Heuer stellte ich fest, dass ich nicht nur der Älteste am Jungscharlager war, sondern dass auch alle anderen, die damals - vor langer Zeit - gemeinsam mit mir angefangen haben, nicht mehr bei der Jungschar aktiv sind. Auf der anderen Seite war da diese junge und motivierte Truppe, von Gruppenleiterinnen, die ihre Arbeit nicht nur mit enormer Begeisterung machten, sondern durchaus effizient und professionell, allerdings ganz anders als ich. Dies war der Zeitpunkt, an dem ich mir eingestehen musste, dass es an der Zeit ist, einer Jüngeren das Feld zu überlassen. Mit diesem Wissen begann ich zu recherchieren, wie man denn einen reibungslosen Leitungswechsel über die Bühne bringt und diese Ergebnisse, Anregungen und Ideen möchte ich hier vorstellen.
Der Titel: Pfarrverantwortliche/r
Bis vor wenigen Wochen war mir gar nicht so bewusst, was für einen großen Unterschied es macht, nun gewählter Pfarrverantwortlicher zu sein oder nicht. Aber schon jetzt, einen Monat nach der Wahl, bin ich sehr glücklich über meine Entscheidung "heuer nicht mehr für den Posten des Pfarrverantwortlichen zu kandidieren" und die Jungen zur Wahl aufgestellt zu haben. Die zwei Riesenvorteile, die dabei entstanden sind: zum Ersten kann ich Fragen und Wünsche, die aus Gewohnheit an mich gerichtet werden, einfacher an die neu gewählten Pfarrverantwortlichen weitergeben und mich so leichter zurückziehen. Zweitens wird dadurch die neue Pfarrverantwortliche auch schneller akzeptiert und lernt mit der neuen Aufgabe und der daraus resultierenden Verantwortung umzugehen.
Gut Ding braucht Weile
Wichtig ist eine gute Vorbereitung. Du solltest früh genug (1 bis 2 Jahre) anfangen zu überlegen wer denn überhaupt als deine Nachfolgerin in Frage kommt. Dabei geht es darum zu schauen wer kann denn all die Aufgaben übernehmen (vom könnerischen als auch vom zeitlichen Gesichtspunkt aus gesehen). Weiters geht es darum wer denn mit allen Gruppenleiterinnen gut zusammenarbeiten kann und von ihnen akzeptiert wird. Der nächste Schritt ist es dann vorzufühlen wer aus diesem erlesenen Kreis (sofern überhaupt mehrere übrig bleiben) Interesse bezeugt und gerne mehr Aufgaben und Verantwortung übernehmen möchte.
Wenn du nun quasi eine Favoritin auserkoren hast solltest du dir zuerst selbst überlegen, wie denn der Übergang aussehen sollte. Dabei geht es darum was denn die Nachfolgerin noch alles lernen muss, welche Informationen sie noch braucht, um ihre Arbeit aufnehmen zu können, welche Aufgaben auch von anderen übernommen werden können, ...
Während dieses Prozesses musst du die Reaktionen der Gruppenleiterinnen-Runde immer im Auge behalten um zu sehen ob die "Neue" wirklich so akzeptiert wird wie du es dir vorgestellt hast. Der letzte Schritt ist es der "Neuen" den Umgang mit ihren Aufgaben und der zukünftigen Gruppenleiterinnen-Runde zu erleichtern.
An die Arbeit
Das Aufgabengebiet einer Pfarrverantwortlichen ist sehr breit gefächert. Es umfasst einerseits Aufgaben, die für jedermann ersichtlich sind, wie Besprechungen leiten, Ansprechperson für die Eltern sein, letzte Instanz bei Entscheidungen oder Streitigkeiten sein, den Überblick zu bewahren, ... und auf der anderen Seite Aufgaben, die einfach erledigt werden, ohne dass die anderen Gruppenleiterinnen das mitbekommen wie z.B.: den Kontakt zum Pfarrer halten, die Jungschar in etwaigen pfarrlichen Ausschüssen vertreten, sich kümmern, dass die Kostüme für die DKA gewaschen werden, ... Diese beiden Aufgabenbereiche schauen in allen Pfarren anders aus und ließen sich beliebig lang fortsetzen.
