Wer jetzt? Ich?

Verantwortung tragen als Pfarrverantwortliche/r

Als Pfarrverantwortliche/r trägt man Verantwortung – sie steckt ja schon im Namen. Aber wofür eigentlich genau? Für alles? Wohl kaum… oder etwa doch?

Verantwortung für die Kinder
Die offensichtlichste Verantwortung, die du (aber auch alle anderen Gruppenleiter/innen) hast, ist die für die Kinder in deiner Gruppe. Ihr habt dafür zu sorgen, dass sie bei euch gut aufgehoben sind und dass sie in der Jungschar positive Erlebnisse haben. Darüber hinaus bist du als Pfarrverantwortliche aber auch für alle Kinder in Jungschar eurer Pfarre zuständig. Dabei helfen „Spielregeln“, die ihr euch in der Gruppenleiter/innen-Runde ausmacht. Denkt nach, was euch im Umgang mit den Kindern wichtig ist und wie ihr gut dafür sorgen könnt, dass die Kinder gute Erfahrungen machen. Das kann z.B. die Regelung sein, dass neue Gruppenleiter/innen auf Grundkurs fahren und im ersten Jahr zusammen mit jemand Erfahrenes die Gruppe leiten. Oder auch die Vereinbarung, dass keine Kinder aus der Jungschar ausgeschlossen werden sollen. Achte darauf, dass alle Gruppenleiter/innen damit können und ruft sie euch immer wieder einmal in Erinnerung.

Verantwortung für die Gruppenleiter/innen

Eine zentrale Aufgabe eines/r Pfarrverantwortlichen ist das Team. In erster Linie soll die Zusammenarbeit produktiv sein. Das erreichst du z.B. durch gut vorbereitete Sitzungen, größtmögliche Klarheit, wer für was zuständig ist und Miteinbeziehen der Gruppenleiter/innen in Entscheidungen. Du musst natürlich nicht alles selber machen, aber vergiss über diesen organisatorischen Fragen nicht, dass die Gruppenleiter/innen auch Menschen sind und bemühe dich darum, zu wissen, wie es ihnen geht. Das heißt nicht, dass du sie bemuttern musst, aber wenn du einen Blick auf die Stimmungen und Befindlichkeiten innerhalb der Gruppenleiter/innen-Runde hast, kannst du bei „Krisen“ rechtzeitig eingreifen und vermitteln. Eine Stimmungsrunde am Beginn jeder Besprechung ist dabei ein nützliches Hilfsmittel. Plane vielleicht auch ab und zu etwas Nettes in eure Sitzungen ein (das nicht „Arbeit“ ist) oder veranstaltet einmal einen Spieleabend nur für euch. Wenn sich alle im Team wohlfühlen, klappt auch die Arbeit gleich viel besser.

Verantwortung für dich selbst
Das sind mittlerweile schon ganz schön viele Dinge und vor allem Menschen, für die man so zuständig ist als Pfarrverantwortliche/r. Eine entscheidende Person steht da allerdings noch nicht dabei: Du selbst. Es ist wichtig, dass du auch auf dich schaust und deine Kraftreserven gut im Auge behältst. Pfarrverantwortlichen passiert es leicht, dass sie vor lauter Verantwortung für andere auf sich selbst vergessen und weit über die Schmerzgrenze hinaus schuften. Bitte rechtzeitig um Hilfe, wenn du merkst, dass es dir zu viel wird. Und vor allem: Gib auch etwas von deiner Verantwortung an andere ab. Du bist nicht allein!

Verantwortung teilen oder abgeben
Wenn du dann etwas von deiner Verantwortung abgegeben hast, ist es zwar gut, wenn du weiterhin den Überblick behältst, aber es ist nicht notwendig, dass du dann erst wieder alles für diese Person mitdenkst. Signalisiere, dass sich die Gruppenleiter/innen an dich wenden können, wenn sie etwas brauchen und vertraue darauf, dass sie das auch tun. Das liegt dann in ihrer Verantwortung.

Aufgaben zu delegieren ist wichtig, da die Idee eines/r Pfarrverantwortlichen ja nicht beinhaltet, dass das ein Wunderwuzzi sein soll, der/die möglichst alles supergut können muss. Vielleicht habt ihr jemanden in eurer Gruppenleiter/innen-Runde der/die total gut mit Zahlen umgehen kann und dir die Kassaführung abnehmen kann. Oder es gibt eine/n erfahrene/n Gruppenleiter/in, der/die die Einschulung der neuen übernimmt. Oder ihr teilt euch das Verantwortlich-Sein zu zweit auf: Eine/r fürs Lager, der/die andere unterm Jahr. Oder ihr habt für jede Veranstaltung im Jahr eine/n Hauptverantwortliche/n, der/die dann Ansprechpartner/in für alle Fragen diesbezüglich ist. All diese Möglichkeiten heißen natürlich nicht, dass du dich dann dafür überhaupt nicht mehr interessieren brauchst, aber es reicht ein grober Überblick.

Verantwortlich aber nicht immer zuständig!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass du als Pfarrverantwortliche/r zwar für alles verantwortlich bist, dass das aber nicht heißen darf, dass du auch immer für alles zuständig bist. Teilt euch die Aufgaben möglichst so auf, dass jede/r die Dinge tut, die er/sie gut kann und gerne macht. Dein Job ist es, aufs große Ganze zu schauen und den „Fahrplan“ im Auge zu behalten. Davon können all die vielen Kleinigkeiten im hektischen Alltagsgeschäft natürlich prima ablenken, aber wenn du diese eigentliche Aufgabe im Hinterkopf behältst, kann eigentlich nicht mehr so viel schiefgehen. :)


Sandra Fiedler

[aus dem kumquat "DerDieDas" 2010]