Egal ob mit oder ohne Zeitplanung wirst du schon des öfteren Wochen erlebt haben, wo du von einer Pfarrbesprechung zur anderen hetzt, dazwischen dich über liegengebliebene Projekte ärgerst, die anscheinend niemandem außer dir ein Anliegen sind, die Finanzen für das Sommerlager noch budgetieren solltest und da war doch noch was, ach ja deine Gruppenstunde hast du auch noch vorzubereiten! Außerdem sind da ja auch noch Schule, Studium, Arbeit, Freundinnen,... die auch noch Zeit von dir fordern. Wenn sich dann all dies nicht oder nur sehr gedrängt ausgeht, bleibt oft nur eins übrig: Ermüdung und Frust. Das muss aber nicht sein und darf eigentlich auch nicht sein, denn Jungschararbeit soll dir und allen anderen Spaß machen.
Grenzen beachten
Auch als engagierte Pfarrverantwortliche bist du kein Wunderwutzi, der für alles verantwortlich ist und sich für die Dinge, die niemand macht, aber gemacht gehören, opfern muss. Leider wird das Bild der leidenden Märtyrerin in der katholischen Kirche viel zu oft falsch verstanden und euphorischer Arbeitseifer und Einsatzbereitschaft als Vorstufe zur Selbstausbeutung gesehen. Du machst Jungschararbeit wahrscheinlich neben deiner Ausbildung oder Berufstätigkeit und machst dies, weil es dir ein Anliegen ist (dafür kann es wieder mehrere Gründe geben) und du machst es hoffentlich vor allem auch, weil es dir Spaß macht.
Klar kann es Zeiten geben, in denen es turbulenter zu geht und auch Herausforderungen gibt, die mühsam sind, aber im Großen und Ganzen sollte dir deine Tätigkeit in der Jungschar Freude bereiten und du sie gerne tun. Wenn dieses "Lustgefühl" schwindet und statt dessen Klumpen im Magen, Kopfweh und Widerwillen aufkommen, wenn du dich deiner Pfarre näherst, könnte das damit zusammen hängen, dass du Grenzen, die dir dein Körper und deine Psyche ja signalisieren, schlicht ignorierst! Anders ausgedrückt, machst du dann wahrscheinlich gerade zu viel und solltest "zurückstecken".
Das heißt ja nicht, dass du gleich alles hinwerfen musst und der Pfarre und den Leuten dort den Rücken zudrehen musst. Zu viele Aufgaben und Verantwortungen sind es, wenn du den Überblick verlierst, wenn du vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen kannst. Da solltest du dann erstens einen Schritt zurück treten und dir mal anschauen, was du gerade alles erledigen sollst. Am besten machst du das schriftlich. Wie sich in einem Wald ein Förster nicht um jeden einzelnen Baum kümmern kann, musst du dich als Pfarrverantwortliche auch nicht um jede Kleinigkeit kümmern.
Wahrscheinlich gibt es da Bäume, die schon ganz gut alleine wachsen können, bzw. um die sich vielleicht auch jemand anderer kümmern kann. Und dann sind wahrscheinlich ein paar da, die wirklich deine ungeteilte Aufmerksamkeit benötigen. Nach dieser Priorisierung schaust du dir vielleicht an, welche Bäume gerade blühen oder Früchte tragen und welche vielleicht bereits ihre Blätter verlieren. Also Aufgaben, die vielleicht noch im Wachsen sind, kannst du leichter abgeben, als welche, wo du bei der "Ausreifung" und "Ernte" vonnöten bist und manche Projekte kann man vielleicht überhaupt ruhigen Gewissens vergessen. Denn genauso wie jeder Baum einen bestimmten Platz braucht, um zu gedeihen, Wurzeln zu schlagen, und dabei nicht anderen Bäumen Licht und Platz wegnimmt und es auch nicht klug ist dazwischen noch neue Pflänzchen hineinzuquetschen, sollte der Umfang deiner Aufgaben jenes Maß erreichen, dass sie gut und zufriedenstellend bewältigt werden können, du eine Freude daran hast und mit Genuß den "Wald" beobachten kannst!
Du siehst schon, dass es notwendig ist, die eigenen Grenzen kennen zu lernen, um auch im richtigen Moment NEIN sagen zu können. Und ich weiß sehr wohl, dass das gerade in der Kirche wieder mal sehr schwer ist, denn da müssen wir immer alle lieb und nett zu einander sein und uns gegenseitig helfen! Aber wenn du letztendlich unter der Last deiner Aufgaben und Verpflichtungen zusammenbrichst (und das passiert meist sukzessiv) kannst du niemandem mehr helfen, dann brauchst du oft selbst Hilfe! Aber so weit muss es ja nicht kommen, denn schließlich kannst du ja auch Aufgaben delegieren!
Nicht alles selber machen - Delegieren
Delegieren meint nichts anderes, als etwas "abgeben". Klingt jetzt auch einfacher, als es ist, denn einerseits musst du bereit sein etwas abzugeben und andererseits musst du jemanden finden, der bereit ist, etwas anzunehmen.
