eine Begriffserklärung
Lehrerinnen, vor denen man sich fürchtet, wenn sie nur die Klasse betreten - Lehrerinnen, bei denen man den Eindruck hat, sie fürchten sich vor ihren Schülerinnen. Begibt man sich auf die Suche nach dem grundsätzlichen Unterschied im Auftreten der beiden Lehrerinnen, stößt man immer auf die Frage nach dem Leitungsstil. Dieser Artikel will eine Orientierungshilfe sein und dir zu einer besseren Einschätzung verhelfen, ob deine Art zu leiten mit deinem Bild von einem guten Leitungsstil übereinstimmt.
Grundsätzlich ist es natürlich schon so, dass die Art, wie Pfarrverantwortliche ihre Gruppenleiterinnen-Runde leiten sehr vom persönlichen Charakter der Person abhängt.
Zum Beispiel werden Pfarrverantwortliche, die von Natur aus impulsiver sind, das Geschehen in der Gruppenleiterinnen-Runde stärker beeinflussen als solche, die einen ruhigeren Charakter haben. Es gibt in der Fachliteratur Modelle, die unterschiedliche Stile in der Leitung von Gruppen in unterschiedliche Typen einteilen.
Eines dieser Modelle ist das Verhaltenskreuz von Reinhard und Anne-Marie Tausch (siehe Zeichnung). Eine der beiden Koordinatenachsen steht dabei für das Maß an Wertschätzung beziehungsweise Geringschätzung der Leiterin für die Gruppe, auf der anderen Achse finden sich Lenkung beziehungsweise Bevormundung der Leiterin gegenüber der Gruppe.
Aus der Kombination dieser beiden Achsen ergeben sich nun vier verschiedene Grundtypen des Leitens. Zur Verdeutlichung dient ein Beispiel aus der Praxis einer Pfarrverantwortlichen: Die GruppenleiterInnen-Runde steht während der Besprechung vor der Entscheidung, wohin sie nächstes Jahr auf Lager fahren will. Es wird bereits seit einer Stunde zwischen zwei Quartieren hin und her überlegt. Folgende Reaktionen könnten typischerweise von der Pfarrverantwortlichen kommen.
1. "Ich weiß, was gut für euch ist"
"Wir haben schon viel zu viel Zeit verschwendet. So geht das nicht weiter! Wir fahren nach XY und keine weiteren Diskussionen." So eine Reaktion steht für einen autoritären Leitungsstil. Dabei kennzeichnen maximale Lenkung und geringe Wertschätzung das Verhalten der Pfarrverantwortlichen.
Die/der Pfarrverantwortliche weiß, was für alle gut ist, weiß was sie will, wie sie dort hinkommt und bemüht sich erst gar nicht demokratisch zu sein und alle GruppenleiterIinnen einzubinden. Sie entscheidet. Das führt meist zu einer geringen Beteiligung der Gruppenleiterinnen.
Die GruppenleiterInnen werden nicht als vollwertige und ernstzunehmende Gesprächspartnerinnen betrachtet, sondern die Pfarrverantwortliche steht über der Gruppenleiterinnen-Runde und begegnet den anderen von oben herab. Dabei liegt alle Entscheidungsgewalt bei der Pfarrverantwortlichen.
Der Nachteil ist, dass die Gruppenleiterinnen nicht mitentscheiden können und in Entscheidungen nicht eingebunden sind. Andererseits bietet eine autoritäre Pfarrverantwortliche Sicherheit. Von den Einzelnen werden keine Entscheidungen verlangt, sondern es ist klar, wer welche Aufgabe hat und wie die zu erfüllen ist. Ideen und selbständiges Entscheiden der Gruppenleiterinnen ist aber nicht gefragt.
2. "Macht doch was ihr wollt"
"Mir ist das ja egal wohin wir fahren. Wenn ihr wollt könnt ihr noch Stunden weiter diskutieren.""Laisser-faire" ist hier die Devise. Die Pfarrverantwortliche lenkt wenig, von ihr ist aber auch wenig Wertschätzung zu erwarten. Ihr sind alle Gruppenleiterinnen mehr oder weniger egal, Hauptsache es läuft so halbwegs.
Den GruppenleiterInnen werden große Freiheiten zugebilligt. Sie dürfen tun, was sie für richtig halten, die Pfarrverantwortliche mischt sich nicht ein. Damit werden die Gruppenleiterinnen in ihrer Entscheidungsfindung weitgehend allein gelassen, die Verantwortung auf Seiten der Pfarrverantwortlichen ist gering, da sie keine Entscheidungen fällt, sondern diese sich zufällig ergeben.
