Einen Streit oder schwierige Situationen zu lösen, ist keine leichte Sache. Du als Pfarrverantwortliche/r hast die Wahl, dich entweder auf Konflikte einzulassen, oder sie zu ignorieren. Aus Erfahrung weiß ich, dass Letzteres das Problem meist eher noch schlimmer macht, als es zu lösen. Konzentrieren wir uns also auf die erste Wahl: Konfliktsituationen ernst nehmen und (miteinander) eine Lösung finden.
Als Pfarrverantwortliche/r genießt man in der Gruppenleiter/innen-Runde einen gewissen Stellenwert. Die Gruppenleiter/innen schätzen es hoffentlich, dass du dich dieser verantwortungsvollen Aufgabe annimmst und respektieren daher oftmals auch, wie du was entscheidest. Das kann vor allem in Konfliktsituationen sehr wichtig sein, da hier oft eine Entscheidung, ein klärendes Gespräch oder eine passende Handlung von den Verantwortlichen erwartet wird.
Du als Pfarrverantwortliche/r hast die Chance, mit deinen Gruppenleiter/innen einen Weg zu finden, wie man wertschätzend und auf ruhige Art Probleme lösen kann.
Was sind meine Aufgaben in Konfliktfällen?
Als (wahrscheinlich) außenstehende Person solltest du dir, bevor du eingreifst, zuerst ein Bild von der Situation machen und herausfinden, wie es denn zu diesem Konflikt kommen konnte. Versuche nicht schon von vornherein Leute abzustempeln, sondern höre dir immer beide Seiten an. So vermittelst du, dass du objektiv zu einer sinnvollen, fairen Lösung kommen möchtest.
Wenn es um Konflikte mit externen Personen wie Anrainern, Vermietern usw. geht, dann ist es wichtig, dass du dich in jedem Fall hinter Kinder und Gruppenleiter/innen stellst. „In der Jungschar sind wir eine Gemeinschaft…“ und das sollte auch für andere Menschen sichtbar sein.
Du bist in der Jungschar nicht nur für das Wohl der Kinder verantwortlich, sondern auch für den Rahmen, in dem sich Kinder und Gruppenleiter/innen bewegen. Daher liegt es in erster Linie an dir, den Konflikt zu behandeln. Versuche, Kinder und unbeteiligte Gruppenleiter/innen dabei rauszuhalten.
Was sind NICHT meine Aufgaben in Konfliktfällen?
Wenn du in eine Situation gerätst, die dich augenblicklich zum Toben bringen würde, gilt für dich erst einmal durchzuatmen und ruhig zu bleiben. Niemand hat etwas davon, wenn du unkontrolliert in die Runde schimpfst. Denn dann seid ihr von einer Konfliktlösung weit entfernt.
Als Pfarrverantwortliche/r solltest du zwar versuchen, ein gutes Klima innerhalb der Jungschar zu bewahren, allerdings ist es nicht sinnvoll, wenn du jede Zwistigkeit unter Kindern oder Gruppenleiter/innen zum Problem für die ganze Runde machst. Versuche abzuwägen, wann es notwendig ist, dass alle davon erfahren und wann es besser ist, gewisse Konflikte im kleinen Rahmen auszutragen.
Wann liegt die Letztentscheidung bei mir?
Wenn der gute Wille nicht mehr hilft und ein Problem in der Gruppenleiter/innen-Runde schon bis ins kleinste Detail diskutiert wurde, ohne zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen, dann braucht es jemanden, der/die die Letztentscheidung trifft: der/die Pfarrverantwortliche bzw. die Lagerleitung.
Das kann für die betroffene Person manchmal einen Gewissenskonflikt bedeuten: Wie sieht es mit der Frage aus, ob ein Kind vom Lager nach Hause geschickt werden soll? Ich persönlich würde ernsthaft davon abraten, das alleine zu entscheiden. So lange ihr die Möglichkeit habt, im Lagerteam darüber zu beraten, solltet ihr das tun. So eine Entscheidung sollte nicht leichtfertig gefällt werden. Es gilt, alle Vor- und Nachteile gründlich durchzudenken.
Wenn ihr dennoch zu keinem Ergebnis kommt, dann liegt es natürlich an dir, zu entscheiden, was ihr weiter tun wollt. Wenn du dich am Ende zu einer Entscheidung gezwungen fühlst, aber kein gutes Gefühl dabei hast, solltest du das sagen – denn du hast im Endeffekt die Verantwortung für das Lager bzw. die Situation während des Jungscharjahres und da solltest du den für dich passenden Weg einschlagen.
Potentieller Konfliktlösungs-Guru? ...
… Nein, das sollst du nicht werden. Die oben erwähnten Tipps sind keine Garantie dafür, dass du in Zukunft jeden Konflikt lösen wirst. Sie können dir aber dabei helfen, manche Situation schon vorher zu entschärfen und ein gewisses Konfliktpotential gar nicht erst entstehen zu lassen.
Nicht immer liegt es an dir, alleine endgültige Entscheidungen zu treffen. Denn du kannst Leute dazu bringen, selber auf gute Lösungen zu kommen, indem du auf das Arbeitsklima, die Gesprächskultur, persönliche Differenzen, usw. achtest. Wichtig ist, dass es für alle die Möglichkeit gibt, sich einzubringen und ihre Meinung zu sagen, um Konflikte fair zu lösen.
Hanni Traxler