Doch ich möchte zuerst einmal beim ersten bleiben, der Bereitschaft, Aufgaben und Verantwortungen zu delegieren. Als Pfarrverantwortliche besteht deine vordergründige Arbeit darin, die Gruppenleiterinnen- Runde zu leiten, den Überblick zu haben. Es gibt einige Aufgaben, die du übernehmen sollest, wie z. B. Vertretungsaufgaben, Kontakt halten und Ansprechperson sein für Pfarrer oder ähnliche Personen. Aber das heißt noch lange nicht, dass von deiner Gruppenstundenvorbereitung, über Lager- und DKA-Leitung, die Vertretung in diversen Ausschüssen, Organisation von Jungscharmessen und Kontaktpflege zu Pfarrmitarbeiterinnen und Eltern du alles alleine machen musst. So lässt sich z. B. die Organisation der Dreikönigsaktion oder die Leitung eines Lagers an zwei Gruppenleiterinnen übertragen. Sicher ist es nicht unklug, den Gruppenleiterinnen anfangs Hilfestellung zu geben evt. in Form einer Checkliste, die du mit ihnen genau durchgehst. Auch ist es sinnvoll, im ersten Jahr vielleicht die Leitung gemeinsam zu übernehmen oder zu mindestens in unmittelbarer Reichweite für Fragen zu sein. Aber danach solltest du ihnen auch zutrauen, dass sie ihre Aufgabe eigenständig verfolgen dürfen. Vielleicht machen sie einige Dinge anders, als du sie machen würdest, vielleicht scheinen dir manche Abläufe anfangs ungewohnt oder sogar kompliziert. Aber du solltet ihnen auch eine Lernphase zugestehen, in der sie auch "Fehler" machen dürfen und ihren eigenen Weg finden können. Also: Mut zum Delegieren!
Zweitens musst du dir natürlich auch ein bisschen überlegen, wem du was delegieren möchtest und letztendlich kommt es auch darauf an, wie du das machst. Hilfreich ist, klare Strukturen zu schaffen und einen Überblick an Tätigkeiten und Verantwortungen zu haben. Angefangen von den großen Brocken Lager, Dreikönigsaktion, Finanzen etc. über Vertretungsaufgaben wie Pfarrgemeinderat, Liturgieausschuss usw. bis zu den "kleineren Aufgaben", wie Materialverantwortung, Schlüsselverwaltung, Müll- oder Bibliotheksverantwortliche. Vor allem bei letzteren solltest du z. B. am Jahresanfang bei einer Jahresplanungsklausur darauf achten, dass jede eine Verantwortung übernimmt. Hier spielt nämlich nicht nur die Entlastung deiner Person eine Rolle, sondern auch die Tatsache, dass jede einzelne etwas zum Gesamtprojekt "Jungschar" beiträgt, dadurch die Identifikation steigt und auch die Wertigkeit jeder einzelnen!
Delegieren aber WIE
Ein paar Kleinigkeiten solltest du beim Delegieren aber beachten, damit es nicht falsch aufgefasst wird.
Kompetenz und Hierarchie
Wie eingangs erwähnt heißt delegieren abgeben und nicht von "oben herab", das heißt, wer auch immer an jemand anderen delegiert, darf dabei keinerlei "Machtverhältnis" ausspielen. Es handelt sich hier um eine Bitte, Arbeit zu erledigen, für die man selbst keine Zeit oder auch Energie mehr hat und das kann ja auch eine ganz ehrenvolle Aufgabe sein, die Verantwortung für das eine oder andere Projekt zu übernehmen. Wenn du eine Aufgabe an jemanden delegierst, solltest du schon überlegen, ob diese Person auch die nötigen Kompetenzen hat, du sie damit nicht überforderst und sie dir auch wirklich Arbeit abnehmen kann. Sinnvoll ist es natürlich alle Mal, dass bekannt ist, wer wofür verantwortlich ist und wer Letztentscheidungen übernehmen darf und kann - das muss klar definiert sein. Schließlich kann z. B. ein Operationsteam auch nicht während einer Operation darüber diskutieren, welche Ärztin für das Schließen der Wunde zuständig ist und wie das passieren soll, denn irgendwann wird die Zeit knapp!
Delegation und Feedback
Nicht nur anfangs sollst du deinen Delegationsempfängerinnen mit Rat zu Seite stehen, auch später ist es wichtig, dass du nachfragst und um Feedback bittest. Hier sollte die Information in beide Richtungen fließen, einerseits um Tipps zu geben und zweitens damit du am Laufenden bleibst. Besonders bei Vertretungsaufgaben ist letzteres besonders wichtig.
Entlastung und Dank
Kommt es bei Aufgaben zu Schwierigkeiten, ist es oft sinnvoll Hilfestellung zu gewähren. Dabei gibst du den Verantwortlichen Rückenstärkung und zusätzliche Sicherheit, musst aber die Aufgaben nicht selbst durchführen. Nach Vollendung von Aufgaben und Vertretungsverantwortlichkeiten kannst du nach einer Besprechung in gemütlicher Runde passende Worte und eventuell. angemessene Aufmerksamkeiten überreichen.
Du siehst also, delegieren kann nicht nur dich entlasten, sondern auch deinen Gruppenleiterinnen ermöglichen, neue Aufgaben zu übernehmen.