Dabei kann aber auch der Eindruck von Nachlässigkeit entstehen. Dieser Leitungsstil ist das Extrem, wo streng genommen keine Leitungsfunktion mehr erfüllt wird. Wenn die Gruppenleiterinnen wissen was und wie sie tun wollen, kann es aber manchmal auch sehr praktisch sein, eine Pfarrverantwortliche zu haben, die sich kaum einmischt.
3. "Da lang"
"Wenn wir so weiter tun, werden wir uns nie einig. Ich finde, es sprechen am meisten Argumente für XY und deshalb schlage ich vor, dorthin zu fahren."
Dieser Leitungsstil wird partnerschaftlich-fürsorglich genannt. Dabei ist Wertschätzung mit einem hohen Ausmaß an Lenkung gekoppelt. Das führt zu einem Leitungsstil, der viel Sicherheit bietet, weil die Pfarrverantwortliche weiß wo es langgeht und das auch zeigt.
Es zahlt sich für GruppenleiterInnen aber dennoch aus, ihre Meinung zu sagen, da die Pfarrverantwortliche die anderen als ernstzunehmende, gleichwertige Partnerinnen ansieht, deren Meinung genauso wichtig ist, wie die eigene. Das heißt aber nicht, dass sie immer mit dem einverstanden sein muss, was die anderen sagen oder tun, sondern dass man die anderen ernst nimmt und auch im Falle von Auseinandersetzungen fair miteinander umgeht. Dennoch ist klar, dass die Pfarrverantwortliche entscheidet und dass sie auch die Verantwortung für diese Entscheidung trägt.
4. "Was meint ihr?"
"Ich habe den Eindruck, dass wir es so nicht schaffen uns zu einigen. Ich schlage vor, nun alle Argumente niederschreiben und dann darüber abzustimmen."
Hier wird partnerschaftlich-sozialintegrativ geleitet, es gibt viel Wertschätzung und geringe Lenkung. Alle GruppenleiterInnen können mitentscheiden, die Pfarrverantwortliche bemüht sich möglichst demokratisch zu sein und die Mehrheit entscheiden zu lassen. Das bringt den GruppenleiterInnen viele Möglichkeiten sich einzubringen und Gehör zu finden.
Es kann aber auch dazu führen, dass notwendige Entscheidungen unnötig verzögert werden, da auch für einfache Entscheidungen die gesamte GruppenleiterInnen-Runde bemüht wird. Manchmal entsteht der Eindruck, dass die Pfarrverantwortliche keine Entscheidungen treffen will oder kann beziehungsweise dass sie nicht weiß was sie will.
Was ist empfehlenswert?
Vielleicht findest du, dass diese vier Grundtypen recht extreme Stile sind und in der Realität so nicht vorkommen. Da hast du natürlich recht, denn unter den Leitungsstilen von Pfarrverantwortlichen finden sich meistens Mischformen, die sich bei unterschiedlich starker Ausprägung der vier Grundtypen ergeben.
Es wird von deiner Persönlichkeit aber auch von der jeweiligen Situation abhängen, zu welchem Typ du tendierst bzw. welche Art von Entscheidung von dir gefragt ist. Wenn am Lager die Köchin ausfällt, dann ist von der Pfarrverantwortlichen rasch eine Entscheidung gefordert. Sie darf kraft ihres Amtes allein entscheiden, wenn es die Situation erfordert.
Dafür ist sie/er zur/zum Pfarrverantwortlichen gewählt worden, sie trägt auch die Verantwortung dafür. Auch in verfahrenen Situationen, wo um Nichtigkeiten stundenlang gestritten wird, wird es Aufgabe der Pfarrverantwortliche sein, zu entscheiden und auch damit zu leben, dass nicht immer ein Konsens herbeiführbar ist.
Bei inhaltlichen und Stilfragen ist es nicht zielführend, wenn die Pfarrverantwortliche allein entscheidet, wie sich alle zu verhalten haben, da solche Entscheidungen, wenn sie von den Gruppenleiterinnen nicht mitgetragen werden, oft auf Widerstand stoßen und dann zum Gegenteil der erwünschten Wirkung führen. Hier ist es wichtig einen Konsens zu erzielen und die Meinung der anderen Gruppenleiterinnen miteinzubeziehen, auch wenn die Pfarrverantwortliche eine sehr klare Vorstellung davon haben sollte, wohin sie will.
Bei all den Überlegungen solltest du bedenken, dass größtmögliche Wertschätzung für die Beziehung zu deinen Gruppenleiterinnen auf jeden Fall wichtig ist und du deinen Gruppenleiterinnen gerade am Beginn eines neuen Arbeitsjahres auch einmal direkt sagen kannst, dass du ihre Arbeit für gut und wichtig hältst.