Spaß auf eurer Klausur!
Kathi Bereis und Sandra Fiedler
[aus dem kumquat "grün" 2010]