Nun geht es darum deiner Nachfolgerin all diese Aufgaben aufzuzeigen (insbesondere die zuletzt genannten) und sie mit den jeweiligen Feinheiten vertraut machen z.B.: was ist ihre Aufgabe in diesen Ausschüssen, wie heiß müssen die Kostüme für die Drei-Königs-Aktion gewaschen werden, worauf muss sie achten, um den Überblick nicht zu verlieren, ...
Wie die Einschulung im speziellen aussieht, hängt von der jeweiligen Kandidatin ab. Was kann sie eh, welche Aufgaben muss ich ihr nur einmal aufzeigen (eventuell eine Checkliste übergeben) oder bei welchen (komplexeren) Aufgaben braucht sie anfangs mehr Hilfe und muss genauer eingeschult werden.
Typische Beispiele komplexer Aufgaben ist die Leitung einer Besprechung oder eines Informationsabend für Eltern. Hier empfiehlt es sich, diese gemeinsam vorzubereiten. Das heißt sie zuerst alleine ein Konzept aufbauen lassen und dann etwaige Lücken gemeinsam zu stopfen. - Miteinander erarbeiten, sodass sie das nächste (oder übernächste...) mal alleine damit zurande kommt.
Gemeinsam nachbereiten - Feedback
Egal wie gut man sich auf eine Besprechung oder eine Aktion vorbereitet, es gibt immer Kleinigkeiten die man vergisst oder zumindest besser hätte machen können. Deshalb ist es wichtig, sich nachher zusammen zu setzen und zu analysieren, was gut war und wo denn noch Probleme oder Schwächen aufgetreten sind und wie man diese ausmerzen könnte.
Verhalten gegenüber den anderen Gruppenleiter/innen
Dein Verhalten gegenüber den anderen Gruppenleiterinnen ist sicherlich der entscheidendste Punkt. Wenn du dich zurückziehst und vor allem auch zurückhältst, bekommt die Gruppenleiterinnen-Runde eine Chance, ihre neue Pfarrverantwortliche kennen zu lernen und umgekehrt. Das schließt aber auch ein, dass sie ihre eigenen Fehler machen und sie sie auch selbst bereinigen müssen. Deine Aufgabe ist es, in dieser Situation sie zu unterstützen und gegebenenfalls zu beraten, kurz sie zu supervidieren. Die größte Gefahr, die beim Verhalten gegenüber den Gruppenleiterinnen besteht ist, dass du weiterhin die Entscheidungen fällst obwohl es eigentlich nicht mehr diene Zuständigkeit ist oder, dass du sie zu stark beeinflusst.
Den Leitungswechsel öffentlich bekannt geben
Ein Schwerpunkt in der Pfarrverantwortlichentätigkeit ist die Öffentlichkeitsarbeit, das heißt: Ansprechperson für Eltern, Pfarrgemeinderat, Pfarrer, ... zu sein. Da es sich dabei aber um "Externe" handelt, müssen sie in Kenntnis gesetzt werden, wen sie denn in Zukunft ansprechen sollen. Am einfachsten ist es, die neue Pfarrverantwortliche im Pfarrgemeinderat und eventuell auch im Pfarrblatt vorzustellen, sowie eine Bekanntgabe bei der nächsten Veranstaltung zu der auch Eltern geladen sind (z.B.: Lagerabend).
Die Gradwanderung
Abschließend möchte ich noch allen scheidenden Pfarrverantwortlichen bei der Gradwanderung zwischen sich zurückziehen und dennoch genug Hilfeleistung stellen viel Glück wünschen. Im gleichen Atemzug möchte ich allen neuen und werdenden Pfarrverantwotlichen den Tip geben klipp und klar zu sagen wo sie noch mehr oder schon weniger Hilfe wollen und die Zeit nützen um ein Feedback von jemandem zu bekommen der diese Aufgaben schon einige Zeit gemeistert hat.